09. Oktober 2020, 19:48 Uhr

Von Gartzen vor Fetzer

09. Oktober 2020, 19:48 Uhr
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Von Alexander Wissgott
Der Lindener Sebastian von Gartzen beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring auf dem Weg zum Klassensieg. (Foto: awp)

Das »ADAC Total 24 Stunden-Rennen« am Nürburgring zählt neben Le Mans zu den weltweit bekanntesten Rennklassikern. Für viele Rennfahrer ist es ein großer Traum, einmal dort teilnehmen zu können. Der Busecker Dennis Fetzer feierte bei der Fahrt zweimal rund um die Uhr in der Eifel in diesem Jahr sein Debüt und landete auf dem zweiten Klassenrang. Als Vorbereitung dienten dem jungen Piloten neben seinen Einsätzen in der ADAC GT4 Master Serie auch die Rennen der Langstreckenserie am Nürburgring.

Sebastian von Gartzen aus Linden, der seine Heimat eigentlich im Rallyesport hat, nahm den Klassiker in der Eifel bereits zum zweiten Mal unter die Räder und sicherte sich den Klassensieg.

Das Rennen, zu dem sich 97 Teams gemeldet hatten, wurde aufgrund der aktuellen Pandemie vom Mai nun in den Herbst verschoben. Vom Wetter in der Eifel sagt man, dass es so manche Eigenart hervorbringen kann. Und diese Prophezeiungen wurden am Rennwochenende voll erfüllt. Bereits am Freitag im Nachttraining gab es auf der 26 Kilometer langen Strecke aufgrund von Regen so manchen Ausrutscher, verbunden mit einigen Unterbrechungen. Für von Gartzen und seine beiden Teamkollegen sowie die Rennfahrerin Claudia Hürtgen lief das Qualifying aber perfekt und so konnten sie den BMW M4 auf die Poleposition in der Klasse stellen. Direkt dahinter auf Platz zwei landete das Fahrertrio mit Fetzer im Porsche Cayman GT4 des Alied-Racing Teams.

Aus heimischer Sicht sollte es also ein spannendes Rennen werden. Am Samstag um 15.30 Uhr gingen die Teams in zwei Startblöcken ins Rennen. Bereits jetzt waren bei kalten Temperaturen und Niesel- regen Regenreifen notwendig. Das Team um von Gartzen musste sich gleich zahlreicher Angriffe erwehren und Startfahrer Schrey sortierte sich als Dritter ein. Zu Beginn der Nacht übernahm der Lindener das Steuer des nunmehr wieder auf Rang eins liegenden BMW von Bonk-Motorsport. Mit konstant schnellen Runden hielt er die Führung bei immer schlechter werdenden Bedingungen. So entschied dann gegen 22.30 Uhr die Rennleitung, das Rennen erst einmal für zwei Stunden zu unterbrechen. Bis zum Abbruch bewies auch Dennis Fetzer sein Talent und kämpfte sich mit schnellen und fehlerfreien Runden auf den zweiten Platz zurück, sechs Minuten hinter dem BMW. »Die Bedingungen kurz vor Abbruch des Rennens waren unglaublich hart und anspruchsvoll. Wir hatten Aquaplaning auf weiten Teilen der Strecke, gepaart mit sehr schlechten Sichtbedingungen, stellenweise blieben mir nur die weißen Linien am Rand der Fahrbahn als Orientierung«, beschrieb er die Runden bis zur roten Flagge.

Die katastrophalen Bedingungen hielten lange an und so wurde das Rennen erst am Sonntagmorgen um 8 Uhr wieder aufgenommen. Die Zeitabstände wurden neutralisiert und so stand Fetzer beim Restart nur zwei Plätze hinter von Gartzen. Mit der richtigen Reifenwahl, bei immer noch wechselnden Bedingungen, konnte der Porsche in Führung gehen. Fetzer hatte mit der schnellsten Rennrunde in der Klasse einen großen Anteil daran. An der Spitze liegend, wurde das Team dann aber in eine Kollision verwickelt und verlor durch die Reparatur den sicher geglaubten ersten Rang. Doch auch das Quartett mit von Gartzen blieb nicht verschont und aufgrund von Elektronikproblemen, die den Motor in den sogenannten Notlauf schickten, verloren sie viel Zeit. Am Ende blieb es bei der Führung, auch wenn man, um Sprit zu sparen, nicht die volle Leistung abrufen konnte. Der Porsche mit Fetzer kam noch einmal sehr nahe, musste sich dann aber mit einem Rückstand von 1:47 Minuten und dem zweiten Rang begnügen. Im Gesamtklassement bedeutete dies Platz 26 und 27.

Der Sieg im Duell der Mittelhessen ging damit an den Lindener Sebastian von Gartzen. »Ein spannendes Finale mit Happy End und einem fantastischen, verdienten Sieg für das ganze Team! Ein großes Dankeschön an das Team Hofor Racing by Bonk Motorsport und Nagarro, unserem Sponsor, dem wir es zu verdanken haben, ein bisher einzigartiges Racing Team zu sein, dass im Sport nicht nur Höchstleistung bringt, sondern auch eine komplette Rennsaison klimaneutral fährt«, bilanzierte von Gartzen.

Fetzer zeigte sich nach dem Rennen mit gemischten Gefühlen, wusste aber die Leistung aller Beteiligten einzuordnen: »Den Sieg mit solch einem Vorsprung kurz vor Ende unverschuldet aus den Händen gerissen zu bekommen, ist natürlich schade. Dennoch bin ich mit meinem ersten 24-Stunden-Rennen sehr zufrieden, ich habe bei unfassbar harten Bedingungen keine Fehler gemacht und zugleich das Maximum gegeben. Ein großer Dank geht dabei an mein Team und meine Teamkollegen, die ebenfalls alle einen perfekten Job abgeliefert haben, sowie an meine Sponsoren und Motul Deutschland für die tatkräftige Unterstützung.«

Den Gesamtsieg holte nach 85 gefahrenen Runden der M6 von »Rowe Racing« und sicherte BMW somit den 20. Gesamtsieg beim Langstreckenklassiker. Auf Rang zwei fuhr der R8 des »Audi Sport Teams« vor dem nächsten BMW M6 von der Schnitzer Truppe.

Bis zu 8500 Zuschauer, die mit coronabedingten Sicherheitsabständen auf den Tribünen des Grand-Prix-Kurses saßen, erlebten ein denkwürdiges Rennen, das viele spektakuläre Momente und unter anderem die siebte wetter- bedingte Unterbrechung in der Historie des 24-Stunden-Rennens bot.



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