Im April gab es nahezu dieselbe Situation schon einmal. Damals, als sich der Vertragspoker zwischen dem FC Bayern München und Manuel Neuer bereits einige Monate hinzog, meldeten sich der Fußball-Nationalkeeper und sein Berater in einem Doppel-Interview zu Wort. Der Tenor: Die kolportierten Zahlen (20 Mio. Euro Gehalt pro Jahr) stimmen nicht. Die Vertrauensbasis zu den Entscheidungsträgern sei gestört. Und überhaupt, schimpfte Neuer, »ärgert es mich«, dass »gezielt Sachen nach außen getragen werden«.
David Alaba formulierte es am Montagabend nur punktuell anders. Derjenige, mit dem die Verhandlungen um eine Verlängerung des im kommenden Jahr auslaufenden Vertrages derzeit stocken, meldete sich via »Bild« zu Wort - und sagte: »Ich wünsche mir, dass meine vertragliche Situation nicht in der Öffentlichkeit geklärt wird.« Ein paar »Aussagen und Berichte der letzten Wochen« haben den 28-Jährigen daher »verwundert und durchaus auch verletzt«, wieder geht es um Zahlen, Gehalt wie Provision, um Laufzeiten und um das kleine, aber doch wichtige Wort »Wertschätzung«. Alaba, der sich aktuell im Spannungsfeld zwischen Uli Hoeneß (»Berater ist ein geldgieriger Piranha!«) und Berater Pini Zahavi sowie Vater George befindet, betonte: »Dieser Club ist für mich nicht irgendein Verein, er ist Zuhause, Familie, Heimat.« In einer Familie mal »anderer Meinung zu sein«, sei normal: »Aber es bleibt innerhalb der Familie. Das werde ich auch weiter beherzigen.«
Die Vorwürfe sind von Alabas Seite klar platziert worden. Während Neuer und sein Berater im Frühjahr vor allem den damaligen Sportdirektor und heutigen -Vorstand Hasan Salihamidzic als Maulwurf ins Gespräch brachten, geht es dem Österreicher und seinem Berater-Team um den Stil der gesamten Führungsetage. Die harschen Worte, die Hoeneß am Sonntag im »Doppelpass« wählte, waren der Sache sicherlich nicht zuträglich. Die Fronten sind verhärtet, Vater George bezichtigt die Bayern-Seite »schmutziger Lügen«, Zahavi - den Bayern aus den langen Verhandlungen mit Robert Lewandowski bestens bekannt - beteuert, mit Salihamidzic nie über eine konkrete Provision gesprochen zu haben.
Machtwort von Rummenigge nötig
Nach Verhandlungen im frühen Sommer in München, einer eigentlich positiven Unterredung zwischen Karl-Heinz Rummenigge und Alaba sowie Gesprächen am Rande des Champions-League-Turniers in Lissabon steht nun Aussage gegen Aussage. Alaba wünscht sich, »dass wir zeitnah eine Lösung finden, damit der Club, die Verantwortlichen, meine Mitspieler aber auch die Fans wissen, woran sie sind.« Tendenz: schwierig.
Ein Machtwort von Rummenigge dürfte die nächste Wortmeldung sein, sie ist auch notwendig. Denn eigentlich wollen - wie bei Neuer - beide Seiten ja weiterhin zusammenarbeiten. Alaba trägt seit zwölf Jahren das rote Trikot, ist Leistungsträger, Wortführer und hat in Trainer Hansi Flick einen Fürsprecher. Man will ihn nicht ziehen lassen, kann aber - auch hier: wie bei Neuer - nicht alle Forderungen erfüllen.
Neuer hat einen Monat nach dem Wut-Interview verlängert. Man traf sich: irgendwo in der Mitte. HANNA RAIF