04. Oktober 2021, 21:47 Uhr

Eine musikalische Ära endet

04. Oktober 2021, 21:47 Uhr
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Von Jutta Schuett-Frank
Nach 45 Jahren verabschiedet sich der evangelische Singkreis mit einem Konzert in der Kirche. FOTO: SF

Mücke-Nieder-Ohmen (sf). Die Sängerinnen und Sänger des evangelischen Singkreises haben sich dieser Tage schweren Herzens auf ihr Abschiedskonzert vorbereitet. Am Samstagnachmittag war es dann soweit, und viele Wegbegleiter und begeisterte Zuhörer waren gekommen.

»Klänge der Musik verbinden«, so sagte Pfarrer Nils Schellhaas, und er und alle anderen hoffen, dass der Abschied nur eine Zäsur ist, und dass es irgendwann wieder zu einem Neustart kommt. Das Abschiedskonzert eröffnete der Chor unter dem Dirigat von Andreas Czerney. Frenetischer Applaus war der Sängerschar sicher.

Lebendig zeigte Pfarrer Schellhaas auf, wie sich die Stimmung zu Beginn einer Chorprobe verändert: Aus dem Alltagsstress kommend, wird aus verschiedenen Menschen eine singende Gemeinschaft.

Anspannungen lösen sich auf, vermeintlich Wichtiges tritt in den Hintergrund. Er erinnerte an die schwierige Situation, in der sich der Kirchenchor befand: »Die Leute fehlen, aber nicht die Lust, bei euch, dem harten Kern, der bis zuletzt die Proben nach Corona weiterbestritten hat, bis Klarheit bestand: Es geht nicht mehr weiter.«

Ständchen und USA-Reise

Schellhaas erinnerte an die zahlreichen Anlässe, bei denen der Singkreis das Leben in der Kirchengemeinde enorm bereichert habe. Er erinnerte an das gemeinsame Proben, Feiern und Auftritte, die USA-Reise und viele Ständchen, Adventskonzerte und Gottesdienste.

Trotz aller Abschiedsstimmung sei die Hoffnung bei vielen da, dass sich Wege auftun werden, wieder gemeinsam etwas auf die Beine stellen zu können. »Der Singkreis ist nicht nur ein Chor. Er ist eine Familie. Und auch Familien lösen sich nicht einfach auf. Ihr bleibt verbunden, vorerst auf anderen Wegen, als Menschen, die zueinander gehören, miteinander das Leben geteilt haben und weiter teilen möchten.«

Die Chronik des Chores hatte Anja Kratz vorgetragen. Christine Schellhaas sagte, bis zum Schluss habe man gehofft, dass der Chor weiter bestehen bleiben kann. Aber leider habe sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Mit dem Ende des Chores ende eine Ära.

Vor 45 Jahren rief Pfarrer und Dekan Wolfgang Drommeshauser den Singkreis ins Leben. Dank seines musikalischen Wirkens wuchs aus der kleinen Schar ein ansehnlicher Chor heran, der in seinen Glanzzeiten an die 60 Sänger und Sängerinnen umfasste. Ein besonderes Highlight war die Aufführung der »Krönungsmesse« von Mozart zum großen Festakt bei der 1200-Jahr-Feier in 1982.

Der Singkreis war fester Bestandteil der Kirchengemeinde und des Dorflebens. Man sei dankbar für die Unterstützung durch die Chorleiter und Chorleiterinnen. Sie dankte auch besonders Andreas Czerney und betonte, dass er dem Chor »mehrfach das Fell gerettet hat«.

Hoffen auf eine neue Chance

Es war die Idee von Wolfgang Drommeshauser, den Singkreis für junge Familien zu gründen, daran erinnerte Helmut Langohr vom Kirchenvorstand. Mit dem Abschied, gehe ein Stück Kulturgut zu Ende. Die herrlichen Konzerte waren weit über das Kirchspiel hinaus bekannt und der Chor habe die kirchliche und weltliche Gesellschaft stets bereichert.

Vielleicht finde ja noch ein Sänger ein Blechblasinstrument im Keller, der sei eingeladen, den Posaunenchor zu unterstützen. Pfarrer Schellhaas dankte den Chorsängern mit einem Blumengruß.

Er selber habe noch als katholischer Kaplan eine kurze Zeit mitgesungen. Der Nachmittag wurde musikalisch beendet mit dem »Irischen Segenslied« und »Thank you for the music«. Es gab stehende Ovationen. Die Chormitglieder hatten Tränen.

Draußen wurden die Chormitglieder vom Posaunenchor mit einem Ständchen überrascht. Die Kollekte am Ausgang wurde für den Zeltlagerverein Eckmannshain gespendet. Anschließend traf man sich im Konfisaal zu einer Feierstunde.



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