Der Leser hat einen »2play Vertrag« über Internet und Telefon abgeschlossen, das Fernsehprogramm empfängt er über Satellit. »Seit Wochen erhalten wir mehrmals pro Woche unverlangte Telefonanrufe von Unitymedia, von der Nummer 030-6 93 39 69 74.« Eine Nummer, die man nicht zurückrufen kann. Die Anlässe seien unterschiedlich, schildert der Leser. »Mal wird nett nachgefragt, ob unser Internet nach einer Störung wieder funktioniert; die Störungen hätte mit unserem fehlenden TV-Vertrag zu tun. Mal wird behauptet, wir würden über Unitymedia fernsehen, daher müsse unser Anschluss stillgelegt werden, wenn wir nicht Fernsehen dazu buchen.« Die Anrufer verfügen offenbar über die Vertragsdaten der Kunden. Und sie geben nicht auf. »Soeben rief eine Frau an, meldete sich als Unitymedia-Kundendienst und kündigte an, dass wir jetzt einen TV-Vertrag bekommen - was wir gar nicht wollen.« Den Vertrag hat der Leser umgehend storniert.
Der Mann ist mit seinem Ärger nicht alleine. Das Internetportal ifun.de berichtete im Februar von ähnlichen Fällen. Die Anrufer behaupteten, sie müssten einen Kabelanschluss abklemmen und wollten den Kunden neue Verträge aufschwätzen. »Unzählige Foreneinträge belegen, dass diese Masche weit verbreitet und auch schon seit mehreren Jahren gängige Praxis ist. Die Anrufe erfolgen wiederholt auch immer wieder bei den gleichen Kunden, teils sogar obwohl diese der Verwendung ihrer Kontaktdaten für diese Zwecke widersprochen haben«, schreibt ifun.de. Die Einträge in den Foren lauten »Es ist unseriös und passiert leider immer wieder« oder auch »Schmeißt den Kerl achtkantig raus, wenn der kommt.«
Weitere Werbeversuche
Wie eine Mitarbeiterin der Presseabteilung von Unitymedia mitteilt, sei das Haustür- und Telefongeschäft grundsätzlich »ein etabliertes Mittel zur Kundengewinnung und wird von Unternehmen aus der Kabel- und Telekommunikationsindustrie - wie auch Unitymedia - grundsätzlich auf Basis der gesetzlichen Vorschriften eingesetzt«. Im Rahmen verschiedener Vertriebskooperationen arbeite Unitymedia sowohl mit Inhouse-Mitarbeitern als auch mit externen Partnern und Agenturen zusammen. Das »geschilderte Verhalten des vermeintlichen Mitarbeiters darf so natürlich nicht vorkommen«, heißt es weiter. »Wir prüfen den Fall selbstverständlich.«
Das Angebot der Pressestelle von Unitymedia, den Fall des Lesers zu überprüfen, lehnte dieser gegenüber der WZ ab. »Das sind übelste Drückerkolonnen-Methoden und ich befürchte, wir sind nicht die einzigen in Friedberg, die darunter zu leiden haben.«
In der Tat: Am Dienstag meldete sich eine Friedbergerin bei der WZ, die einen »merkwürdigen Anruf« erhalten hatte. Ein Mann mit starkem Akzent habe ihr angekündigt, Unitymedia verlege demnächst neue Rohrleitungen. Deshalb könne sie einen neuen Vertrag abschließen, mit dem sie zehn Mal schneller im Internet unterwegs sei. Das ganze koste nur rund zehn Euro mehr im Monat. Als die Frau antwortete, er solle ihr das Angebot schriftlich zuschicken, war das Gespräch beendet; Post bekam sie bislang keine. Die Frau ist Mieterin der Friedberger Wohnungsbaugesellschaft. Ein Anruf dort ergab, dass es keine Kenntnisse über die Verlegung neuer Rohrleitungen gibt.