21. Januar 2021, 22:29 Uhr

Verantwortung übernehmen

Olle Forsell Schefvert übernimmt für zwei weitere Spielzeiten Verantwortung beim Handball-Bundesligisten HSG Wetzlar. Als frischgebackener Vater hat er nun auch privat mehr Verantwortung zu übernehmen.
21. Januar 2021, 22:29 Uhr
Daniela_Pieth
Von Daniela Pieth
Krafteinheiten mit einem blinzelnden Auge: Olle Forsell Schefvert mit der Balance zwischen Lockerheit und Anspannung. FOTO: VOGLER

Erleichterung zu Anfang des Jahres bei den Anhängern von Handball-Bundesligist HSG Wetzlar. Rückraum-Allrounder Olle Forsell Schefvert hatte seinen auslaufenden Vertrag um zwei Jahre bis zum 30. Juni 2023 verlängert. In diesen Tagen nun kam zudem sein erstes Kind, Celine, auf die Welt. Bei einem Spaziergang mit Hund Simba in der Lahnaue hat uns der 27-jährige Schwede, der seit 2017 für die Grün-Weißen spielt, einen Einblick in seine (Gefühls-)Welt gestattet und seine größten Wünsche und Ziele verraten.

Das sind ja gute Nachrichten gleich zu Jahresbeginn.

Ja, kann man wirklich sagen. Wir sind über den Jahreswechsel in Deutschland geblieben, nicht nach Schweden gefahren.

Aus gutem Grund, weil Ihre Lebensgefährtin Astrid ein Kind erwartet hat?

Ja, sie war hochschwanger. Unsere Tochter ist am 17. Januar geboren. Wir hatten schon überlegt, ob wir nach Hause fahren, aber mit den neuen Corona-Regeln hätte es zu viel Stress gegeben.

Sind Kind und Lebensgefährtin Astrid wohlauf?

Ja, alles gut, alle Tests sehen gut aus. Wir sind sehr froh.

Wie fühlt man sich als frischgebackener Papa?

Ich war zunächst sehr enttäuscht, dass ich wegen Corona nicht bei der Geburt dabei sein konnte. Meine Freundin war die ganze Nacht allein. Ich hätte zwar nicht viel machen können, aber ich wäre gerne da gewesen. Es fühlt sich an, als hätte ich die ganze Schwangerschaft verpasst. Das nervt mich ein bisschen. Als Celine dann da war, durfte ich bis drei Stunden nach der Geburt dableiben, dann ist sie auf eine andere Etage gekommen, und ich musste nach Hause fahren. Das war ein komisches Gefühl. Aber wir haben einen Hund zu Hause und ich habe mit ihm gesprochen (schmunzelt).

Seit wann sind Ihre Freundin und Tochter zu Hause?

Sie sind zwei Tage in der Uni-Klinik Gießen geblieben. Ich hätte sie auch schon nach ein paar Stunden holen können, aber es ist unser erstes Kind und so war es uns sicherer. Wir haben beide noch keine Ahnung, und so sind auch alle Untersuchungen gemacht worden.

Die zweite aufregende Sache war die Vertragsverlängerung.

Genau. Wir haben letztes Jahr schon darüber gesprochen und meine Freundin und ich haben uns dann entschieden, hier zu bleiben. Anfang Januar habe ich den Vertrag unterschrieben.

Welche Gründe sprechen für Wetzlar und die HSG?

Als Profisportler gibt es derzeit eine einfache Antwort: die Pandemie. Wir wollten nicht so viel reisen, im Sommer nicht umziehen, weil wir ein Kind bekommen haben. Aber ich fühle auch, dass ich sportlich mit meiner Reise hier in Wetzlar noch nicht fertig bin und hier noch viel bewegen kann. Wir haben vielleicht eine noch bessere Mannschaft als letztes Jahr, haben den THW Kiel mit neun Toren geschlagen. Man sieht also, wir können jeden Gegner bezwingen, liefern aber leider auch noch schlechte Spiele ab. Ich selbst kann mich noch weiterentwickeln, um in entscheidenden Phasen des Spiels bessere Entscheidungen zu treffen.

Dabei hilft Ihnen noch etwa ein halbes Jahr Trainer Kai Wandschneider.

Er macht einen super Job. Wenn mich meine Freunde in Schweden fragen, was mein Coach gut macht, kann ich vor allem eines sagen: Er hat das Fingerspitzengefühl, wie er mit der Mannschaft umgehen muss. Das ist nicht die alte Schule, wenn wir schlecht spielen, bekommen wir Straftraining. Er hat das richtige Gefühl, wie er eine Mannschaft behandeln, sie motivieren muss. In den letzten Jahren mit Kai habe ich immer mehr Verantwortung bekommen. Im ersten Jahr war Alexander Hermann vor mir klar die Nummer eins. Dann habe ich meine Chance in der Abwehr bekommen und habe sie genutzt.

Zur neuen Saison kommt mit Benjamin Matschke ein neuer Trainer. Kennen Sie ihn, was halten Sie von ihm?

Ich kenne ihn noch nicht persönlich, sondern nur als Trainer von den Eulen Ludwigshafen. Dort sind, glaube ich, nicht so viele Profihandballer unter Vertrag, aber er holt mit seiner Mannschaft in den wichtigen Spielen die Punkte. Er macht einen guten Job in Ludwigshafen. Ich hoffe, er ist sehr motiviert, wenn er nach Wetzlar kommt. Das ist für ihn auch eine neue Reise. Es ist wie immer, wenn ein neuer Coach kommt: Er sieht Handball auf einem Weg, der vielleicht ein anderer ist, als ich ihn sehe. Wir müssen auf jeden Fall zusammenarbeiten, denn weder der Trainer noch wir Spieler können alles allein machen.

Der neue Vertrag läuft bis 2023. Was haben Sie sich vorgenommen mit der HSG und auch persönlich?

Mein Traumziel ist es, europäisch zu spielen. Das ist vielleicht ein hohes Ziel, aber wir haben in den letzten Jahren fast immer einen einstelligen Tabellenplatz erreicht. Wir brauchen ein hohes Ziel, um dafür arbeiten zu können. Das ist vielleicht ein bisschen hochmütig, weil das auch viele andere Mannschaften sagen. Aber wenn du höhere Ziele in der Saison setzt, bist du immer motiviert. Mein persönliches Ziel ist, auch im Europapokal zu spielen. Und wenn das mit Wetzlar klappt, bin ich sehr froh. Ich hoffe und gebe alles, um das zu erreichen.

Sie sind fast Ihr gesamtes Profihandballerleben in Mittelhessen. Was schätzen Sie an der Region, wie geht es Ihnen hier?

Die ruhige Zeit hier. Ich kann mit meinem Hund ins Feld gehen. Ich habe zehn Jahre in einer größeren Stadt in Schweden gewohnt. Ich möchte nicht sagen, es ist zu viel Stress, aber zu viele Leute. Hier ist mehr Wald, hier ist das Lahnufer - das gibt einem eine innere Ruhe. Als junger Spieler zieht es einen vielleicht eher in eine große Stadt, uns nicht. Es ist ja nicht weit nach Köln oder Frankfurt, wir haben große Städte in der Nähe.

Am Montag war Trainingsauftakt. Wie sind die ersten Einheiten gelaufen? Wer fehlt alles?

Wir haben erst Krafttraining gemacht und sind dann in die Halle. Kristian Björnsen, Anton Lindskog und Lenny Rubin sind bei der WM und Stefan Cavor und Emil Mellegard noch bei ihren Nationalteams. Es fehlen fünf Spieler, für Fußball reicht es aber auf jeden Fall noch (lacht).

Müssen die Trainer mitspielen?

Ich glaube Kai will, aber das Tempo ist zu hoch (lacht).

Im Februar geht die Saison weiter und hoffentlich bald auch wieder mit Zuschauern.

Ja, diese Corona-Pandemie muss endlich enden. Ich weiß nicht, wie viel Geld die Länder für die Vakzine gezahlt haben. Hoffentlich funktionieren die Impfstoffe und alle können bald wieder ein normales Leben führen und Menschen treffen. Wichtig ist, dass die Wirtschaft wieder läuft und die Schulen geöffnet werden. Ich bin sehr froh, dass ich meinen Beruf ausüben kann. Ich hoffe wirklich für alle anderen Menschen, die keine Profisportler sind, dass sie auch wieder ein normales Leben führen können.



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