21. Juni 2021, 21:30 Uhr

Auf Umwegen ans Ziel

Die Infrastruktur ist sehr gut: Bäckerei, Blumenladen, Apotheke, Friseur, Eisdiele, Gaststätte, Gartencenter, Haushaltswarengeschäft und Zweiradladen. Aber seit Wochen sind sie für viele Kunden nur über Umwege zu erreichen. Denn Ohmbrücken mitten in Nieder-Ohmen werden mit Denkmalschutzauf- lagen instand gesetzt - unter Vollsperrung für Autos. Das führt zu Unmut und Regelverstößen.
21. Juni 2021, 21:30 Uhr
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Von Jutta Schuett-Frank
Fußgänger können über die Baustelle das Ufer wechseln, für Fahrzeuge kann das hingegen einen weiten Umweg bedeuten. FOTO: SF

Der eine freut sich, dass eine alte Brücke nach Denkmalsgesichtspunkten erneuert wird, und der andere ist darüber sehr verärgert, weil Straßenbauarbeiten zumeist mit Verkehrsbehinderungen einhergehen. Allerdings ist der Begriff »Behinderung« im Fall von Nieder-Ohmen nicht ausreichend, denn die viel befahrene Ortsdurchfahrt ist voll gesperrt - die Arbeiten dauern noch fast ein Jahr. Da heißt es Ruhe bewahren und sich einfach in Geduld fassen. In diesem Zusammenhang der Hinweis: »Geduldsfäden« gibt es tatsächlich in Flensungen.

»Die offizielle Umleitung ist bereits in Bernsfeld ausgeschildert, und sie führt über Atzenhain nach Merlau. Wer von Mücke kommt, wird an der Kreuzung in Merlau über Kirschgarten nach Nieder-Ohmen umgeleitet«, so berichtet Bürgermeister Andreas Sommer. »Das Fahren über den Finkenweg ist nur eine innerörtliche Möglichkeit für die Anwohner. Der Finkenweg wurde deshalb von der Bernsfelder Straße kommend zur Einbahnstraße deklariert. Bevor die innerörtliche Möglichkeit ausgeschildert wurde, sind alle Anwohner des Finkenweges über diese Veränderung informiert worden.« Sommer selbst kann das Ärgernis nachvollziehen - und den Unmut der Anwohner. Aber Bürgermeister Sommer kann nicht verstehen, dass sich viele Verkehrsteilnehmer den Regeln derart widersetzen, wie das in den vergangenen Wochen der Fall war.

Fußgänger sind nicht beeinträchtigt

Was die Andienung der Geschäfte in unmittelbarer Nähe der Baustelle anlangt, so kann man von Merlau aus kommend direkt die Eisdiele oder auch die Firma Bast anfahren. Die Parkplatzzufahrt ist frei und zugänglich. Dass man zu Fuß die Baustelle durchqueren kann, und dass dies auch gut genutzt wird, zeigt das Bild der Baustelle oben. Denn kaum hatte sich Bürgermeister Sommer als Fußgänger zur Baustelle begeben, kamen viele andere Bürger fußläufig vorbei.

Gut genutzt wird offenbar auch eine nur für Rettungskräfte vorgesehene »Umgehung« der Baustelle. So haben sich Bürger bereits mehrfach aufgeregt, dass sie beim Ausführen des Hundes in Richtung Kratzberg vermehrt Autoverkehr festgestellt haben. Denn Ortskundige nutzen die vergleichsweise gut ausgebauten Feldwege zwischen dem jüdischen Friedhof und dem Friedhof. Das führt dann natürlich insbesondere bei Gegenverkehr zu brenzligen Situationen, und die sich dort berechtigterweise aufhaltenden Spaziergänger sehen »rot«. So wird in sozialen Medien unter anderem berichtet, ein Omnibusfahrer habe sich bereits im Vorfeld der Baustelle erkundigt, wie die »Umgehung« wohl mit einem Omnibus zu bewältigen ist.

Ein anderer Bürger berichtet, er habe tagsüber wärend der Sperrung bereits rund 40 Fahrzeuge innerhalb einer halben Stunde gezählt. Beim aufkommenden Feierabendverkehr sei wohl mit mehr zu rechnen. In diesem Zusammenhang wird auch diskutiert, wer für die Schäden aufkommt, wenn nach Öffnen der normalen Straße im kommenden Frühjahr der Schleichverkehr beendet sein sollte. Andere Bürger weisen auf die weiträumige Umleitung hin, wenn sie aus dem Teil Nieder-Ohmens kommen, wo der Bahnhof ist. Denn dann müssen sie zum Lebensmittelmarkt oder zur Schule über Kirschgarten oder Atzenhain und Merlau fahren.

Im Winter vielleicht Durchfahrt möglich

Es ist sicher eine schwierige Situation für Gewerbetreibende, die Kundschaft und die Anwohner, doch aller Unmut hilft nicht. »Man muss die Gegebenheiten akzeptieren und sich an die Regeln halten«, appelliert der Bürgermeister. Hessen Mobil als verantwortlicher Bauherr werde auf das Einhalten der Bauzeit achten. Und im Winter, wenn die Baustelle ruht, ist es wohl vorgesehen, dass es eine Möglichkeit der Durchfahrt eingerichtet wird.



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