- Ein wirksames Bekämpfungsmittel gegen die Varroamilbe, den gefährlichsten Feind der Honigbiene, sind resistente Zuchtlinien. Die von der EU-Kommission von 2018 bis 2021 finanzierte Studie »EurBeST« befasste sich mit der Frage, wie der Einsatz resistenter Bienen in der Imkerei ausgebaut werden kann. Das Bieneninstitut Kirchhain, das beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen angesiedelt ist, koordinierte das europaweite Vorhaben. Die Ergebnisse unterstützen eine effiziente Varroabekämpfung mit reduziertem Einsatz von Arzneimitteln zum Wohle der Bienen. Resistente Bienen sind in der Lage, befallene Brutzellen zu identifizieren und die Brut mitsamt Milbe zu entfernen. Sie kommen so einer massenhaften Ausbreitung des Parasiten im Volk zuvor. Die Studie hat untersucht, bei welchen Rassen und Zuchtlinien diese Eigenschaft besonders ausgeprägt ist und unter welchen Haltungs- und Umweltbedingungen Bienen sie zur Entfaltung bringen.
Honigerträge hoch
Im Rahmen dieser größten jemals zur Bienenzucht in Europa durchgeführten Untersuchung wurden unter anderem mehr als 2500 Königinnen aus 23 ausgewählten Zuchtbeständen in fünf europaweit angesiedelten Fallstudien getestet. Darunter fand auch eine seit Jahren entsprechend ausgelesene Zuchtlinie des Bieneninstituts Kirchhain Berücksichtigung.
Insgesamt überzeugten die in Deutschland gezüchteten Bienen im internationalen Vergleich durch gute Verhaltenseigenschaften und durchweg hohe Honigerträge. Besonders ermutigend: Der Varroabefall der meisten Kirchhainer Bienenvölker lag - trotz des Verzichts auf Bekämpfungsmaßnahmen - am Ende der einjährigen Prüfung im Sommer 2020 unter der kritischen Behandlungsschwelle von drei Milben je zehn Gramm Bienen.
Dr. Ralph Büchler, Leiter des Bieneninstituts Kirchhain und zuständiger Studienleiter, bilanziert: »Die Ergebnisse belegen eindrucksvoll, wie wichtig nachhaltige Zuchtauslese für die Leistungsfähigkeit, das Verhalten und nicht zuletzt die Varroaresistenz der Bienenvölker ist. Gute Zuchtvölker tragen ganz erheblich zum wirtschaftlichen Erfolg der europäischen Berufsimkereien bei. Dabei spielt die Anpassung der Zuchtlinien an die jeweiligen lokalen Umwelt- und Haltungsbedingungen eine besondere Rolle. Um diese zu entwickeln, müssen Königinnenzüchter und Prüfbetriebe mit wissenschaftlicher Unterstützung in regionalen Zuchtprogrammen zusammenarbeiten.« pm