Die Gießener hatten zwei Wochen Zeit, die deftige Klatsche aus dem Heimspiel gegen die Merlins aus Crailsheim zu verdauen. Die Nichtteilnahme am Pokal bescherte der Mannschaft von Pete Strobl ein spielfreies Wochenende. Am Samstag steht der Basketball-Bundesliga-Alltag wieder an. Bei den wiedererstarkten Baskets aus Oldenburg streben die 46ers um 20.30 Uhr (live auf MagentaSport) im »Kellerduell« ihren ersten Auswärtssieg an, was für die personell gebeutelten Gießener aber alles andere als leicht sein wird.
Aktuelle Lage: Bei den Gießen 46ers ist nach der 70:104-Pleite gegen Crailsheim Ernüchterung eingekehrt. Der Heimauftritt gegen die »Zauberer« war bisher das schlechteste Spiel der Saison. Keine Körperspannung, kein unbedingter Siegeswille, kein Tempo, keine Passgenauigkeit, kein Teamspiel, kein Insidespiel, kaum Treffer aus der Distanz und ein Defense zum Vergessen - ob individuell oder als Mannschaft. So hatte sich die neu formierte Truppe aus der Lahnstadt zuvor noch nicht präsentiert. So fragte man sich, was ist los mit der Mannschaft? Und nach dem Debakel kam peu à peu alles ans Licht. Einige Protagonisten schlugen sich mit kleineren Verletzungen herum, bei einigen fehlte die Form. Das, was aber alle mitgenommen hat und bei jedem im Unterbewusstsein vorhanden war, war die schockierende Nachricht ein paar Stunden vor dem Heimspiel, dass der Bruder von einem der aktuellen 46ers-Spieler erschossen worden war. Dabei handelte es sich um den Bruder von BJ Blake, der gegen die Merlins dennoch unbedingt spielen wollte. Blake flog einen Tag später in seine Heimat und nahm Abschied. Seit Montag ist er wieder in Gießen und trainiert mit der Mannschaft. In Woche eins der Übungseinheiten standen viele Laufeinheiten und hartes Training auf dem Programm. Ab Montag ging es ausschließlich um die gezielte Vorbereitung auf das schwere Auswärtsspiel in Oldenburg. Insgesamt fordert Strobl eine Leistungssteigerung und nimmt dabei zwei seiner vermeintlichen Leistungsträger in die Pflicht: »Nuni Omot und Kyan Anderson müssen liefern. Die beiden sind nicht hier hergekommen, um Rollenspieler zu sein. Wir haben uns gedacht, sie sind die Leitwölfe. Nuni und Kyan sind für uns sehr wichtig.«
Der Gegner: Die Baskets aus Oldenburg haben eine radikalen personellen Schnitt hinter sich. Acht Stammspieler haben den Club verlassen, sechs neue kamen hinzu. Unter anderem der Gießener Alen Pjanic, der vor der Saison von den 46ers für das Dableiben stark umworben war, sich aber letztlich für einen Dreijahresvertrag bei den Oldenburgern entschied. Der Mannschaft von Mladen Drijencic scheint nach einem holprigen Start in der vergangenen Woche mit dem Sieg gegen Bamberg der Befreiungsschlag in der Bundesliga gelungen zu sein. Am Mittwoch zeigte die in der BBL als Playoff-Kandidat gehandelte Mannschaft um Topscorer Cameron Clark (Powerforward, 16,2 Punkte pro Spiel) auf internationaler Ebene (Champions League) gegen den spanischen Spitzenverein aus Burgos ebenfalls eine gute Leistung, obwohl es zum Sieg nicht reichte.
Lazarett: Bjarne Kraushaar laboriert noch immer an seiner Oberschenkelverletzung. Bis Mittwoch hat er noch kein einziges Training absolviert. Wie sein Aufbauspieler-Partner Kendale McCullum. Der Guard fehlte bereits wegen einer Schulterverletzung fast die komplette Vorbereitung. Sein erstes Punktspiel für die 46ers bestritt der Aufbauspieler am dritten Spieltag gegen Heidelberg. Bisher überzeugte er aber nur einmal - und das als der Starting-Playmaker. Aktuell plagt er sich erneut mit seiner lädierten Schulter herum. Hinter den Einsätzen von Kraushaar und McCullum stehen dicke Fragezeichen. »Die Zeiten sind gerade nicht so, wie ich sie mir wünsche«, sagt Strobl. Bei den Baskets aus Oldenburg ist Shooter Michal Michalak wieder in den Kader zurückgekehrt. In der CL-Begegnung gegen Burgos saß er zwar auf der Bank, kam aber nicht zum Einsatz. Weiter fehlen wird den Niedersachsen Max Heidegger, dessen Verletzung bei weiteren Untersuchungen als Muskelfaserriss diagnostiziert wurde.
Das sagt 46ers-Trainer Strobl: »Die Leute schauen auf die BBL-Tabelle und sagen, die sind nicht so gut. Oldenburg ist aber ein Champions-League-Team mit einem Kader voller talentierter Spieler, gepaart mit der nötigen BBL-Erfahrung. Dennoch: Wir müssen uns verbessern. Wir haben bisher ein schlechtes Spiel gespielt - das gegen Crailsheim. Wir müssen zeigen, dass das ein Ausrutscher war.«