Für eine »gute Seele« gibt es nicht diese eine, allgemeingültige Definition. Eine Annäherung liefert das Folgende: »... ist eine unverzichtbare Person, die eine Organisation zusammenhält und die sich für ihren Einsatz Anerkennung verschafft hat.«
Anerkennung wurde Christa Doppler in letzter Zeit von vielen Seiten zuteil. Zu ihrem 80. Geburtstag im Dezember 2020 blickte ihre Weggefährtin Petra Baller für die TSG auf das zurück, was Doppler ehrenamtlich für den Verein leistet. Sport sei ihre Berufung, heißt es da. Und: »Da sind sich alle Gruppen einig und können es nur bestätigen. Ein herzliches Dankeschön für die vielen so gut vorbereiteten Übungsstunden.«
Die so Gelobte freut sich über die schönen Worte und blickt gleichzeitig nach vorne. »In meinem Leben dreht sich alles um Sport, Tanz und um Bewegung. Ich fühle mich fit und mache gerne weiter, weil es mir sehr viel Spaß macht«, erklärt sie.
Mit fünf Jahren ging Christa Kaiser zum ersten Mal bei der TSG Wieseck in die Turnstunde. Nach ihrer Heirat mit dem Salzburger Josef »Sepp« Doppler bauten sie in Alten-Buseck ein Haus und 1973 trat sie in die TSG ein. Christa Doppler begann als Helferin beim Kinderturnen und machte ihre erste Übungsleiterlizenz »Gymnastik und Tanz«. Fortan leitete sie Jugend- und Erwachsenengruppen, studierte Showtänze mit ihnen ein, die dann beim Fasching zur Aufführung kamen. Sie stellte sich zudem immer wieder den Herausforderungen, bei Sportveranstaltungen wie dem Tag des Sports in der Wieseckaue, Gymnastik- und Tanzveranstaltungen des DTB, beim Turngau Mittelhessen, den Licher Erlebnistagen, dem Hessentag und vielen Kreisveranstaltungen mit ihren Gruppen mitzuwirken und den Sportverein zu repräsentieren.
1976 gründete sie im Vorfeld der 1200-Jahr-Feier Alten-Busecks mit ihrem Mann Sepp, der Musiker war, eine Volkstanzgruppe. Ein Hobby, eine Leidenschaft, die die Aktiven in 30 Jahren nicht nur auf heimische Bühnen, sondern auch nach Brasilien, Irland, Frankreich und Österreich führte. Es folgten weitere Ausbildungen zur Übungsleiterin »Seniorensport« und für »Sport in der Prävention, für Rückenschule und Rückengymnastik«. Ein Angebot, das so großen Anklang fand, dass sich gleich sechs neue Gruppen bildeten. Mittlerweile ist Christa Doppler seit über 45 Jahren als Übungsleiterin für die TSG Alten-Buseck tätig - Ende offen. Denn bis zur Corona-Zwangspause leitete sie die Seniorengymnastik, die Rückenschul-Kurse und die Frauengymnastik. Nach den Lockerungen bietet sie nun wieder mittwochs um 9, 10 und 11 Uhr Rückengymnastik im Sportheim sowie donnerstags zwischen 15 und 16 Uhr Seniorengymnastik in der Harbig-Halle an.
Ihre »Schützlinge« schätzen an ihr besonders, wie sie Übungen anleitet, wie sie fördert und fordert. Stets aufgeschlossen für neue Trends, immer auf dem Laufenden, so hat es Petra Baller über Christa Doppler formuliert. Fortbildungen und auch die regelmäßige Verlängerung ihrer Lizenzen halten sie immer auf dem neuesten Stand. Doch was motiviert nach all den Jahren immer noch, unermüdlich weiterzumachen?
Motivation und Geselligkeit
»Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie gut den Menschen Bewegung tut«, sagt sie. »Sobald man damit aufhört - und das merkte man ja durch die Corona-Pandemie - verliert man Muskelkraft und Beweglichkeit.« Es freue sie, wenn sie merke, »dass die Bewegung den Menschen guttut«. Es sei nicht schlimm, wenn es hier und da einmal zwicke. »Dann kann man trotzdem in Bewegung bleiben. Ich versuche, die Menschen dazu zu motivieren, auch zu Hause etwas zu machen. Denn eine Stunde pro Woche ist eigentlich zu wenig.« In Corona-Zeiten ruhte die Vereinsarbeit weitgehend - auch für Christa Doppler war das eine ungewohnte Situation. »Wir hielten trotzdem Kontakt. Zu Weihnachten hat jeder ein kleines Präsent bekommen. Das gehört dazu. Es geht auch darum, die Menschen in schwierigen Zeiten zusammenzuhalten.«
Schwierige Zeiten - Christa Doppler kennt sie aus eigener Erfahrung. Ende 2020 starb ihr geliebter Ehemann Josef. Halt findet sie bei den Familien ihrer beiden Söhne, bei den Enkeln und dem Urenkel.
Auch die Ablenkung durch den Sport fehlte ihr in dieser Zeit. Aber es ist nicht nur der sportliche Aspekt, es sind auch die sozialen Kontakte, die leiden. »Das Miteinander ist mir besonders wichtig. Wir machen außerhalb der Übungsstunden Wanderungen und ein Sommerfest. Das Gesellige, das gehört einfach dazu.« Die 80-Jährige hat sich nach Lockerungen der Beschränkungen gesehnt, inzwischen bietet sie wieder wie zuvor beschrieben Kurse an. Übrigens: Ihre Übungsleiterlizenzen hat sie gerade bis 2025 verlängern lassen, die Zukunft ist geplant.
Über sich selbst als »gute Seele« zu sprechen, ist nicht einfach. Auch für Christa Doppler nicht. Das übernimmt ihre Freundin und Übungsleiter-Kollegin Petra Baller: »Was sie in den Übungsstunden macht, ist super. Sie lässt sich immer etwas Neues einfallen. So vielfältig, so gut qualifiziert - das gibt es nicht oft. Dazu ist sie topfit, macht vielen Jungen noch etwas vor. Von Denkaufgaben bis zur Fußgymnastik - Körper und Geist werden bei ihr trainiert - ein ganzheitliches Programm.«
Und Bruno Endrejat, Vorsitzender der TSG Alten-Buseck, ergänzt: »Ich bin eigentlich vorsichtig mit dem Wort ›unverzichtbar‹, aber auf sie trifft es zu. Sie ist sehr beliebt bei den Kursteilnehmern, immer mit vollem Elan bei der Sache. Wir sind sehr froh, dass wir sie in unserem Verein haben. »Was sie für die TSG leistet, ist enorm.«
Für ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement wurde Christa Doppler mehrfach geehrt. 2001 wurde ihr die »Goldene Ehrennadel« der Gemeinde Buseck für außergewöhnliche Verdienste um den Sport überreicht. Zudem wurden sie und ihr Mann mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen zur Würdigung langjähriger ehrenamtlicher Leistungen für Verdienste um die Gemeinschaft sowie mit der Ehrenmedaille in Gold der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege ausgezeichnet.