Der von der Firma juwi AG geplante Windpark auf der Mardorfer Kuppe beschäftigte die Homberger Stadtverordneten am Montagabend. Rechtsanwalt Mathias Möller berichtete zum aktuellen Stand. Das Demokratische Bürgerforum hat beantragt, für das Waldgebiet eine Änderung des Flächennutzungsplans zu beschließen, um ein Sondergebiet »Stille Naherholung« zu erhalten. Denn die Bürger von Homberg würden durch Schallimmissionen des Steinbruchs von Nieder-Ofleiden und künftig auch durch die Autobahn 49 noch erheblich beeinträchtigt. Deshalb müssten »vorhandene Ruhebereiche geschützt werden«.
Rechtsanwalt Möller verdeutlichte noch einmal, dass die im Wald geplanten Windkraftanlagen rund 240 Meter hoch werden sollen. Problematisch seien unter anderem die Wege, die etwa für den Aufbau der Anlagen gebraucht werden, dazu noch eine Kabeltrasse für die geplante Stromeinspeisung.
Zudem sei für die Ortslage Höingen zu erwarten, dass die Höchstwerte nach der Technischen Anleitung (TA) Lärm um ein Dezibel überschritten werden. Deshalb empfahl er, darauf zu drängen, dass die Anlagen von Höingen weiter abgerückt werden. Deckenbach und Haarhausen würden nach jetzigem Stand nicht mit Emissionen oberhalb der Richtwerte belastet.
Möller nannte den Bereich ein attraktives Naherholungsgebiet, in dem sich auch Großvögel wie der Milan und etliche Fledermausarten wohlfühlen. Auch die möglichen Auswirkungen von Infraschall könnten aus seiner Sicht bisher zu dürftig untersucht worden sein.
Die Stadt kann entsprechend beim Regierungspräsidium Gießen Einwendungen erheben. Sie kann den Flächennutzungsplan ändern und das Gebiet als Erholungslandschaft benennen. Damit könne »planerisch ein Gegengewicht zu Windvorranggebieten entstehen«, so Möller. Zudem sei die Schallprognose für Höingen eine Überprüfung wert.
Auch sei zu prüfen, ob das vorhandene Wegenetz nicht einfach um 500 Metern verlängert wird, um nicht weitere Schneisen in den Wald schlagen zu müssen. Barbara Schlemmer (Grüne) beklagte, die Stadt müsse schon genug Verluste an Natur hinnehmen. »Von wegen wunderbar, wanderbar.« All die Nachteile könne zu einem sogenannten »Summenverlust« führen.
Jutta Stumpf, Fraktionsvorsitzende Bürgerforum, fragte, welche Chancen die Einwendungen der Stadt haben. Anwalt Möller sagte, diese würden jedenfalls sorgfältig von den Behörden geprüft. Aber: »Sie kriegen diesen Wald nicht windenergieanlagenfrei.« Es gehe darum, dass der Anlagenstandort relativ verträglich für Mensch und Tierwelt wird. Dennoch hält er den Bereich für einen »sehr konfliktbehafteten Standort«.
Jutta Stumpf fragte auch nach der Aussicht einer Klage, dies könne man nicht sagen, so Möller. Armin Klein (CDU) riet, nach Alternativstandorten zu suchen. Denn weitere Windkraftanlagen-Investoren würden sicher ebenfalls anfragen, so Möller.
Eckhard Hisserich (Demokratisches Bürgerforum) sagte, ihn habe »blankes Entsetzen« erfasst, weil der Magistrat im vergangenen Jahr gegenüber dem RP sein Einvernehmen zu den Plänen mitgeteilt habe. 2019 habe der Magistrat dieses Einvernehmen noch verweigert. »Die Stadtverordneten wollten jedenfalls nicht so einfach zustimmen.« Bürgermeisterin Claudia Blum sagte zum Hintergrund, man habe sich in der Sache von einem Büro beraten lassen und habe erfahren, dass es seinerzeit keine sachlichen Gründe für eine Verweigerung des Einvernehmens gegeben habe. Die Stadt dürfe in Sachen Windkraft keine sogenannte Verhinderungsplanung betreiben. Zudem sei der Einfluss bei diesen vom Gesetzgeber privilegierten Bauvorhaben gering.
Nun wurde Anwalt Möller einstimmig von den Stadtverordneten beauftragt, eine Überprüfung der Schallprognose bei einem Akustiker in Auftrag zu geben. Ebenso wurden seine Vorarbeiten für die Stadt in der Sache genehmigt. Weitere Aufträge sollen an ihn ergehen, um die Interessen der Stadt zu vertreten.