Tempo 30 auf Innerortsstraßen, Windkraftanlagen, Breitband und fehlende Toiletten am Schwarzen Meer - über einen Mangel an Themen kann sich der Ortsbeirat Decklenbach wahrlich nicht beklagen. Dieser Tage kam man zur ersten Sitzung zusammen, auch um Bernd Reiß als Ortsvorsteher einstimmig wieder zu wählen.
Mit Ehrungen begann die Zusammenkunft im Gemeinschaftshaus. Nora Weitzel, Beate Schmidt und Lars Weitzel werden für ihr Engagement in dem Gremium geehrt. Zum stellvertretenden Ortsvorsteher wählte der Ortsbeirat Valentin Gröb, Schriftführer sind Michael Kullick und Petra Margolf. Weitere Mitglieder sind Stephan Löchel, Frank Friedrich und Niklas Margolf. Reiß freute sich, dass auch jüngere Ortsbewohner in das Gremium gewählt wurden. Schnell beschlossen war, dass Einladungen künftig auch per E-Mail erfolgen, bislang galt die Schriftform auf Papier.
Im Austausch mit Bürgermeisterin Claudia Blum und Hauptamtsleiter Markus Haumann sprachen die Deckenbacher die aktuellen Probleme an. So haben sich Eltern über die Einstellung des Busverkehrs zur Kindertagesstätte beschwert, wie Reiß vortrug.
Da machte ihm Blum wenig Hoffnung. Bei einem defizitären Haushalt müsse man sparen. Zudem sei die Nutzung der Fahrgelegenheit rückläufig. Wenn es einzelne Probleme mit dem Bringen von Kindern gebe, könne man eine individuelle Lösung suchen. Blum brachte auch den Grundsatz der Gleichbehandlung ins Spiel. »Es gibt keine Notwendigkeit hierfür.«
Tempo 30 auf Straße
Michael Kullick erinnerte daran, dass es in Deckenbach keine Kita gebe. »Ein paar soziale Aufgaben sollte die Stadt übernehmen.« Blum wies den Vorwurf zurück, immerhin koste die Kinderbetreuung die Stadtkasse über eine Millionen Euro pro Jahr. Ein Bürgerbus mit ehrenamtlichen Fahrern wäre eine Möglichkeit, solche Fahrten abzudecken. Reiß warf ein, aus Gründen der Gleichbehandlung könne man auch eine Kita in Deckenbach beantragen.
Übereinstimmung erzielte man im Gespräch über Verkehrsberuhigung. Reiß wies auf einen Antrag aus dem Vorjahr hin, wonach im Ort Tempo 30 auf den Straßen gelten soll. Haumann meinte, diese Beschränkung auf Innerortsstraßen werde auf jeden Fall kommen. Nur bei Ortsdurchfahrten sei das schwierig, »da müssen wir schon gute Argumente haben«. Blum verwies auf Engpässe im Bauhof. Deshalb verzögert sich das Aufstellen der Schilder. Sie hofft, dass die Schilder in den nächsten Wochen nach und nach aufgestellt werden.
Blum verwies zudem auf die hohe Belastung der Stadtverwaltung. Die Bauarbeiten für die A 49, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung und die Menge an Verordnungen zum Schutz vor Corona-Infektionen hielten die Mitarbeiter auf Trab. »Wir brauchen mehr Personal«, seufzte die Bürgermeisterin. Die Beschäftigten seien »stark eingespannt in den Orten, wo es brennt«. Das betreffe vor allem die vier Dörfer an der Bautrasse.
Glasfaseranschluss
Ein weiterer Aufreger im Ort ist der geplante Bau von Windkraftanlagen in Ortsnähe. Für Ortsvorsteher Reiß geht es dabei um den Schutz der Menschen vor dem Lärm der Rotoren. Rotmilane und Fledermäuse würden gefährdet. Zudem werde das Landschaftsbild durch die Anlagen über den Baumwipfeln stark beeinträchtigt und Wanderer belästigt. Blum regte an, die Einwände als Anwohner zu äußern, der Ortsbeirat sei nicht als Gremium eingebunden.
Ebenfalls nur indirekt ist der Ortsbeirat in die Bauarbeiten für eine bessere Kommunikation eingebunden. So teilte Haumann mit, dass in Deckenbach zwei Mobilfunkanbieter einen Sendemast errichten wollen. Eventuell kann man sie dazu bringen, ihre Antennen auf einen gemeinsamen Mast zu setzen, hofft er.
Auch beim Glasfaseranschluss des Ortes sind zwei Firmen aktiv. Dabei geht es um den Anschluss von den fünf Dörfern Bleidenrod, Büßfeld, Schadenbach, Deckenbach und Höingen an das schnelle Datennetz. Haumann vermutet, dass nur eine der beiden Anbieterfirmen zum Zug kommen kann, denn gefordert sind Vorverträge mit 40 Prozent der Haushalte in den Orten. Die Stadtverwaltung könne da nur unterstützen, es komme auf das Interesse der Bürger an.