Schulleiter Dr. Frank Reuber ist zufrieden. »Mit knapp 170 Anmeldungen können wir gut leben«, sagt der Direktor der Gesamtschule Gießen-Ost. Die integrierte GGO war in den vergangenen Jahren stets die begehrteste Gießener Schule, wenn es um den Übergang von Klasse vier auf Klasse fünf ging. Im vergangenen Jahr hatten 185 Eltern für ihre Kinder die Ostschule angewählt. »Die Korczak-Schule hat diesmal einen etwas kleineren Jahrgang vier«, erläutert Reuber. Deswegen sei die Zahl der Anmeldungen leicht gesunken. Bei einer Aufnahmekapazität von 135 Kindern in der Stufe fünf muss die GGO dennoch eine ganze Reihe von Ablehnungen aussprechen – allerdings nicht ganz so viele wie sonst.
Diese undankbare Aufgabe wird in diesem Frühjahr auf Antje Mühlhans zukommen. Die Direktorin des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums berichtet von 192 Anmeldungen für das fünfte Schuljahr. »Solche Schülerzahlen hat es hier noch nie gegeben«, kommentiert die LLG-Leiterin das Rekordergebnis, das sie »mit einem lachenden und einem weinenden Auge« sieht. »Auf der einen Seite freuen wir und unglaublich über diese Zahl, die wir als Bestätigung unserer Arbeit sehen«, betont Mühlhans. Andererseits tue es ihr sehr leid, nicht alle angemeldeten Kinder annehmen zu können. Laut Schulentwicklungsplan ist das LLG vier bis fünfzügig angelegt, kann also maximal 150 Fünftklässler aufnehmen. »Wir sind räumlich sehr stark ausgelastet«, kündigt die Direktorin Gespräche mit dem Staatlichen Schulamt und der Stadt als Schulträger an.
Ein Rekordergebnis im negativen Sinne muss dagegen die Herderschule verkraften. Mit 102 Anmeldungen liegt man deutlich unter dem Resultat des vergangenen Jahres, als 150 Schüler das Gymnasium im Gießener Westen besuchen wollten. »Bisher lagen wir in schlechteren Zeiten bei 120 Anmeldungen«, erklärt Direktor Stefan Tross enttäuscht. Immerhin sind 112 Zweitwünsche für die Herderschule abgegeben worden, sodass der Schulleiter davon ausgeht, dass man nach den Sommerferien fünf- bis sechszügig in die Jahrgangsstufe fünf starten wird. Tross sieht die Dauerbaustelle auf dem Gelände des Gymnasiums als möglichen Grund für das geringe Interesse künftiger Fünftklässler.Haus A des Gymnasiums sei im Juli 2013 wegen erhöhter PCB-Belastung geschlossen worden und seitdem gesperrt. Die Sanierung des gesamten Schulgebäudes soll im Sommer 2020 abgeschlossen sein. »Viele Klassen sind seit 2014 in Containern untergebracht«, blickt der Schulleiter auf eine lange Zeit der Behelfslösungen zurück. Auch die Tatsache, dass die Herderschule Ende vergangenen Jahres als letztes der drei Gießener Gymnasien die Informationsveranstaltung für die Eltern künftiger Fünftklässler ansetzen konnte, »war für uns nicht gerade hilfreich«.
Mit 172 Anmeldungen hat die Liebigschule fast das Anmelderesultat des Vorjahres (174) erreicht. Da auch die Lio nur maximal 150 Kinder aufnehmen kann, »werden wir Schüler ablehnen müssen«, sagt Direktor Dirk Hölscher und freut sich über die stabile Nachfrage auf hohem Niveau.
Deutlich erhöht hat sich im Vergleich zum Vorjahr das Interesse an der Ricarda-Huch-Schule. 2018 gab es mit 110 Interessenten eine kleine Delle bei den Anmeldungen für die kooperative Gesamtschule. In diesem Jahr wollen nach Auskunft von Dirk Fredl 159 Kinder die Stufe fünf der »Ricarda« besuchen. Weiterhin stabil zeigt sich nach Auskunft des Schulamtssprechers die Situation an der Brüder-Grimm-Schule in Kleinlinden. Während Fredl von 68 Anmeldungen für die integrierte Gesamtschule in Kleinlinden spricht, nennt Michael Hering als Stufenleiter für die Klassen fünf und sechs »mehr als 80 Interessenten«. Noch Schüler aufnehmen können die Wiesecker Friedrich-Ebert-Schule (39 Anmeldungen) und die Alexander-von-Humboldt-Schule (30) als einzige Mittelstufenschule der Stadt.
Dass die Zunahme der Anmeldungen an den Gießener Oberstufenschulen mit Ausnahme der Herderschule – auf Kosten der Schulen im Landkreis geht, kann das Staatliche Schulamt übrigens nicht bestätigen. Wie Fredl berichtet, haben sich die Anmeldezahlen beispielsweise an der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar, der Pohlheimer Adolf-Reichwein-Schule oder der Gesamtschule Gleiberger Land erhöht, während die Zahlen an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Lich und der Lindener Anne-Frank-Schule leicht rückläufig sind. Grundsätzlich gilt, dass an Gießener Schulen Anmeldungen von Kindern aus der Stadt Vorrang haben vor Anmeldungen von Landkreis-Schülern, bekräftigt das Schulamt.