Am Vorabend der Bundestagswahl hatte sich Felix Döring bereits siegesgewiss gegeben. 24 Stunden später wurde seine Vorahnung vermutlich bestätigt. Mit 30,44 Prozent (alle Zahlen Stand 23.55 Uhr) hat sich der 30-jährige Lehrer aus Pohlheim das Direktmandat für den Wahlkreis 173 Gießen/Alsfeld gesichert. Döring wird also nach Berlin gehen und dort seine Heimat vertreten. Und das nach einem denkbar knappen Ergebnis. Lediglich rund 1400 Stimmen trennten Döring und CDU-Kandidat Helge Braun.
Der Christdemokrat musste sich mit 29,59 Prozent der Stimmen zwar knapp geschlagen geben, über den ersten Platz der hessischen Landesliste ist ihm sein Platz im Bundestag jedoch sicher. Trotzdem bedeutet der Wahlsieg von Döring eine kleine Zeitenwende. Braun hatte den Wahlkreis 173 Gießen/Alsfeld zuvor dreimal in Folge gewonnen, 2017 mit 35,1 Prozent der Stimmen gegen seinen Hauptkontrahenten Matthias Körner von der SPD.
Wie Braun bleiben auch die beiden heimischen AfD-Politiker in Berlin. Joana Cotar aus Langgöns und Uwe Schulz aus Pohlheim konnten sich mit den Plätzen 2 und 3 auf der Landesliste eines Bundestagsmandats gewiss sein. Schulz, als Direktkandidat für die AfD ins Rennen gegangen, holte am Sonntagabend 9,12 Prozent der Stimmen.
Behzad Borhani, der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Fernwald und langjähriger Mitarbeiter des Gießener Stadttheaters, ergatterte 13,26 Prozent der Stimmen. Da er jedoch lediglich auf den zwölften Platz der Landesliste stand, wird er den Wahlkreis im Berliner Reichstags-Gebäude nicht vertreten können.
Ali Al-Dailami von den Linken erhielt 3,98 Prozent der Stimmen. Ob sein zweiter Listenplatz für den Einzug nach Berlin reicht, ist noch ungewiss. Das schlechte Abschneiden seiner Partei auf Bundesebene könnte den Plänen des Gießeners einen Strich durch die Rechnung machen. Zu Redaktionsschluss war noch unklar, ob die Linke die Fünf-Prozent-Hürde überspringt.
Ob Dennis Pucher (7,48 Prozent) die FDP-Bundestagsfraktion verstärken wird, ist noch unklar.
Diego Semmler von den Freien Wählern holte 2,89 Prozent der Stimmen, Darwin Walter von der Satirepartei DIE PARTEI 1,88 Prozent. Die beiden werden ebenso wenig in den Bundestag einziehen wie Stephan Krüdener von der Basis (1,23 Prozent) und Henning Mächerle von der DKP (0,15 Prozent).