Susanne Sommer berichtet, der Impfstart in den beiden Praxen in Ruppertenrod und Bobenhausen sei gut verlaufen. Seit drei Wochen ist der Donnerstagnachmittag in den Praxisräumen in Bobenhausen für das Impfen reserviert. Die bisher gelieferten 140 Dosen wurden so alle verimpft. Sie bittet aber die Patienten dringend, nicht wegen eines Termins anzurufen und nachzufragen: »Bei uns stehen die Telefone natürlich nicht still, obwohl wir schon vor der Rufannahme darauf hinweisen, dass wir die Imfberechtigten anrufen, sobald uns Impfstoff zur Verfügung steht.«
Denn bislang sind immer noch die Priorisierungsgruppen 1 und 2 an der Reihe, darunter unter anderem die über 70- und 80-Jährigen, aber auch Menschen mit Übergewicht oder Angehörige von Schwangeren oder Pflegebedürftigen. »Die vielen Fragen, ›Kann ich geimpft werden?‹, oder ›Ich will nicht mit Astrazeneca geimpft werden‹, beantworten unsere Helferinnen täglich mit großer Geduld.« Auf diese Weise kann es aber auch gelingen, bei ängstlichen oder sehr kritischen Patienten die Befürchtungen gegen den vermeintlich »nicht so guten« Impfstoff auszuräumen, sagt Sommer. Das hänge sicher mit dem Vertrauen zusammen, das viele in ihren Hausarzt haben. Die Beratungsgespräche kosten aber Zeit, »etwa die Hälfte der Betroffenen hat Redebedarf«, weiß Sommer.
Was dagegen nichts bringt, sind Anfragen nach einer vorgezogenen Impfung, wenn man noch nicht dran ist. »Das wissen die Leute«, sagt Sommer, und spricht auch für ihre Kollegen: »Das geht nicht.«
Die Sprecherin der Hausärzte im Vogelsbergkreis weist trotz der Freude über immer mehr geimpfte Patienten auf den hohen organisatorischen Aufwand hin, der in den Praxen anfällt. Das hängt unter anderem an vielen Vorgaben, die sich zwischenzeitlich rasch ändern können.
Impfdosen müssen zudem sorgsam aufgezogen, die Impfpässe ausgefüllt, die Einwilligungserklärung und der Anamnesebogen kontrolliert werden. Alle Unterlagen müssen ins Praxiscomputersystem überführt und die Zahl der geimpften Personen am Ende des Tages gemeldet werden. Das bedeutet viele Stunden an zusätzlichem Aufwand, der bislang nicht vergütet wird.
Schon in der Woche zuvor bestellen die Praxen den Impfstoff, wissen aber nicht, wie viele Impfdosen sie erhalten werden. Wenn die für nächste Woche bestellten 48 Dosen pro Praxis ankommen, »dann können wir wieder fast 100 Menschen impfen«.
Das Fachpersonal telefoniert eine Priorisierungsliste ab, in der »Hoffnung, dass die Impfstoffe ankommen«. Wie viele Impfungen man auf Dauer in den Regelbetrieb einbauen kann, das sei schwer abschätzbar. »Momentan könnten wir noch Kapazitäten schaffen.«
Covid-19-Erkrankte betreuen
Bislang wurden die Praxen mit den Vakzinen von Biontech und Astrazeneca beliefert. Das könnte sich ändern, es gibt Ankündigungen, dass Astrazeneca künftig nur noch in Impfzentren vergeben werden soll.
Sommer: »Wir alle sind in der Pandemie sehr gefordert. Ich würde mir wünschen, dass sich jeder klarmacht, unter welcher permanenten Arbeitsbelastung wir stehen, sowohl die Helferinnen als auch die Ärzte.« Denn zusätzlich zu den Impfungen werden neben dem Regelbetrieb sechs bis sieben an Covid-19 erkrankte Menschen betreut. Dennoch nehme man den Aufwand hin: »Die Dankbarkeit der Patienten zu erleben ist sehr schön.«
Wie viele Menschen die Hausärzte im Kreis bereits geimpft haben, lässt sich nicht genau beziffern. Bisher haben aber im Impfzentrum des Kreises in der Alsfelder Hessenhalle rund 19 000 Vogelsberger eine Erstimpfung erhalten, teilt die Pressestelle des Kreises auf Anfrage mit.