Seit 1996 lebt Stefan Lörner in der Karibik. Schon immer vom Fernweh infiziert, ist der Grünberger mit seiner Frau Annette auf Dominica sesshaft geworden. Das Paar betreibt das Hotel »Tamarind Tree«, zehn Minuten vom Strand entfernt. Wie ist das, Weihnachten bei sommerlicher Hitze und Meeresrauschen im Ohr?
So manche Grünberger werden sich noch an ihn erinnern: Stefan Lörner. Nicht zuletzt die Gäste des Restaurants »Zum Bahnhof«, wo er von 1993 und 1995 jobbte. Anfang 30, zog es ihn dann in die Karibik, wo er sich mit seiner Schweizer Ehefrau Annette den Traum von einem Leben unter südlicher Sonne erfüllte. Auf der Antillen-Insel Dominica betreiben die beiden seit 1996 ihr Hotel »Tamarind Tree«. Und werden dort auch am heutigen Abend Weihnachten feiern.
»Stille Nacht« bei 28 Grad im Schatten
»Zum 21. Mal begehen wir das Fest in unserer nicht mehr so neuen Heimat«, berichtete dieser Tage der 54-Jährige dieser Zeitung. Nicht mehr so neu sind daher auch die etwas anderen äußeren Bedingungen, 7500 Kilometer jenseits von Grünberg: Sonne statt Regen, und das bei 28 Grad Lufttemperatur.
Was nicht verwundert: Als Mitteleuropäer, beide sind in einem christlichen Umfeld groß geworden, haben sie die geliebten Traditionen in die Karibik mitgenommen. Sei es nun der Adventskranz, der Weihnachtsbaum (freilich keine Nordmanntanne) oder selbstgebackene Zimststerne – all das findet man auch im »Tamarind Tree« an der Westküste Dominicas.
Warten auf Santa Claus
Wie Stefan Lörner erzählt, hätten er und seine Frau – solange Sohn Nathan noch klein war – sogar regelmäßig einen »Plätzchenbacktag« veranstaltet. Dazu sollte man wissen: Der Grünberger hatte in jungen Jahren bei der Bäckerei Philippi in Nieder-Ohmen gelernt. Dazu durfte Nathan all seine Freunde einladen. Oft beteiligten sich an dem Backen auch die Hotel-Angestellten, und sie brachten auch ihre Kinder mit. »Das war immer ein Riesenspaß«, erinnert sich Annette Peyer-Lörner. Nachvollziehbar, stellt man sich vor, wie bis zu 15 Kinder und fünf Erwachsene durch die Küche wuselten und aus Eier und Mehl, Zucker und Salz leckere Plätzchen buken. Dieserart Küchenpartys sind freilich längst passé, der Sohnemann ist erwachsen.
In der ehemals britischen Kolonie leben heute rund 72 000 Menschen. Darunter einige wenige Tausend Insel-Kariben oder Kalinagos, wie die indigene Bevölkerung genannt wird. Rund 98 Prozent der Dominicaner sind Christen. Was erklärt, dass auch auf der »Insel über dem Wind« Jesu Geburt groß gefeiert wird. Weihnachtsbaum und -lieder, jede Menge jahreszeitliche Deko, all das wird daher gern genommen. Nur wirkt britische Einfluss auch in diesem Teil des Commonwealth: Auf Dominica kommt nicht das Christkind an Heiligabend, sondern Santa Claus tags darauf. Lörner: »Bis heute haben wir nur nicht rausgekriegt, wie er in die Häuser kommt, haben die bei uns doch keine Kamine...« Die Lörners begehen Heiligabend ganz in Ruhe. Um Mitternacht besuchen sie den Gottesdienst in ihrer Gemeinde Salisbury. Gegen 2 Uhr erst ist die Kirche aus, wünschen sich die Menschen beim Spaziergang nach Hause »Frohe Weihnachten«.
Hurrikan-Folgen allgegenwärtig
Nicht anders als in Oberhessen wird am Ersten Feiertag groß aufgetischt, kommen die Familien zusammen. »Wir bereiten am 24. und 25. Dezember ein traditionelles Weihnachtsmahl für unsere Gäste, laden Freunde ein«, erzählt der einstige Grünberger. »Sind es nicht zu viele, setzen wir uns alle an einen großen, festlich gedeckten Tisch«.
Ende des Vorjahres dürfte vielen Dominicanern nicht zum Feiern zumute gewesen. Lag doch der Hurrikan »Maria« erst wenige Wochen zurück. Auf ihrer Insel hinterließ er eine Spur der Verwüstung, die Zahl der Opfer wird mit rund 50 angegeben.
Tourismus als Wirtschaftsfaktor
Die Lörners kamen mit dem Schrecken davon. Am »Tamarind Treee« aber richtete der Wirbelsturm massive Schäden an. »Dennoch waren wir eines der ersten Hotels, die am 14. Januar 2018 wieder aufgemacht haben«, berichten die beiden nicht ohne Stolz. Sie hatten alles daran gesetzt, möglichst schnell wieder Gäste empfangen zu können. Nicht nur für sie persönlich von größter Bedeutung war das. Sondern auch für das Land, für die Menschen, von denen viele vom Tourismus leben. »Inzwischen hat sich Dominica wieder gut erholt. Im Gegensatz zu den anderen Inseln sieht es dort schon wieder fast normal aus«, schließt Annette Peyer-Lörner, die auch Touristen über den berühmten Wanderweg »Waitukubuli Trail« führt. Der durchmisst in großen Teilen den – von Maria »arg zerzausten« – Regenwald. Dennoch: »Dominica ist und bleibt die Schönste, nur in einem neuen Kleid!«, endet die Weihnachtsbotschaft aus der Karibik. Verbunden mit den besten Wünschen für die Daheimgebliebenen.
Preis für Freiwilligen-Projekt
Das Ehepaar Lörner startete 2017 ein Spenden- und Freiwilligen-Projekt, für das die Gilde britischer Reisejournalisten vor wenigen Tagen nun den Preis »Bestes Tourismusprojekt weltweit« verlieh. Gäste ihres Hotels, die bei der Wiederherstellung des vom Hurrikan »Maria« zerstörten berühmten Waitukubuli National Trails halfen, erhielten einen Rabatt. Annette Peyer-Lörner kennt den Trail wie ihre Westentasche, seit 15 Jahren ist sie Tourenführerin auf dem mit 185 km längsten Wanderweg der Karibik (weitere Informationen unter hotel@tamarindtreedominica.com).