- Die Untertunnelung der Stadtautobahn bleibt politisches Thema in Marburg: Die lokale Agenda AG Nachhaltige Stadtentwicklung verweist in einer Stellungnahme an den Umweltausschuss darauf, dass eine Untertunnelung ein wichtiger Baustein wäre, dem Ziel der Klimaneutralität näher zu kommen. Bereits mehrfach in der Vergangenheit hat das Stadtparlament Beschlüsse gefasst, in denen die Untertunnelung der Stadtautobahn gefordert worden ist - geschehen ist nichts.
»Gefahr im Verzug«
Seit Jahren steht im städtischen Haushalt auch eine Summe in Höhe von 60 000 Euro, die für eine Machbarkeitsstudie gedacht ist. Sie soll zu jeweils einem Drittel von Stadt, Land und Bund aufgebracht werden - auch hier: Geschehen ist nichts.
Immerhin sagt der persönliche Referent des Oberbürgermeisters, Philipp Höhn, gegenüber der »Oberhessischen Presse« Marburg: »Die Mitte der 2010er Jahre diskutierte Untertunnelung ist weiterhin eine prüfenswerte Option, weshalb für eine weitergehende Untersuchung auch Mittel im Haushalt stehen.« Der Haken: Voraussetzung ist hierfür weiterhin die vereinbarte Drittelfinanzierung zwischen Bund, Land und Kommune. Und da schieben sich die Beteiligten gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Derzeit ist es der Bund, der sein Scherflein beizutragen offenbar nicht gewillt ist.
Wie lange die Bahnhofsbrücke hält, ist unklar. Laut Agenda-Gruppe haben Studierende der TH Mittelhessen vor wenigen Jahren eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren prognostiziert - allerdings mit dem Zusatz: »Wenn sich der Schwerlastverkehr nicht erhöht.« Deshalb müsse das Projekt »Sanierung der Hauptbahnhofsbrücke« noch nachträglich in den Bundesverkehrswegeplan für 2030 aufgenommen werden, fordert Agenda-Mitglied Gerhard Haberle. Da wegen der langen Vorlaufzeiten »Gefahr im Verzug« sei, müsse die Machbarkeitsstudie nun »zeitnah in Auftrag gegeben werden«.
Die Stadt setzt unterdessen auf Zeit: Um die Mobilität der Zukunft für Marburg gemeinsam mit der Stadtgesellschaft und allen Interessierten zu gestalten, sei sie gerade »mitten im Prozess des gesamtstädtischen Mobilitäts- und Verkehrskonzepts MoVe35«, sagt Philipp Höhn. Ein Ergebnis mit konkreten Handlungsempfehlungen sei für die zweite Hälfte des Jahres 2022 geplant. »Bislang haben sich an diesem Prozess schon fast 3800 Menschen beteiligt«, so Höhn. Aktuell, so schätzt es Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (SPD) ein, »ist die B3a-Brücke am Hauptbahnhof nach Auskunft vom Eigentümer Hessen Mobil noch in gutem Zustand, weshalb eine bauliche Veränderung aktuell kein Thema ist«. Klar sei aber, dass eine vierspurige Brücke, die die Stadt in zwei Hälften schneidet, mehr eine Antwort aus dem letzten Jahrhundert als ein zukunftsweisendes Mobilitätsprojekt ist. »Das würde man heute sicher nicht mehr so bauen«, sagt Spies. Was anstelle der wichtigsten Verkehrsader der Stadt kommen soll, darüber gibt es kein schlüssiges Konzept. Till Conrad