08. September 2021, 20:47 Uhr

Angekommen nach schwierigem Start

08. September 2021, 20:47 Uhr
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Von DPA
Drei junge Flüchtlinge arbeiten im Ausbildungszentrum der Siemens Professional Education an der Verdrahtung eines Schaltschranks. FOTO: DPA

- Am Anfang war alles fremd und vieles schwer. Doch mittlerweile sind viele Asylsuchende, die 2015 oder 2016 Hessen erreichten, angekommen. Etwa Mohamad, der vor fünf Jahren Afghanistan verließ. Er fühle sich hier zu Hause. Sechs Jahre ist es her, dass binnen weniger Monate Hunderttausende Menschen nach Deutschland kamen und Asyl suchten. Hessen nahm 2015 etwa 80 000 Menschen auf. In diesem Jahr registrierte das Land bis Ende Juni 4165 Asylsuchende, insbesondere aus Afghanistan, Syrien und der Türkei. Mohamad kam 2016 nach Deutschland. »Am ersten Tag habe ich mich gefragt: Was soll ich jetzt machen in einem Land, das ich nicht gut kenne?«, berichtet er. Die erste Zeit sei nicht leicht gewesen, aber jetzt sei er wirklich zufrieden. Nach Sprachkurs und Praktikum hat er eine Ausbildung zum Maurer mit Zusatzqualifikation Techniker gemacht. Mohamad freut sich, dass er unbefristet angestellt ist. Chef und Kollegen seien sehr nett und er selbst dankbar - gerade denen, die ihm geholfen haben.

»Bleib in Hessen II«

Dazu gehört das Beratungsnetzwerk »Bleib in Hessen II«, das vom Mittelhessischen Bildungsverband in Marburg koordiniert und durch das Bundesarbeitsministerium und den Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Die Mitarbeiter beraten und unterstützen Flüchtlinge bei ihrer Integration in die Arbeitswelt. Dabei sei natürlich die Sprache wichtig, sagt Lydia Koblofsky von der Projektkoordination. »Die Sprach- und Ausbildungsförderung vor allem junger Geflüchteter und das Nachholen von Schulabschlüssen hat sich deutlich verbessert.«

Trotz Corona-Krise seien in Hessen die Beschäftigtenzahlen auch bei den meisten Menschen aus »Asylherkunftsländern« - bis auf Afghanistan und Pakistan - gestiegen, teilte die Regionaldirektion der Arbeitsagentur mit. Eine sozialversicherungspflichtige Stelle hatten zum Stichtag Ende Februar 224 459 der Menschen, das waren etwas mehr - plus 0,6 Prozent - als im Vorjahr. Bei der Jobsuche gibt es laut Arbeitsagentur aber weiter Wermutstropfen: »Das Problem ist immer noch die fehlende berufliche Qualifikation der meisten Flüchtlinge.«

Netzwerke wichtig

Es bleibt also wichtig, den Menschen zu helfen, dabei voranzukommen. »Bleib in Hessen II« nimmt dabei gerade auch geflüchtete Frauen in den Blick. Von ihnen seien im Vergleich zu den Männern deutlich weniger berufstätig, sagt Koblofsky. Der Frauenanteil bei den Beratungen sei aber gestiegen, von 15 Prozent im Jahr 2017 auf 34 Prozent 2020. »Durch die Corona-Pandemie ist die Quote in diesem Jahr wieder leicht gesunken.

Einen Job zu haben wird gemeinhin - neben der Sprache - als ein wichtiger Aspekt zur Integration gesehen. Wann diese gelungen ist, lässt sich schwer messen, wie Olaf Kleist vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung in Berlin sagt: »Fundamental gehören die Rechte dazu, also Aufenthaltstitel. Was darauf aufbaut, sind die Kompetenzen zur Teilhabe in einer Gesellschaft wie Sprache oder kulturelle Kenntnisse. Aber vor allem auch, dass die Personen Verbindungen haben in die Gesellschaft, durch Freunde oder Bekannte. Solche Netzwerke sind eine wichtige Grundlage.« dpa



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