Am Sonntag, dem 26. September haben die Gemündener gleich die doppelte Wahl: Neben der Abstimmung zum Bundestag steht die Kür des neuen Bürgermeisters an. Dabei treten Daniel Müller, Olaf Pior und Gerhard Kaminski an. Die Allgemeine stellt jeden Kandidaten vor. JOL
Daniel Müller bringt die größte Verwaltungserfahrung der Bürgermeister-Kandidaten mit, schließlich ist er ausgebildeter Verwaltungsfachangestellter. Dazu kommt eine tiefe Heimatverbundenheit. So schlägt er als Treffpunkt für das Pressegespräch das »Wonnerschie Plätzche« oberhalb von Hainbach vor, mit einem schönen Blick über die Vogelsberger Landschaft.
Dabei ist er erst im Vorjahr von Feldatal nach Nieder-Gemünden gezogen und sagt, er ist »noch nicht so eingebunden«. Das Vereinsleben ist ihm wichtig, so war er Sitzungspräsident im Faschingsverein - das wird man nicht ohne Engagement. Vereine sind die Träger der dörflichen Kultur, meint Müller im Gespräch.
Dieses Engagement im gesellschaftlichen Leben ist ein Antrieb für ihn, für das Amt als Bürgermeister zu kandidieren. »Ich habe viel in der Vereinsarbeit gemacht, und bei der Arbeit habe ich viel mit dem Bürgermeister zu tun«, sagt er. Zudem hat er sich immer für die Kommunalpolitik interessiert, konnte sich aber als Gemeindemitarbeiter nicht engagieren. Das Reizvolle am Bürgermeisteramt ist, dass man selbst Ideen einbringen und Anregungen der Bürger in konkrete Vorhaben umsetzen kann. »Ich möchte das Kreative mit der Verwaltung zusammenbringen«, sagt der 28-Jährige zur Aufgabenfülle.
Bereits kurz nach seinem Umzug nach Gemünden ist er der BGG beigetreten, sagt er. Seit der Kommunalwahl arbeitet er im Gemeindevorstand mit. Auch das hat ihn dazu gebracht, für die Nachfolge von Lothar Bott anzutreten.
Auf die Frage, was ein Bürgermeister können muss, sagt Müller: »Er muss kommunikativ sein, vermitteln können und Fachwissen mitbringen«. Nur mit Grundkenntnissen des Verwaltungsrechts und des öffentlichen Rechts kann der Rathauschef wissen, was umgesetzt werden kann.
Da hilft eine solide Verwaltungserfahrung, um eine gesunde Finanzwirtschaft zu erreichen. In einer armen Gemeinde wie Gemünden geht es um Sparsamkeit und das Hereinholen von Fördergeldern. Wichtige Ziele sind der Zuzug von Menschen und das Ansiedeln von Unternehmen.
Im Moment gibt es eine große Nachfrage nach Bauplätzen, »die müssen wir zügig schaffen«. Er hofft sehr, dass der Trend zum guten Leben auf dem Land weiter anhält. »Die Nachfrage ist da, es wird gebaut, und es werden Häuser gekauft, den Bedarf müssen wir zügig bedienen.« Dabei kann Gemünden mit einer guten Infrastruktur mit Geschäften, Kita, Schule und Ärzten punkten.
Durch Zuzug werden die Kosten für die Erhaltung von Straßen und Kanalleitungen auf mehr Schultern verteilt. »Da sind wir in Gemünden auf einem guten Weg«, lobt er die aktuelle Politik. Um dieses Wachstum zu managen, muss der Bürgermeister die Ärmel hochkrempeln. In einer kleinen Verwaltung ist der Chef auch Sachbearbeiter. In einer größeren Stadt ist das anders, da müsse ein Rathauschef nicht im Alltagsgeschäft mitarbeiten. »Der Bürgermeister hat gleich zwei Jobs mit der Politik und der Verwaltung.« Da muss er im Parlament Mehrheiten für wichtige Projekte erreichen und parallel dazu die Verwaltung im täglichen Ablauf organisieren.
Als dringliche Themen hat Daniel Müller den Anbau an die Kindertagesstätte im Blick. Der Beschluss dafür sei gefasst, »nun muss es endlich losgehen«. Eine andere Baustelle ist die anstehende Digitalisierung der Verwaltung. »Idealerweise gibt der Bürger seinen Antrag online herein, und der wird nie auf Papier übertragen - das einzige Papier ist die Genehmigung für den Bürger.« Die Umstellung auf diese Arbeitsweise steht an.
Dazu gehört die Überarbeitung des Internetauftritts. Dabei geht es um das leichte Finden mit einer Suchmaschine. »Wenn jemand ein Baugrundstück sucht oder eine Wandertour machen will: Wie findet er dann Gemünden?« Dann sollten Baugebiete in Gemünden und die Heinzemanntour ganz oben in der Trefferliste der Suchmaschine auftauchen. »Wir müssen digital präsent sein«, fordert Müller, das habe sehr hohe Priorität.
Dem Vereinsmenschen Müller liegt zudem das Ehrenamt am Herzen, wie er sagt. Die Vereinskultur in den Ortschaften muss unterstützt werden. »Wichtig ist, dass keine bürokratischen Hürden bestehen.« Denn das kulturelle Leben wird von den Vereinen getragen.
Die Debatte um den Bau von Radwegen will er durch das Einbeziehen von Fahrrad-Enthusiasten auflösen. Radwege sind wichtig für eine moderne Gemeinde, betont Müller. An den Bahnhöfen sollten Ladestationen für E-Bikes errichtet werden. Der Bahnhofplatz Gemünden soll einladend wirken und zeigen, »dass wir eine moderne Gemeinde sind«.
Dabei geht es Daniel Müller darum, das Bestehende zu bewahren und das Neue darauf abzustimmen.