Los geht’s langsam. Zum Einfahren quasi. Und damit sich die, die nicht regelmäßig auf einem E-Bike sitzen, an ihr Gefährt gewöhnen können. Tourenleiterin Elfriede Pfannkuche fährt vorweg, die elfköpfige Gruppe, drei Männer, acht Frauen, hinterher, den Vulkanradweg bei Glauberg entlang.
Zwei Stunden werden sie unterwegs sein, und später am Abend, wenn es bereits dunkel ist, wird der Tacho knapp 23 Kilometer anzeigen.
Das ist die durchschnittliche Strecke, die Tourenleiterin Pfannkuche für die E-Bike-Ausflüge einplant. Den ganzen Sommer über ist die erfahrene Radfahrerin mit Gruppen durch die Wetterau gefahren. Zum Herrnhaag nach Büdingen, zur Seufzerbrücke nach Staden, ins Kloster Engelthal bei Altenstadt. Immer im Schlepptau: Frauen und Männer, die das Angebot der Tourismus-Region Wetterau nutzen.
Reinhold Hennrich zum Beispiel. Der Senior kommt aus Schwickartshausen, ist regelmäßig dabei und findet: »Es macht so eine Laune, wenn man auf einem der Dinger sitzt und es saust los.«
Lossausen will er auch heute, an diesem sonnigen Spätsommertag. Es ist die letzte Feierabend-Tour für dieses Jahr. Und die zwölfte seit Saison-Beginn, bei der Hennrich mitfährt. Er ist also schon Profi, bestens ausgestattet (Handschuhe und Helm dabei), und mag es am liebsten, schnell zu fahren. »Ich bin immer vorne mit dabei«, sagt er. »Manchmal komme ich mir vor wie so ein Jagdhund, dann muss ich auf die anderen warten.«
Zwei andere Männer, auch regelmäßig dabei, hören ihm zu, gucken sich an, der eine zum anderen: »Den weisen wir heute aber mal in seine Schranken.« Bevor die Männer allerdings ihren »Wettkampf« austragen können, gibt es noch einiges zu organisieren; zumal neben den »Wiederholungstätern«, wie Pfannkuche sie nennt, immer auch Neulinge dabei sind.
Tourenleiterin Pfannkuche kümmert sich, holt ein Fahrrad nach dem anderen aus dem kleinen Schuppen am Glauberger Bahnhof, verteilt Helme, Körbchen und Taschen. Sobald alles koordiniert ist, jedes Fahrrad seinen Fahrer hat, geht es ums Einstellen. Sattel höher? Oder niedriger? Sitzt der Helm auch richtig?
Eine Frauengruppe ist zum ersten Mal dabei. Die fünf Freundinnen sind aus Essen angereist. Eine von ihnen jedoch stammt aus der östlichen Wetterau. »Ich habe meine Freundinnen hierher eingeladen«, erzählt sie. Und was eignet sich besser zum Heimat zeigen als eine geführte Radtour?
Damit alles klappt, erklärt Pfannkuche die Grundlagen. Dass es vier Modi der Motorenunterstützung gibt: Eco (wenig Motorenunterstützung, »für flache Strecken bestens geeignet«), Tour, Sport, Turbo (»unser Joker« - wenn es zum Beispiel steil bergauf geht). Mit den vollgeladenen Akkus würde man an die 75 Kilometer schaffen, sagt sie. So weit geht es aber heute nicht.
Übrigens, sagt Pfannkuche noch vor der Abfahrt: Die Geschichten von sich selbstständig machenden E-Bikes sind Märchen. Genaugenommen handelt es sich bei den Exemplaren in Glauberg um Pedelecs (wie bei 98 Prozent aller auf den Straßen fahrenden E-Bikes). Bedeutet: Der Motor wird durch Sensoren aktiviert, die die Trittfrequenz messen. Wenn man also nicht in die Pedale tritt, arbeitet der Motor nicht. Heißt auch: Beim Bergauffahren ist es am Besten, in einen niedrigen Gang zu schalten und viel, aber dafür mit wenig Kraft zu treten.
Auch Werner Reutzel fährt gerne bei den Feierabend-Touren mit. Er ist schon oft zu Hause mit dem eigenen E-Bike gefahren. Weil er am Berg wohnt, wenn er in die Stadt muss, aber lieber das Rad nimmt, zumal das die Parkplatzsuche erleichtert. In der Gruppe mitzufahren sei aber noch mal ein besonderes Erlebnis.
Heute geht es von Glauberg nach Lindheim, querfeldein nach Altenstadt (zwischendrin kurze Stopps, in denen Pfannkuche von der Umgebung erzählt) und weiter nach Himbach - Päuschen in einer Straußwirtschaft. Prost, kleiner Snack, weiter geht’s.
Am Ende ist es dunkel und kühl geworden. Aber, sagt Reinhold Hennrich: »Es war wieder schön.« Und: »Man hat bei den Touren einen ganz anderen Blick auf die Heimat - so, als würde man sie zum ersten Mal sehen.«