Der Stadtwald wird zum Zuschussbereich für Homberg, nun soll zumindest beim Verkauf von Baumstämmen eine Zusammenarbeit mit anderen Kommunen etwas Entlastung schaffen. Der Hauptausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung unter Vorsitz von Rolf Süßmann (Grüne) den Beitritt zur Holzvermarktungsorganisation beschlossen, darüber entscheidet nun die Stadtverordnetenversammlung. Ebenfalls einstimmig votierte der Ausschuss für mehr Personal in Kitas, um dem »Gute-Kita-Gesetz« zu genügen. Auch da sind Mehrkosten zu erwarten, wie Bürgermeisterin Claudia Blum sagte.
Mit geballter Information warteten Revierleiterin Claudia Mävers und Bernhard Ziegler von der Holzvermarktungsorganisation auf. Dabei geht es um den Stadtwald mit rund 233 Hektar Fläche. Schon jetzt stehen dort überwiegend Laubbäume, bei der Verjüngung ist ein Gutteil Buchen, wie Blum sagte. Im vergangenen Jahr ergab sich ein kleiner Überschuss von 6000 Euro, in diesem Jahr geht die Planung von 14 000 Euro minus aus.
Gefräßige Mäuse
Mävers wies besonders auf die verschiedenen Aspekte hin, die beim Blick auf den Wald wichtig sind. Da gehe es um eine »schonende Bewirtschaftung ohne Kahlschlag«, die Produktion von Ökopunkten, Holzproduktion und den Erholungswert. So hängen der Pfadfinderplatz, die Schächerbachtour und der geplante Mountainbike-Parcours vom Wald ab. Ein Problem sind aktuell die starken Schäden an Fichten, »die sind am Aussterben«. Weil auch alte Buchen absterben, wird das Blätterdach lichter und löcherig. Das begünstigt Gras, »da sind viele Mäuse unterwegs, die fressen uns die jungen Bäume weg«, so berichtete die Mitarbeiterin von Hessen Forst.
In den nächsten Jahren liegt der Schwerpunkt auf der Regeneration. Es würden weniger Buchen geschlagen, »wir brauchen die großen Bäume« als Schutz für die Jungpflanzen. Mit intensiver Bejagung kann man weitere Schäden begrenzen. Auf jeden Fall bleibt die kostenträchtige Pflege der Jungbestände. Mävers geht davon aus, dass der Stadtwald jährlich einen Zuschuss von 10 000 Euro erfordert.
Einnahmen sollen aus dem Verkauf von Stämmen hereinkommen. Dabei muss die Stadt wegen des Kartellrechts künftig auf die Dienste von Hessen Forst verzichten, wie Claudia Blum erläuterte. Eine Kooperation mit Nachbarkommunen oder das Pressen von Holzpellets für die Energiegenossenschaft Gontershausen lässt sich nicht umsetzen.
Preise steigen
Deshalb soll sich die Kommune an die Forstbetriebs- vereinigung FBV Westlicher Vogelsberg anschließen. Diese ist wiederum Mitglied in der Holzvermarktungsorganisation (HVO), die dann den Verkauf für die Kommunen und Privatleute bündelt. Dafür warb Bernhard Ziegler, Bürgermeister von Herbstein und Geschäftsführer der HVO. Sie hat in diesem Jahr ihre Arbeit aufgenommen, ein Forstprofi als Geschäftsführer wird gerade gesucht. Die HVO wird von den Forstbetriebsvereinigungen aus dem Vogelsberg und dem Burgwald getragen.
Kaum Alternativen
In der FBV sind auch die Kommunen Alsfeld, Feldatal und Ulrichstein mit ihrem Kommunalwald zusammengeschlossen. »Der Holzverkauf ist wichtig«, sagte Ziegler. »Es kann keine Lösung sein, sich hier über wachsende Wälder zu freuen und das Bauholz aus Litauen zu holen.« Ziegler setzt auf einen guten Start der Organisation, weil Holzpreise gerade nach oben gehen.
Süßmann (Grüne) meinte, es gebe kaum Alternativen zu einem solchen Zusammenschluss. Barbara Schlemmer (Grüne) wandte ein, man gebe Einflussmöglichkeiten aus der Hand. Dem widersprach Ziegler, die Grundlage der Arbeit sei die Planung vor Ort. Mävers verwies auf die Waldplanung, nach der sie entscheidet, wo und wie viel eingeschlagen werden kann. »Wenn ich sehe, die Kiefer wächst in die Buchen hinein, dann ist es besser, sie beizeiten zu schlagen.«
Kai Widauer (CDU) verwies auf andere Kommunen, die schon dabei sind. Gabriele Schäfer-Langohr (SPD) findet das Konzept gut. Eckhard Hisserich (Bürgerforum) sieht keine andere Möglichkeit, als über eine solche Organisation noch Erlöse für die Stadt zu erzielen. Auch Christiane Helm (Grüne) sprach sich dafür aus, auf diese Weise mit größeren Waldbesitzern zusammenzuarbeiten. Über die HVO sollen 80 Prozent des anfallenden Holzes vermarktet werden, der Rest ist vor allem Brennholz.
Schneller war die Diskussion über die Auswirkungen des »Gute-Kita-Gesetzes« beendet. Einstimmig votierte der Ausschuss für eine Ausweitung des Personals. Dabei geht es um rund 100 Arbeitsstunden pro Monat, die zusätzlich für alle Kitas der Stadt anfallen, wie Blum erläuterte. Sie ergeben sich aus dem Gesetz, das eine bessere Betreuung der Kleinen vorsieht. So soll Kita-Leitungen mehr Zeit für Verwaltungsaufgaben eingeräumt werden. Die Stadt will 50 Prozent des zusätzlichen Bedarfs bereits in diesem Sommer umsetzen. Die andere Hälfte soll dann ab Sommer 2022 kommen. Die Mehrkosten betragen rund 150 000 Euro jährlich, davon »bleibt etwa die Hälfte bei der Stadt hängen«.
Michael Krebühl (FW) fand eine Besserstellung der Kinderbetreuung gut, ärgerte sich aber über eine Vorgabe zulasten der Stadt. Eckhard Hisserich verwies auf das Konnexitätsprinzip in der Landesverfassung. Demnach muss der bezahlen, der eine Neuerung anordnet. Er forderte, Druck über die kommunalen Spitzenverbände zu machen.