18. November 2019, 21:58 Uhr

Ermittlungen an der Seufzerbrücke

18. November 2019, 21:58 Uhr
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Von Stephan Lutz
Krimiautor Michael Elsaß liest im Saalbau Lux aus seinem dritten Roman. (Foto: Lutz)

Exklusiv war am Samstagabend das jüngste Programm-Highlight von »Florstadt kulturell«, die Lesung mit Michael Elsaß. Der Pressesprecher der Kreisverwaltung ist ein ambitionierter Krimi-Autor, der im Saalbau Lux aus seinem neuen Roman »Tod im Labor« las. Nach »Tod unterm Windrad« und »Tod im Basalt« ist es der dritte Fall von Kommissar Karl-Heinz »Kalli« Wetz aus Echzell.

Für Elsaß war es zudem ein emotionales Wiedersehen mit dem Florstädter Kunst- und Kulturtempel, mit dem er auf spezielle Weise verbunden ist. Im Jahr 2001, als die damals noch ohne Stadtrechte ausgestattete Gemeinde Florstadt den Saalbau Lux gerade zurückgekauft hatte, hatte er sich dafür eingesetzt, dass der Wetteraukreis hier den Kulturpreis an Andreas Maier verleiht. Damals sprach Elsaß vom »morbiden Charme«, der von dem betagten Gemäuer ausgehe. Für Bürgermeister Herbert Unger damals eine Win-win-Situation, denn durch die Veranstaltung konnte er Kontakte zu anderen Mitarbeitern im Kreishaus knüpfen, die ihm den Weg zu EU-Fördermitteln ebneten und die Renovierung und Modernisierung des Saalbaus mit aktueller Sound-, Licht- und Heizungsanlage enorm beschleunigten.

Im Roman muss Kommissar Kalli Wetz den Mord an Dr. Thomas Gärtner aufklären. Der geniale, aber unbeliebte Wissenschaftler forscht für die industrielle Fleischproduktion und kommt scheinbar unter tragischen Umständen in seinem Labor ums Leben. Die Wetz’schen Ermittlungen zielen zunächst auf die Aktivisten der militanten Tierschutzszenerie, später zieht es ihn in akademische Kreise.

Private Probleme lassen den Kommissar noch menschlicher erscheinen, wenn die Mutter mit dem Tode ringt, die Tante verhaftet wird und der Sohn mit den Aktivisten sympathisiert. Das Bingenheimer Ried ist sein Lieblingsplatz und Rückzugsort.

Kalli ist ein echter Wetterauer mit Ecken und Kanten und bei seinen Nachforschungen zieht es ihn durch die gesamte Heimat. Der Leser freut sich über Lokalkolorit, wenn in Bad Vilbel, Friedberg, Bad Nauheim, Karben und - zur Freude der Besucher - auch in Florstadt recherchiert wird. Die Seufzerbrücke und der Park in Staden, das »Klein-Venedig« der Wetterau, sind Austragungsorte einer amüsanten Szene, in der Wetz auch mal rot werden kann.

Überhaupt kreiert Elsaß seine Charaktere mit spitzer Feder, und spielt beim Lesen mit Stimmen und Stimmungen. Auch der Humor bleibt nicht auf der Strecke, wenn als Passwort des gesperrten Computers des Opfers der Name seiner verhassten Schwiegermutter eingegeben werden muss; oder Elsaß genüsslich den »Duft« von im Zugabteil ausgezogenen Schuhen samt Loch in der Socke beschreibt.

Hundert Seiten vor dem Finale beendete er die Lesung; er hatte genug Lust auf diesen und seine weiteren Krimis gemacht. Die Idee zum Romanthema kam Elsaß beim Anschauen eins Fernsehberichts zum Thema industrielle Fleischproduktion, wie sie mehrheitlich in Discount-Märkten landet. Kein Wunder, dass Elsaß seine Lesung mit »Es ist manchmal besser nicht zu wissen, wie Wurst oder Gesetze gemacht werden« einleitete.

Elsaß lebt in Hanau, ist seit 30 Jahren Pressesprecher des Wetteraukreises und hat außerdem bereits vier Wander- und einen Fahrradführer durch die Wetterau veröffentlicht.



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