- Bei der Entschärfung einer 250 Kilogramm schweren Weltkriegsbombe ist es gestern in Hanau zu Verzögerungen gekommen. »Leider ist eine kontrollierte Sprengung nötig«, sagte ein Sprecher der Stadt. Diese konnte am Abend erfolgreich vorgenommen werden. Den Experten des Kampfmittelräumdienstes gelang es zuvor nicht, den Sprengkörper wie zunächst geplant ohne Sprengung zu entschärfen. Sie konnten zwar einen Zünder ausbauen, den zweiten jedoch nicht.
Damit verlängerte sich auch die Evakuierung des Gefahrengebiets - seit gestern Morgen mussten rund 16 000 Menschen in einem Umkreis von 750 Metern um die Fundstelle ihre Wohnungen verlassen. Die Notunterkunft für betroffene Bürgerinnen und Bürger, die nicht bei Freunden oder Angehörigen unterkommen können, blieb in der Main-Kinzig-Halle bestehen.
Von der Evakuierung betroffen waren auch rund 3000 Beschäftigte des Technologiekonzerns Heraeus. Auf dessen Gelände war der Blindgänger am Vortag bei Abrissarbeiten entdeckt worden. Die Beschäftigten hatten das Gelände daraufhin bereits am Dienstag verlassen und waren am Mittwoch nicht zur Arbeit gekommen.
Seit morgens um 8 Uhr war die Polizei von Haus zu Haus gegangen, hatte die Menschen über die Maßnahmen informiert und sie aufgefordert, die Gebäude im Sicherheitsradius zu verlassen. Auch ein Krankenhaus musste teilgeräumt werden, ein Großteil der Maßnahmen hatte bereits am Vortag begonnen. Von den 550 Patienten, die im Haus gewesen seien, seien 100 planmäßig entlassen worden, sagte eine Sprecherin des Klinikums. Weiteren 100 Personen, deren Aufnahme geplant war, wurde demnach abgesagt. 70 Patienten kamen in ein anderes Krankenhaus oder auch in ein Bürgerhaus. Nach einer Begehung durch den Kampfmittelräumdienst hätten 180 Patienten im Klinikum bleiben können, hieß es. Darunter auch Intensivpatienten, die in einen hinteren Gebäudeteil verlegt wurden. Wann sich der Klinikbetrieb wieder normalisiert, war zunächst nicht absehbar.
Auch Bewohner eines Altenzentrums wurden vorübergehend in eine Halle gebracht. Betroffen waren zudem mehrere Schulen sowie Kindertagesstätten.
Im Sicherheitsbereich um die Fundstelle kam es auch zu Straßensperrungen. Neben dem Autoverkehr waren davon eine Reihe von Hanauer Buslinien betroffen, wie der Rhein-Main-Verkehrsverbund auf seiner Homepage mitteilte. Zudem gab es Einschränkungen auf der Regionalbahn-Linie RB49 von Hanau nach Friedberg. Hier wurde der Abschnitt zwischen dem Hanauer Hauptbahnhof und dem Nordbahnhof wegen der Entschärfung gesperrt. Dort fuhren Ersatzbusse. dpa