Sie sind mal farbenfroh, mal düster, filigran oder abstrakt: Bilder der Künstlerin Angelika Lott können derzeit im Flur des Regionalzentrums Lauterbach der Vogelsberger Lebensräume (VLR) besichtigt werden. Erstmals präsentiert die Einrichtung mit Hilfsangeboten für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen eine Ausstellung in ihren Räumen.
Gemeinsam mit Nora Mlivoncic, Mitarbeiterin der VLR Lauterbach, hat die 73-jährige die Bilder ausgesucht und für die Ausstellung vorbereitet. Dabei wechseln sich ihre Motive ab: mal Landschaftsmalerei, mal Akt-Portrait, als Arbeit mit Sprühdose oder in Collagen-Technik mit Zeichnungen und Klebungen - die Vielfalt der Werke ist beeindruckend.
»Meine Bilder entstehen aus dem Bauch heraus, einem speziellen Kunststil folge ich nicht«, sagt Lott, gebürtige Büdingerin, die als ehemalige Klientin die Einrichtung in Lauterbach gut kennt. Dennoch lässt sich in ihrer Arbeit ein roter Faden finden. Beeinflusst von ihren Lebensphasen, ihren Gemütszuständen und den Orten, an denen sie gelebt hat, hat sie ein Kaleidoskop von Motiven und Stilrichtungen entwickelt, das aus Sicht der Künstlerin ihren Lebenszyklus widerspiegelt.
Lott ist als Jugendliche im Vogelsberg zur Schule gegangen und hat schon damals angefangen zu malen. Sie bewarb sich an der Kunstschule Ottersberg, brach das Studium jedoch aus privaten Gründen nach einem Jahr ab.
Sie lebte lange in Bonn, eröffnete mit anderen Künstlern ein Atelier und berichtet, dass sie in dieser Zeit ihre eher expressive Phase erlebt und ihre Gefühle und innere Stimmungen stark über das Malen ausgedrückt hat. Andere Stationen ihres Lebens führten sie unter anderem nach Sylt - dort entstanden Landschaftsbilder - und nach Idstein, wo sie ihr erstes eigenes Atelier auf einer Hofreite eröffnete.
Mit 34 Jahren entschloss sie sich, ein Studium zur Diplompädagogin mit Schwerpunkt Kunst und Kunsttherapie aufzunehmen. »Ich habe mir viel Zeit dafür gelassen und erst mit 40 meinen Abschluss gemacht«, erinnert sich die Malerin, die nach eigener Aussage während ihres gesamten Lebens Phasen der Kreativität, aber auch Phasen der Blockaden erlebt hat.
Rückkehr in den Vogelsberg
Nach dem Studium arbeitete Lott als Kunsttherapeutin und hat sich in der Zeit von 2000 bis 2002 der körperorientierten Kunst gewidmet. »Ich habe mich intensiv mit dem Thema Frau auseinandergesetzt, teilweise auch sehr provokativ«, sagt die 73-Jährige und schmunzelt. Damals habe sie vorwiegend im Rhein-Main-Gebiet ausgestellt. 2007 kehrte sie in den Vogelsberg zurück, um ihre Mutter, die in Lauterbach lebte, zu unterstützen. Hier lernte sie die Vogelsberger Lebensräume kennen und kam als Klientin in die Tagesstätte. »Wir kennen und schätzen Angelika Lott sehr«, sagt Sabrina Borho, Leiterin des Regionalzentrums. Die Künstlerin habe nicht nur selbst Hilfe angenommen, sondern auch intuitives Malen für andere angeboten. Ihre Kollegin Mlivoncic ergänzt: »Wir sind stolz darauf, dass Angelika Lott eingewilligt hat, ihre Bilder zu präsentieren. Für uns ist das auch eine Premiere.« Die VLR möchten künftig regelmäßige Ausstellungen von Klienten, die sich künstlerisch ausdrücken möchten, im Regionalzentrum anbieten. Für Lott fühle sich der Ort richtig an. Sie hat sich in den vergangenen Jahren mit diversen Ausstellungen im Vogelsberg einen Namen gemacht. Erst jüngst fand die Finissage im »Vielerlei«, den offenen Räumen des Vereins für gelebte Inklusion, statt.
Die Ausstellung ist bis Ende Januar montags bis donnerstags von 9 bis15 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr im RZ in Lauterbach, Fuldaer Straße 12, geöffnet.