Kammermusikliebhaber sind zurzeit verwöhnt: Nach der hervorragenden sonntäglichen Matinee im Theaterfoyer mit Musikern des Philharmonischen Orchesters setzten tags darauf beim Winterkonzert im Hermann-Levi-Saal preisgekrönte Künstler weitere Glanzlichter. Das Eliot Quartett – Mariana Osipova (1. Violine), Alexander Sachs (2. Violine), Dmitry Hahalin (Viola) und Michael Preuss (Cello) – gewann unter anderem den Deutschen Musikwettbewerb 2018 mit drei Sonderpreisen. Verstärkt wurde das Ensemble durch den in der Konzertreihe schon öfter aufgetretenen Pianisten Jonathan Aner sowie die ebenfalls mehrfach ausgezeichnete Cellistin Bettina Kessler.
Auf dem Programm standen zwei gewichtige Kompositionen. César Francks Klavierquintett f-Moll von 1878/79 ist zwar nur dreisätzig, entspricht vom Umfang gleichwohl einer ausgewachsenen Sinfonie. Intensiv verliehen die Streicher zu Beginn der Leidenschaftlichkeit Ausdruck, der Pianist spannte poetisch nuanciert die Bögen fort. Die langsame Einleitung mündete in ein befreit wirkendes Allegro. Am selben Strang ziehend, achtete das Ensemble auf feine Klangverschmelzung – bis hin zu vehement zu Gehör gebrachten dynamischen Spitzen.
Unmittelbar zu berühren vermochten besinnlich-ruhige Momente beim Lento. Sehr schön fingen die Musiker hier die Gedankenversunkenheit ein, bedienten sich dabei wieder einer harmonischen Farbpalette. Zarten Melodiepassagen standen mit Nachdruck gespielte Fortissimo-Höhepunkte gegenüber. Ein Genuss auch das turbulente Allegro-Finale. Hier schimmerte besonders deutlich die Orgelsphäre durch, an der sich Franck klanglich orientiert hat.
Mindestens ebenbürtig erschien nach der Pause die Interpretation von Franz Schuberts Streichquintett C-Dur. Der klar gezeichnete Vortrag begeisterte vom ersten bis zum letzten Takt. Für Gänsehaut sorgten im Allegro-Kopfsatz subtil beleuchtete lyrische Gedanken. Die beseelte Darbietung dürfte selbst kritische Hörer zufriedengestellt haben, derart raffiniert schlug das Ensemble eine Brücke zwischen rhythmisch federleichten und emphatischen Passagen. Selbst sachte Pianissimi gelangen ausdrucksvoll.
Konzert mit Höhenflügen
Den emotionalen Gipfel markierte das Adagio – einfühlsamer vermittelt konnte man sich die traurige, sehnsuchtsvolle Stimmung kaum vorstellen; von großer Eindringlichkeit der aufwühlende zweite Teil. Bei allen »himmlischen Längen« wahrte das Ensemble den Blick fürs große Ganze, ließ die musikalischen Bögen nie abreißen. Die Höhenflüge setzten sich fort beim ungestümen Scherzo, das an resolutes Aufbäumen gegen schicksalhaftes Leid erinnerte. Hier wie auch beim versöhnlichen Allegretto-Finale zeigten sich die Einflüsse erstklassiger Lehrer wie Hubert Buchberger und Tim Vogler, bei denen das Eliot Quartett sein handwerkliches Rüstzeug erworben hat. Das hochkarätige Konzert animierte die Besucher zu Bravorufen und kräftigem Applaus. (Foto: jou)