Mit einem heiter geführten und mit auflockernden Anekdoten gespickten Referat zum Thema Trittsicherheit hat die Interessengemeinschaft der Florstädter Sozialverbände dieser Tage ihre Vortragsreihe fortgesetzt. Allerdings unter schlechten Vorzeichen, denn mit Rolf Setulla war der Vorsitzende des VdK-Ortsverbands Nieder-Florstadt und Hauptorganisator der Reihe schwer erkrankt ins Krankenhaus gekommen. Die Begrüßung der Gäste und der Referentin Marina Wessels von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau übernahm Setullas Stellvertreter Walter Knies. Er führte mit Blick auf die vielen anwesenden Senioren in den Vortrag ein, der ihnen dabei helfen solle, Unfälle und Stürze zu vermeiden. Ein Grußwort steuerte auch Bürgermeister Herbert Unger als Schirmherr der Vortragsreihe bei.
Präventionsbeauftragte Marina Wessels ist im Alltag mit Betriebsbesichtigungen im Umkreis befasst und hat seit 2015 das Thema Trittsicherheit auf der Agenda, das sich in erster Linie an Senioren richtet. Parallel zu ihrem Vortrag werden auch kostenlose Kurse mit einer Physiotherapeutin anboten. Sie dauern sechsmal 90 Minuten und können bei Interesse über Walter Knies und Heidi Schmeling-Wißmer koordiniert werden, wenn 15 Personen zusammenkommen und ein Saal zur Verfügung steht.
Wessels begann ihre Ausführungen mit düsteren Zahlen: Alle elf Sekunden, insgesamt 2,8 Millionen Mal pro Jahr, verunglückt ein Mensch im Haushalt - mehr als 11 000 Menschen sterben dadurch jährlich. Zum Vergleich: Im Straßenverkehr kommen im Jahr rund 3300 Menschen ums Leben. 90 Prozent der Unfalltoten im Haushalt sind Senioren, Hauptunfallursache sind Stürze. Somit sterben jeden Tag 27 Senioren nach einem häuslichen Sturz. Alleine 160 000 Oberschenkelhalsbrüche werden jedes Jahr in Deutschland registriert. Die Hälfte davon bleibt nach der Reha nur noch eingeschränkt mobil, 20 Prozent bleiben pflegebedürftig, zehn Prozent sterben innerhalb eines Jahres.
Wessels erläuterte die sogenannte Sturzfalle: Nach dem ersten Sturz folge die Angst vor weiteren Stürzen, was zur Minderung des Selbstvertrauens und zum Rückzug aus dem aktiven Leben führe. Sie sprach auch Ursachen von Stürzen an, wie Schwindel, Sehbehinderungen, Muskelschwäche, Osteoporose oder Flüssigkeitsmangel, und riet zur Abschaffung von Stolperstellen oder schlechter Beleuchtung. Außerdem warb sie für Bewegungsmelder, Aufstehhilfen, spezielle Badmöbel, geschlossenes Schuhwerk und hatte praktische Helfer sowie Checklisten aus ihrem Berufsfeld parat.
Die Vortragsreihe wird fortgesetzt am Donnerstag, 14. November, um 19 Uhr im kleinen Saal des Bürgerhauses Nieder-Florstadt mit dem Film »Ach Luise« zum Thema Demenz. Danach steht Christina Keller, Pflegedienstleiterin des Awo-Stützpunktes Wetterau, für Fragen bereit. Der Eintritt ist frei.