Zum Start der Corona-Schutzimpfungen für die zweite Gruppe der Impfberechtigten am Freitag sorgt das vorgezogene Impfangebot für Grund- und Förderschullehrer sowie Kita-Betreuer für Diskussionsstoff. Gewerkschaftsvertreter halten frühere Impfungen für die Pädagogen für überfällig und fordern zugleich eine rasche Ausweitung auf die Beschäftigten aller Bildungseinrichtungen. »Wer Kitas und Schulen öffnet und offen halten will, muss für den Gesundheitsschutz der Beschäftigten sorgen«, erklärte etwa die Co-Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Birgit Koch.
Nötig seien auch die Versorgung mit Schnelltests und ein Stufenplan, der sich an der Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb der vorangegangenen sieben Tage - der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz - ausrichte, so Koch. »Außerdem halten wir die anlassfreie Testung bei Beschäftigten und Kindern weiterhin für einen wichtigen Baustein, um die Pandemie im Griff zu behalten.«
Die zweite Priorisierungsgruppe umfasst rund 1,5 Millionen Menschen in Hessen. Dazu gehören Senioren im Alter von 70 bis 79 Jahren sowie Menschen mit einem hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf wie etwa Menschen mit Trisomie 21, mit Lungenkrankheiten sowie mit Demenz oder schweren psychischen Erkrankungen. Aufgrund ihres Berufs sind zudem Ärzte, zahlreiche Pflegeberufe sowie auch teilweise Polizisten impfberechtigt. Erst vergangene Woche waren nach einer entsprechenden Entscheidung des Bundesgesundheitsministeriums die Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen sowie das Kita-Personal in diese Gruppe aufgenommen worden.
Eine Grundschullehrerin aus dem Main-Kinzig-Kreis, die ihren Namen nicht nennen wollte, zeigte sich erleichtert darüber, dass sie bald ihre Corona-Schutzimpfung erhalten soll. »Ich finde es wichtig und richtig, dass das jetzt passiert, dass wahrgenommen wird, dass auch wir auf unserer Arbeitsstelle Infektionsrisiken ausgesetzt sind«, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Während des Lockdowns war die Pädagogin an zwei Tagen pro Woche in der Notbetreuung der Schule tätig und hat zudem eine zweite Klasse per Videokonferenzen, selbst gemachten Lernvideos sowie über Wochenpläne unterrichtet. Seit Montag vergangener Woche sind die Kinder im Wechselunterricht wieder in der Schule. Dabei würden alle Regeln wie die Maskenpflicht, Händehygiene und Abstandhalten beachtet - gerade Letzteres falle aber bei so jungen Kindern in der Grundschule schwer, sagte die Lehrerin. »Ich bin wirklich dankbar, dass wir jetzt geimpft werden, da ist es auch sekundär, mit welchem Impfstoff«, sagt sie.
Nach Angaben eines Innenministeriumssprechers werden die Grundschullehrer und Erzieher in erster Linie mit dem Impfstoff von Astrazeneca geimpft, von dem Hessen zuletzt 112 800 Dosen in zwei Lieferungen erhalten hatte. Dieser darf nur bei Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren eingesetzt werden. Impfdosen von Biontech und Moderna sollten vornehmlich für ältere Menschen bereitgehalten werden, sagte der Sprecher.
Das Land Hessen will für Grundschullehrer und Mitarbeiter in der Kindertagesbetreuung Sammeltermine für die Corona-Schutzimpfung anbieten. Kommunen und Schulleiter sollen den Bedarf erfassen und an das Schulamt weiterleiten. Die Namen der Interessierten sollen dann vom jeweiligen Staatlichen Schulamt an das örtlich zuständige Impfzentrum weitergeleitet werden, das die Sammel-Impftermine organisiert. Die impfberechtigten Lehrer und Erzieher können sich aber auch individuell telefonisch oder online für Impftermine anmelden. Parallele Anmeldungen über das Schulamt und über das Portal sollten vermieden werden. Eine positive Bilanz zog der Sprecher für die Alten- und Pflegeheime, in denen mittlerweile 83 Prozent der Bewohner mindestens ihre erste Impfung gegen Covid-19 erhalten hätten.