16. März 2021, 21:02 Uhr

Bouffier verteidigt Schulöffnung

Regierungschef Bouffier will die Hessen mit dem Dreiklang »Vorsicht - Vertrauen - Verantwortung« durch die Corona-Pandemie lotsen. Für die Landtagsopposition handelt die schwarz-grüne Koalition dagegen ohne Weitblick und durchdachte Strategie.
16. März 2021, 21:02 Uhr
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Von DPA
Die Bereitstellung der kostenfreien Corona-Tests in den Testzentren funktioniert laut Volker Bouffier, und auch beim Impfen sieht der Ministerpräsident Hessen auf einem guten Weg - trotz des Impfstopps für Astrazeneca. FOTO. DPA

Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) geht trotz des vorläufigen Stopps von Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca bis Mai von ausreichend Impfstoff für einen großen Teil der Bevölkerung in Hessen aus. Er halte es für realistisch, dass im Sommer dann zwischen 50 und 60 Prozent der Menschen in Hessen zweimal geimpft sind, sagte Bouffier am Dienstag in seiner Regierungserklärung im hessischen Landtag in Wiesbaden. Deshalb sei er auch sehr zuversichtlich, dass die Menschen nach so langer Zeit im Sommer wieder in den Urlaub fahren können.

Der Regierungschef betonte das große Interesse der Landesregierung, die Corona-Impfungen in die Hände der niedergelassenen Ärzte und Betriebsärzte zu legen. Es dürfe aber nicht passieren, dass ältere Menschen aus den Impfgruppen eins und zwei sowie Personen mit Vorerkrankungen durch den Rost fallen, weil die bislang vorgegebene Impfreihenfolge dann nicht mehr eingehalten werde. Solange das nicht gewährleistet und nicht genügend Impfstoff vorhanden sei, werde man ohne die Impfzentren nicht auskommen.

Selbsttests wichtig für Teststrategie

Die Bereitstellung der kostenfreien Corona-Tests in den Testzentren funktioniert in Hessen nach Angaben von Bouffier mittlerweile recht ordentlich. Für eine möglichst breite Anwendung einer Teststrategie komme aus seiner Sicht jedoch eigentlich nur der Selbsttest in Betracht.

Die Antigenschnelltests, die nur mit geschultem Personal durchgeführt werden können, seien dafür logistisch und personell zu aufwendig, erklärte Bouffier. Das Land setzte daher auf die Selbsttests, die erst vor wenigen Wochen zugelassen wurden, aber zwischenzeitlich auch im großen Umfang bald erhältlich seien. Knapp 15 Millionen dieser sogenannten Test-Kits seien bereits gesichert worden. Diese Selbsttests sollen in den Schulen bei den Lehrern und Schülern sowie bei den Erzieherinnen in den Kitas eingesetzt werden, sagte der CDU-Politiker.

Bei den Kosten von derzeit etwa vier Euro pro Test sei es aber ausgeschlossen, vom Staat mit Steuergeld alle Bürger so zu versorgen, dass sie auch entsprechend eine größere Anzahl dieser Test-Kits erhalten. Deshalb könne es nur so gehen, dass die Bürger für Freizeitaktivitäten wie Veranstaltungen oder den Besuch eines Lokals dann selbst für diese Kosten aufkommen müssen.

Der Ministerpräsident verteidigte den Beschluss der Landesregierung, die Schüler ab der siebten Klasse bereits vor den Osterferien mit Präsenztagen wieder auf den Wechselunterricht in der Schule ab Mitte April vorzubereiten. Gerade die Lehrerverbände hätten das gefordert, seien nun aber wegen der Corona-Schutzmaßnahmen die größten Kritiker. Für die Pädagogen bestehe das Angebot zur anlasslosen kostenfreien Corona-Testung aber bereits seit Monaten.

Die Schutzausstattungen an den Schulen von Lüftern und ähnlichen Geräten könnten von den Schulträgern längst angeschafft sein. Schon im vergangenen September habe das Land den Schulträgern 75 Millionen Euro dafür zur Verfügung gestellt. Es sei nicht das Versäumnis der Landesregierung, dass zum Beispiel in einer Stadt wie Frankfurt bis heute kein einziges entsprechendes von der Stadt angeschafftes Gerät stehe, mahnte der Regierungschef.

Bouffier versicherte, dass die Landesregierung wegen der Öffnung der Schulen reagieren werde, wenn die Inzidenzen landesweit über 100 steigen. Wegen der konkreten Maßnahmen für die Schulen wolle er jedoch noch die nächste Ministerpräsidentenkonferenz abwarten, da fast alle Länder vor dieser Frage stehen.

SPD-Oppositionsführerin Nancy Faeser warf der Landesregierung eine mangelnde Fehlerkultur in der Corona-Pandemie vor. Die Teststrategie in den Alten- und Pflegeheimen habe etwa nicht funktioniert. Rund 3000 Menschen seien in diesen Heimen im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben. Faeser warb dafür, Verkäuferinnen in den Geschäften in eine höhere Priorisierungsgruppe beim Impfen aufzunehmen - sollte genügend Impfstoff vorhanden sein. Außerdem müsse es bei den Impfterminen für ältere Menschen, die zu Hause gepflegt werden, schneller vorangehen.



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