Wie die Kommunen im Lumdatal Jugendprojekte fördern
Seit zwei Jahren bietet die »Partnerschaft für Demokratie« Jugendlichen im Lumdatal die Möglichkeit, eigene Projekte zu starten Ende 2019 läuft das Programm aus. Wie geht es weiter?
03. April 2019, 05:00 Uhr
Von Jonas Wissner
Das Jugendforum der »Partnerschaft für Demokratie« hat unter anderem einen musikalischen »Soundclash« auf die Beine gestellt. (Foto: vh)
Kommunen geben viel Geld für Kitas aus, wollen für junge Familien und Senioren gleichermaßen attraktiv sein. Doch eine Gruppe ist in Parlamenten eher am Rande Thema – etwa dann, wenn im Jugendzentrum über die Stränge geschlagen wurde: Die Interessen Jugendlicher finden in den Kommunen mitunter wenig Gehör.
Um das zu ändern, hat 2017 die »Partnerschaft für Demokratie« ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist, die Zivilgesellschaft im Lumdatal zu stärken. Dafür gab es einen konkreten Anlass: Eine rechte Kameradschaft hatte 2012 Aufkleber mit Parolen verklebt, Sachbeschädigungen begangen, Kommunalpolitiker bedroht. Es folgten Runde Tische und zahlreiche Diskussionen.
»Die Kameradschaft wurde zerschlagen – daher konnten wir dann vor allem präventiv arbeiten«, sagt Franziska Ospald. Gemeinsam mit Andreas Schaper koordiniert sie die Arbeit der Partnerschaft. Damit das Lumdatal am bundesweiten Programm teilnehmen kann, wurde der Staufenberger Verein IM-PULS zum Arbeitgeber der Koordinatoren.
Die Jugendlichen haben ihre eigenen Interessen. Sie können nun selbst Anträge stellen
Jugendpfleger Sven Iffland
Seither war die Initiative in vielen Bereichen aktiv. Vor allem das offene Jugendforum, bestehend aus rund 20 Jugendlichen aus dem Lumdatal, hat Akzente gesetzt: ein Wahlaufruf zur Bundestagswahl, eine Podiumsdiskussion zur Lumdatalbahn, ein Fußballturnier, ein Konzertabend, eine Fahrt in die Euthanasie-Gedenkstätte Hadamar und mehr.
Außerdem kann das Forum aus eigenem Budget Projekte fördern – Mitmach-Treffs, bei denen Kinder selbst die Tagesordnung bestimmen oder Anschaffungen für Jugendräume wurden so finanziert.
Das Jugendforum hat auch eine Halfpipe modernisiert. (Foto: vh)
»Die Jugendlichen haben ihre eigenen Interessen. sie können nun selbst Anträge stellen und müssen nicht warten, bis ihnen die Verwaltung eine Bank vor das Jugendzentrum stellt«, sagt der Staufenberger Jugendpfleger Sven Iffland. Bei der Verteilung ihres Budgets seien die Jugendlichen überaus sparsam. Das Jugendforum ermögliche ihnen, selbst Erfahrungen zu sammeln und für ihre Interessen einzustehen.
Ziel: Satzung für Kinder- und Jugendvertretungen
Ein Projekt beschäftigt zurzeit die Kommunalpolitik: Das Jugendforum will in allen vier Kommunen eine einheitliche, selbst erarbeitete Satzung für Kinder- und Jugendvertretungen installieren. In Lollar wurde das Parlament bereits überzeugt, in Rabenau immerhin ein Ausschuss. In Staufenberg und Allendorf wird bald darüber beraten.
Ende des Jahres läuft die Förderung aus. Allerdings soll das Bundesprogramm verstetigt werden, der Förderaufruf vom Bund wird im April erwartet. Ab August besteht dann laut die Möglichkeit, sich erneut zu bewerben. Ob die Lumdatalkommunen sich wie bisher mit jeweils knapp 7 000 Euro jährlich beteiligen müssten, ist noch unklar. Parlamentsbeschlüsse, die sich für die Fortführung aussprechen, werden aber wohl nötig sein.
Auch zum Thema Lumdatalbahn wurde diskutiert. (Foto: vh)
Was sagen die Bürgermeister zu einer Verlängerung? Staufenbergs Bürgermeister Peter Gefeller (SPD) ist »Feuer und Flamme«. Die Initiative sei als »zartes Pflänzchen« gestartet und seit 2017 vieles erreicht worden. Auch sein Lollarer Amtskollege Dr. Bernd Wieczorek (parteilos) »würde eine Fortführung des Projektes begrüßen, um eine Nachhaltigkeit zu gewährleisten«. Man hoffe auch, damit das Interesse Jugendlicher an der Kommunalpolitik zu steigern, »was uns in der Vergangenheit nur beschränkt gelungen ist«. Thomas Benz (FW), Bürgermeister in Allendorf, und der Rabenauer Rathauschef Florian Langecker (CDU) sprechen sich ebenfalls für eine Fortführung der Partnerschaft aus. Beide verweisen jedoch darauf, dass die Haushaltslage angespannt sei.
Jugendforum als Herzstück
Über die Bereitstellung der kommunalen Anteile hätten jeweils die Parlamente zu entscheiden. »Ich denke, da sollte man nicht kleinlich sein«, sagt Langecker – zumal Rabenau als einzige Kreiskommune derzeit keine Jugendpflege unterhält. Womöglich wird eine finanzielle Beteiligung im Fall einer Wiederauflage aber nicht nötig sein.
Das Jugendforum als Herzstück funktioniert »super«, sagt Koordinatorin Ospald. »Es wäre aber schwierig, wenn es ohne Begleitung laufen würde«. Warum sollten die Lumdatal-Parlamentarier einer Verlängerung zustimmen? Die Koordinatoren sind sich einig: Man dürfe nun nicht abbrechen, wo doch gerade einiges umgesetzt worden sei und weitere Kreise von Jugendlichen erreicht würden. »Das wäre für viele eine große Enttäuschung«, sagt Ospald.
Info
»Dabeisein im Lumdatal/Partnerschaft für Demokratie«
Die »Partnerschaft für Demokratie« im Lumdatal wird im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben« seit 2017 gefördert. Die vier Lumdatalkommunen teilen sich eine halbe Stelle für die Koordination des Projekts, federführendes Amt ist das Kinder- und Jugendbüro der Stadt Staufenberg. In einem Begleitausschuss, bestehend aus Bürgermeistern, zivilgesellschaftlichen Vertretern und Jugendlichen, werden Leitlinien abgestimmt. Der Bund stellt jährlich maximal 110 000 Euro für »Dabeisein im Lumdatal« zur Verfügung. Davon werden zwei Koordinatorenstellen in Teilzeit bezahlt. Außerdem können Jugendliche wie Erwachsene eine Förderung von Projekten beantragen. Über Auszahlungen aus dem Fördertopf für Jugendliche entscheidet das Jugendforum Lumdatal. (jwr)