28. Mai 2021, 21:23 Uhr

Die Sehnsucht der Sänger

Das »Wellerman-Lied« begleitet seit Monaten die scheinbar nicht enden wollende Pandemie. Jetzt hat auch der Vogelsberg eine Version des Internet-Hits. Die Sänger und der Dirigent des Soundhaufens Maulbach haben mit der Autorin Astrid Ruppert einen witzigen und nachdenklich machenden Ohrwurm geschaffen.
28. Mai 2021, 21:23 Uhr
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Von Kerstin Schneider
Der Soundhaufen Maulbach hat den bekannten »Wellerman-Song« als Vorlage genommen und eine eigene Version ins Internet gestellt. FOTO: HENKHAUS

Das sehr aktuelle »Wellerman-Lied« gilt als gute Anspielung auf die Pandemie. Ein Grund für den großen Erfolg des weltweit gehörten Lieds wird derzeit oft in dem Vergleich der Isolation der Walfänger im 19. Jahrhundert und der Isolation der Menschen in der aktuellen Corona-Krise gesucht.

Der schottische Postbote Nathan Evans hatte im Dezember des vergangenen Jahres einen echten Hit in den sozialen Medien gelandet. Seine Version eines aus Neuseeland stammenden Walfänger-Shantys, das ursprünglich zwischen 1860 und 1870 entstanden sein soll, wurde schon in der ersten Woche acht Millionen Mal aufgerufen.

Der Text von »Soon May The Wellerman Come« beschreibt die Situation der Besatzung eines Schiffes, das auf Waljagd ist und der Ankunft eines »Wellerman« entgegenfiebert. So wurden in Neuseeland Proviantschiffe der Gebrüder Weller genannt, die den Seeleuten auf der Jagd unter anderem Tee, Zucker und Rum brachten, vor allem aber auch die Aussicht auf die so sehr vermisste Freiheit an Land.

Der Schotte Evans erhielt einen Plattenvertrag, gab seinen Job als Postbote auf und erreichte in Großbritannien, den Niederlanden und in Norwegen Rang eins der Charts. In Deutschland, Österreich und der Schweiz stand er sogar teilweise zehn oder mehr Wochen an der Spitze. Zahlreiche Bands und Gruppen coverten seitdem den »Wellerman-Song« mit zum Teil eigenen Texten. Nun ist auch eine Vogelsberger Version online. Die Idee hatten die sehr aktiven Mitglieder des Soundhaufens Maulbach. Den Text steuerte die bekannte Autorin und Drehbuchschreiberin Astrid Ruppert (Ober-Ofleiden) bei. Der Titel lautet »Ohne Kultur wird’s still«.

Ruppert, die selbst Mitsängerin im Chor ist, sagt zum Hintergrund der Aktion: »Die verstummte Kultur und der laute Ohrwurm ›Wellerman‹, den wir alle durch den schottischen Postboten Nathan Evans kennengelernt haben, und der sich millionenfach digital verbreitet hat, das schien mir ein gutes Gegensatzpaar. Da habe ich getextet, und die Situation nicht nur auf die Gesamtlage der kulturellen Stille, sondern auch konkret auf den Chor bezogen.«

Soundhaufen-Dirigent Uwe Henkhaus komponierte dazu einen schönen Satz, der weit über die schmissige Melodie des Shantys hinausgeht und die Lockdown-Gefühle in Musik übersetzt. Das lässt sich jetzt gut im neuen Video nachvollziehen.

Die Sänger des Soundhaufens übten das Stück und nahmen sich zu Hause selbst auf. Uwe Henkhaus fügte dann alles zu einem Video zusammen. Alle Teilnehmer äußerten großen Respekt vor seinen technischen Fähigkeiten: »Es klingt, als hätten wir wirklich zusammen gesungen, fantastisch!«

»Es war eine tolle Aktion, auch wenn die Sehnsucht nach gemeinsamem Proben dadurch eher noch gewachsen ist«, sagen die Mitstreiter. Sie hoffen nun auf ein baldiges Wiedersehen mit allen Freunden des Soundhaufens Maulbach beim ersten Konzert nach Corona, und bis dahin möchte man die Anhänger mit diesem Lied erfreuen.

»Ohne Kultur wird’s still« ist auf YouTube unter www.youtube.com abrufbar.



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