25. Oktober 2019, 22:03 Uhr

Mauerfall-Jubiläum

Altes Bundesnotaufnahmelager öffnet für einen Tag

Es ist die letzte Chance, welthistorischen Grund und Boden zu betreten. Am 9. November laden RP, Stadt, Landkreis und Uni und zu einer Bürgerveranslatung ins alte Bundesnotaufnahmelage ein.
25. Oktober 2019, 22:03 Uhr
moeller_moe
Von Burkhard Möller
DDR-Bürger warten im Sommer 1989 vor dem Notaufnahmelager im Meisenbornweg auf Einlass und Registrierung. (Foto: dpa)

Die eine erinnerte sich an die Sommerferien bei den Großeltern in Thüringen, die andere an die Fahrt in ihrem alten Golf Richtung Berlin am 9. November 1989. Es hat immer etwas Ergreifendes, wenn Menschen ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sie mit der deutschen Teilung und dem Mauerfall vor 30 Jahren verbindet. So war das auch am Freitag im Regierungspräsidium, als Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz und Landrätin Anita Schneider aus ihren Familiengeschichten erzählten. »Ich war ein Jahr alt, als ich das erste Mal über diese Grenze zum Verwandtenbesuch gefahren bin«, sagte die Landrätin.

Landkreis und Stadt Gießen sind mit einem Ausstellungsprojekt beteiligt, wenn das Regierungspräsidium am Samstag, dem 9. November, ins frühere Bundesnotaufnahmelager zu einer »Bürgerveranstaltung« einlädt. Auch wenn 30 Jahre kein tradionelles Jubliäm seien, müsse die Erinnerung an die Teilung, die in der DDR herrschende Unfreiheit sowie die Tage des Mauerfalls erinnert werden, gerade an einem Ort wie Gießen, erklärte Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich bei der Vorstellung des Programms. »900 000 Menschen aus der DDR haben das Notaufnahmelager durchlaufen. Es ist nicht nur eine Gießener Institution«, sagte der RP.

Eine weitere Institution, die sich an der Veranstaltung beteiligt, ist die Justus-von-Liebig-Universität. Präsident Prof. Joybrato Mukherjee vermittelte eine etwas andere, aber nicht minder typisch westdeutsche Sicht auf die damaligen Ereignisse. »Ich bin im Rheinland aufgewachsen. Für uns waren Brüssel und Amsterdam ganz nahe. Die DDR war für uns weit weg und der 9. November 1989 ein Fernsehreignis«, sagte der Unipräsident. Mukherjee kann sich noch an eine Unterrichtsstunde aus Anlass des Mauerfalls erinnern. »Da wurde die Frage aufgeworfen, ob die Deutschen wegen der Schuld, die sie auf sich geladen haben, eine Wiedervereinigung überhaupt verdient haben.«

Motiv, eine Veranstaltung zum 30. Jahrestag des Mauerfalls durchzuführen, sei auch das Wachhalten der Geschichte der Teilung bei den jüngeren Generationen. »Bei vielen Jugendlichen ist die Mauer nicht mehr existent«, sagte RP Ullrich. Die »weißen Jahrgänge« aus den Reihen der Azubis von Stadt- und Kreisverwaltung hatten die Kreismitarbeiter Thomas Euler und Thomas Knobloch vor rund zehn Jahren bei einem Ausstellungsprojekt eingebunden; diese über Gießen hinaus beachtete Ausstellung wird nun ebenfalls am 9. November in aktualisierter Form gezeigt

Das Programm am 9. November

Podiumsdiskussion: Nach der Begrüßung findet ab 10.45 Uhr eine Podiumsdiskussion mit HR-Moderator und Zeitzeuge Jörg Bombach, Ex-Lagerleiter Heinz Dörr, DDR-Übersiedlerin Monika Kresov, und Ex-RP Alois Rhiel statt. Moderiert wird die Runde vom aktuellen RP Christoph Ullrich.

Ausstellung: Gezeigt wird die von Azubis von Stadt und Kreis konzipierte Ausstellung »30 Jahre friedliche Revolution und Deutsche Einheit - als die Flüchtlinge aus der DDR nach Gießen kamen«.

Vortrag: Dr. Jeannette van Laak (früher JLU) spricht über »Gießen-Meisenbornweg - ein Sehnsuchtsort«.

Führungen: Frühere und aktuelle Mitarbeiter des RP führen durch das frühere Bundesnotaufnahmelager, das umgenutzt und umgebaut wird. Die Bürgerveranstaltung endet gegen 15.30 Uhr.



0
Kommentare | Kommentieren

Bilder und Videos