Wo Blues auf Hessens Nationalfrucht trifft und hessische Mundart auf Südstaatenklänge, da ist »Blues, Schmus + Apfelmus«. Bei besten Sonnenscheinwetter - nur selten hatte es der Wettergott so gut wie diesmal mit dem Festival im Laubacher Schlosspark gemeint - ging gestern die 26. Auflage zu Ende. Und so viele Besucher wie selten zuvor hatten von Freitag bis Sonntag die Veranstaltung besucht. Auf den vier Bühnen - Zirkus- und Apfelweinzelt, Mundartbühne und Gelbe Pagode - hatten diesmal rund 30 Bands und 70 Musiker ihr Können gezeigt. Und dazu bei mehreren Workshops Tipps an interessierte Laien weitergegeben.
Die Veranstalter, die städtische Kultur und Bäder GmbH, ist zufrieden: »Es ist ein sehr gutes Ergebnis«, zieht Markus Stiehl am Sonntagabend Bilanz. »Das gute Wetter hat entscheidend dazu beigetragen.« Das habe man auch an den Besucherzahlen gemerkt. »Wir sind stolz darauf, ein so erfolgreiches Festival geboten zu haben, und man sieht, dass unsere Veränderungen ankommen«, ergänzt Stiehl. Und meint damit die Öffnung für ein weiteres Genre, gab es diesmal doch ein, zwei Bands, die sich dem Folk verschrieben haben. »Auch was nicht reiner Blues ist, findet hier seinen Platz.« Die Bands kamen wieder aus ganz Deutschland, und wiederum galt für alle ein Maßstab: hohe Qualität.
So standen beispielsweise Fans am Samstagabend Schlange vorm Apfelweinzelt, wo die »Bluesanovas« mit Blues-Boogie-Woogie begeisterten. Ebenso starken Applaus gab es am Sonntagvormittag bei den Klezmer-Klängen von »Schmackes«. Viele weitere Topacts kamen hinzu, genannt seien etwa Jim Panse & Band und die Schroeter/Breitfelder-Band, die das Publikum vergnügt mitswingen ließen. Letztmals Stiehl: »So kann es weitergehen. Es ist gut, dass wir die Vielfalt erhöht haben.«
Überhaupt ist es diese entspannte Atmosphäre, die dem Laubacher Bluesfestival seinen Charme gibt. Wohin man auch schaute, ließen es sich die Besucher in der grünen Oase des Schlossparks gut gehen. Mit Decke auf der Wiese oder vor den Bühnen genossen sie die Rhythmen. Nicht zu vergessen ist, dass die Veranstalter an die Familien denken: Für die Bespaßung der Kinder war bestens gesorgt, unter anderem auf den drei Hüpfburgen.
Für alle Altersgruppen gab es neben den musikalischen Überraschungen viel zu entdecken: Historische Traktoren und Oldtimer beispielsweise oder die Budengassen mit Kunsthandwerk, Seifen, exotischem Schmuck und Kleidung oder Keramiken. Kulinarisch drehte sich vieles um die »Starfrucht« des Festivals, den Apfel: Liköre, Weine, Pfannkuchen und vieles mehr zeugten von der Verbindung des Festivals zur Region - in flüssiger und essbarer Form. Und auch sonst musste bei dem vielfältigen Angebot keine Kehle trocken und kein Magen leer bleiben. Längst auch Tradition und dem Festivalmotto entsprechend ist der »Apfelweinanstich«. Die Aufgabe, das 30-Liter-Fässchen anzustechen, meisterte in diesem Jahr eine veritable Majestät: Isabella I, ihres Zeichens Kürbiskönigin zu Villingen.
Laubach ist nicht New Orleans, doch am Wochenende hat es mal wieder eindrucksvoll bewiesen, dass es auch den Blues im Blut hat - nur auf hessische Art eben. (nab/Fotos: nab/3/tb/2)