Über Monate hinweg haben sie diskutiert, nun wollen die Aktivisten vom Dannenröder Wald ein festes Zentrum schaffen. Ein Trägerverein soll das bisherige Gasthaus Jakob kaufen, das zum Zentrum für gesellschaftliche Transformation werden soll, wie André Rösner, Fabian Gut und Ingrid Süßmann im Gespräche zum Konzept erläutern.
Das geplante Zentrum bietet Platz für Veranstaltungen, Treffen, ein Repariercafé, eine Gemeinschaftsküche, Arbeitsräume und einen Tante-Emma-Laden. Familie Süßmann will das ehemalige Gasthaus an den kürzlich gegründeten Trägerverein verkaufen, die Spendenaktion dafür läuft. »Wir sind auf jeden Fall optimistisch, dass wir das Geld zusammen bekommen«, sagt André Rösner.
Die Überlegungen von Naturschützern und Aktivisten haben bereits im vergangenen Dezember begonnen. Während und nach der Räumung der Baumhäuser im Dannenröder Wald hat die Bewegung gegen den Bau der A 49 die ehemalige Gaststätte als Treffpunkt, Büro und Aufwärmstube genutzt.
»Das hat sich über die Monate entwickelt«, berichtet Ingrid Süßmann. So hat die Küfa, die »Küche für alle«, viele Mahlzeiten zubereitet und Berge von Geschirr gespült. In Spitzenzeiten hat das Team für 1000 Leute gekocht. Zum Schutz der Umwelt gibt es Speisen ohne Fleisch und Milchprodukte: »Sehr lecker«, lobt die Dannenröderin.
Gemüsekisten und Repariercafé
Auf dem Protest gegen den Autobahnbau will die Initiative aufbauen. Im Trägerverein sind Jugendliche und Senioren dabei, Menschen aus der Region und Auswärtige. »Wir wollen möglichst viele einbinden«, betont Rösner. Dabei gibt es kein fertiges Konzept, vielmehr bilden sich Gruppen, die sich um eigene Projekte kümmern.
Auf einem Acker wird nach den Grundsätzen der solidarischen Landwirtschaft gearbeitet. »Menschen tun sich zusammen und sorgen durch regelmäßige Beiträge dafür, dass Flächen nachhaltig und ökologisch bewirtschaftet werden«, erläutert Fabian Gut. Nachher bekommen sie anteilig von den Produkten etwas, zum Beispiel Gemüsekisten.
Dabei zahlen diejenigen weniger, die ein geringes Einkommen haben. Wichtig sei das Umschwenken auf ökologische Bodenbearbeitung, so soll sich Humus bilden.
Ein anderes Projekt ist das Repariercafé, in dem defekte Geräte wieder hergerichtet werden. »Wir wollen einen Ort schaffen, an dem Wissen weitergegeben wird«, erläutert Rösner. Er arbeitet im IT-Bereich und will Angebote zur Computertechnik machen. Gemeinsam will man dafür sorgen, dass Geräte länger halten, was am Ende wiederum der Umwelt nützt.
Wie bisher gibt es im Gebäude auch Arbeitsräume. Dort haben einige Aktivisten an Studienarbeiten geschrieben. Co-Workingplätze sollen das Arbeiten aus Dannenrod heraus ermöglichen. Für Treffen von Umweltgruppen bietet das Haus Veranstaltungsräume an. Dabei geht es nicht nur um Naturschutz. Ziel ist »die gesellschaftliche Transformation«, so Rösner. Es gehe um eine Verkehrswende, Schutzzonen für die Natur und die Beteiligung von möglichste vielen an der Diskussion über Veränderungen.
Manche Projekte haben einfachere Ziele. Ingrid Süßmann freut sich auf den geplanten Dorfladen. »Ich denke, dass damit auch Leute aus dem Dorf angesprochen werden.«
Komplett dagegen ist unterdessen der direkte Nachbar Wilfried Wagner. »Das ist ein Sauhaufen und es sieht dort nur schlimm aus«, sagt der Landwirt über den Anblick rund um das ehemalige Gasthaus. Die »Öko-Terroristen«, wie er sie nennt, hätten mit dem Protest gegen den Autobahnbau nichts zu tun, sie wollten eine andere Gesellschaft. Viele im Dorf seien gegen die Anwesenheit der Aktivisten, manche überlegten wegzuziehen. An Sonntagen seien viele Besucher da, die Straßen zugeparkt. »Wir waren ein Jahr lang von der Polizei belagert, was ohne den Protest nicht geschehen wäre«. Von den Kreispolitikern fühlt sich der ehemalige CDU-Beigeordnete im Stich gelassen.
Auch Ortsvorsteherin Rixa Kraut hat negative Stimmen vernommen, das sei aber inzwischen besser geworden. »Zu Zeiten des Klimacamps gab es viele kritische Stimmen«. Das »Gäst_innenhaus« sei ein Privatvorhaben, in das man nicht eingreifen könne. Der Ortsbeirat sei aber im Gespräch mit den Aktivisten.