22. Januar 2021, 22:17 Uhr

Wie sieht’s beim Homeoffice aus?

Das mobile Arbeiten ist im Vormarsch. Befeuert von den Regeln zum Schutz vor Corona-Infektionen setzen Unternehmen auf Lösungen, um trotz Pandemie so sicher wie möglich weiterzuarbeiten. Bei der VR Bank können bereits mehr als Zweidrittel der Beschäftigten mobil arbeiten. Auch andere Betriebe setzen auf Arbeiten mit Abstand.
22. Januar 2021, 22:17 Uhr
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Von Joachim Legatis
Vogelsberger Betriebe setzen auf mobile Arbeitsweise, so arbeitet Privatkundenberaterin Simone Christ bei der VR Bank HessenLand je nach Bedarf auch mit mobilen Geräten. FOTO: JOL

Flexibilität ist Trumpf in Betrieben, um Anforderungen des Jobs und Corona-Regeln zu bewältigen. Dabei gehen hiesige Unternehmen unterschiedlich vor, wie eine kleine Umfrage zeigt. Die Firma Kamax mit Standorten in Homberg und (noch) in Alsfeld steht vor besonderen Herausforderungen, wie ein Kamax-Sprecher sagt. »Die Erfüllung der Kundenbedürfnisse ist deutlich erschwert.« Er lobt die Beschäftigten für Verständnis und Einsatzwillen. Dadurch seien die Auswirkungen von Covid-19 an den deutschen Standorten gut begrenzt worden. Bereits seit Februar 2020 achte ein Pandemie-Team darauf, dass die Vorgaben eingehalten werden. Sie werden an die deutschen und internationalen Standorte vermittelt. Frühzeitig galten Abstandsregeln sowie das Tragen von Mund-Nase-Schutz im Umgang mit Kollegen. Arbeitsplätze, Handläufe und Türgriffe werden desinfiziert. Besucher sollen einen negativen Corona-Test vorlegen. Beschäftigte im Büro sollen »wenn möglich mobil arbeiten«. Das Unternehmen für Spezialschrauben hat in den zurückliegenden Monaten viel investiert, um Büromitarbeitern mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Dazugehören Laptops sowie Softwaresysteme zum Austausch per Videokonferenz. Die Führungskräfte planen auf monatlicher Basis die nötige Anwesenheit der Beschäftigten im Büro mit der Maßgabe, möglichst alle Tätigkeiten mobil zu erledigen. Auch auf die persönliche Situation der Beschäftigten könne so eingegangen werden. »Dies funktioniert bislang sehr gut«, sagt der Sprecher.

Auch in anderen Bereichen gab es Veränderungen. Die Kantinen setzen auf Speisen zum Mitnehmen. Mitarbeiter in der Fertigung sollen alle Kontakte reduzieren und »besondere Abstandsregelungen beim Schichtwechsel und in den Pausen« einhalten. Bei einer Infektion gehen Beschäftigte in Quarantäne.

Betriebsurlaub

Im Forschungszentrum Neu-Ulrichstein bei Homberg wurde vor Weihnachten ein Betriebsurlaub für rund 40 Mitarbeiter, Auszubildende und Studenten bis zum 10. Januar festgelegt. Wie Leiter Prof. Dr. Klaus-Peter Ebke weiter mitteilte, ist die Hygieneausbildung für Schüler vorübergehend ausgesetzt worden.

Für »einige nicht zu unterbrechende Arbeitsbereiche« gelten Ausnahmen. So wurden notwendige Qualitätssicherungsvorgänge bearbeitet, eine abschließende Messreihe durchgeführt und die Laborkulturen von Pflanzen sowie Tieren werden betreut.

Bei der Firma Hürner Luft- und Umwelttechnik (HLU) in Mücke-Atzenhain werden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um Kontakte zu verringern. Abstandsregeln sowie Alltagsmaske, wenn der Abstand nicht einhaltbar ist, und regelmäßiges Lüften gehören dazu. Zudem empfiehlt die Firma den Einsatz der Corona-Warn-App. Um die familiären Bedürfnisse der Mitarbeiter zu berücksichtigen, werden Einzelregelungen getroffen. Wie eine Sprecherin von HLU weiter mitteilt, ist man zügig vom persönlichen Kontakt auf digitales Arbeiten umgestiegen. »Dabei haben wir gemerkt, dass die Digitalisierung neue Möglichkeiten schafft, den Alltag effizienter zu gestalten.« So werden Besprechungen über eine digitale Plattform durchgeführt. Die Regelungen zum Arbeiten von zu Hause aus sind bei HLU individuell mit den Mitarbeitern abgestimmt. »So haben wir Kollegen, die sich im zweiwöchigem Rhythmus abwechseln, aber auch Mitarbeiter, die seit mehreren Monaten auf Wunsch im Homeoffice arbeiten.« In der Produktion der Lüftungsanlagen und in Teilen der Verwaltung sei kein Homeoffice möglich, da setzt man auf individuelle Lösungen, »um eine Kinderbetreuung sicherzustellen«.

Mobile Bankberater

Die Schwierigkeiten stellen sich in einem produzierenden Betrieb wie HLU anders als in einer Bank dar, die naturgemäß viele Kundenkontakte aufweist. Aber auch da sind Lösungen für die Vereinbarung von Beruf und Familie möglich, wie eine Sprecherin der VR Bank HessenLand betont.

Dabei setzt das Unternehmen auf ein »Angebot mobiler Arbeitsplätze«, was auch durch den Trend zur Beratung per Telefon und Computer erleichtert wird. Mit Beginn der Pandemie wurde in der VR Bank HessenLand ein Krisenstab eingerichtet. Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb für Mitarbeiter und Kunden unter den sichersten Voraussetzungen zu führen.

Oft ist es für Bankbeschäftigte nötig, die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten, um Betreuungszeiten der Kinder abzudecken. Angeordnete Quarantänen führen immer wieder zu Arbeitsausfall und Arbeitsstau im Betrieb, sagt die Sprecherin weiter. Und Menschen mit Vorerkrankungen fürchten eine Infektion so sehr, dass sie von zu Hause arbeiten möchten. Die VR Bank bietet ihren Mitarbeitern seit Jahren die Möglichkeit, in unterschiedlichen Standorten der Bank als auch von zu Hause aus zu arbeiten. Bedingt durch die Corona-Pandemie wurde die technische Ausstattung weiter erhöht. »Inzwischen sind bereits 70 Prozent der Mitarbeiter in der Lage, den Ort ihres Arbeitsplatzes täglich flexibel zu bestimmen.«

Mehr Kunden entdecken die Vorteile von Beratungen über den digitalen Weg. Fazit der Sprecherin: »Es wird nicht mehr starr nur im Büro oder zu Hause gearbeitet. Berufliche Verpflichtungen und familiäre Erfordernisse lassen sich besser verbinden, was zudem zu einer höheren Arbeitszufriedenheit führt.«



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