Gießen agierte mit viel Feuer, musste im vierten Viertel aber den Ausfall von Jordan Barnes verkraften.
Der quirlige Guard war mit 15 Punkten einer der vielen Aktivposten der Mannschaft, wurde in der 33. Minute aber von Frankfurts Lauryanas Beliauskas zu Boden gestreckt. »Wir müssen sehen, wie lange er uns fehlen wird. Es besteht Verdacht auf Gehirnerschütterung«, sagte 46ers-Coach Branislav Ignjatovic nach dem Spiel.
Gießen dominierte die Partie gegen das Erstligateam aus Frankfurt fast über die gesamten 40 Minuten auf Basis einer extrem hungrigen Verteidigungsleistung. Die 600 Fans in der Osthalle reagierten euphorisch auf die defensive Schlagkraft des runderneuerten Teams, das bis zur siebten Minute keinen Feldkorb zuließ. Über die Stationen 18:6 (9.), 34:20 (16.) und 38:26 segelte man einer zweistelligen Führung zur Halbzeit entgegen. Frankfurt konnte mit einem 10:0-Lauf im dritten Viertel nochmals auf 58:62 heranschnellen, war aber auch im Schlussviertel überfordert mit gallig agierenden Mittelhessen.
Dies frustrierte die Skyliners merklich. Barnes unsanfter Begegnung mit einem Frankfurter Ellbogen folgten weitere unschöne Szenen. Luis Figge musste beim Kampf unterm Brett einstecken, Roland Nyama geriet in die Beinschere des am Boden liegenden Alexander Richardson. Bis auf Barnes blieben alle anderen Beteiligten immerhin unverletzt. In der Halle brodelte es.
»Es war definitiv ein weiterer Schritt in die richtige Richtung«, so Ignjatovic, der im Gegensatz zum letzten Testspiel wieder auf eine Neuner-Rotation zurückgreifen konnte. Maximilian Begue und Finn Kahl waren zwar noch angeschlagen, spielten aber mit. Allein Steffon Mitchell pausierte mit einer Zerrung vorsorglich.
Manager Sebastian Schmidt lobte die Performance von den Rängen - und war mit den 600 gekommenen Fans hochzufrieden: »Ich habe den Jungs beim Reingehen in die Kabine gesagt, dass sie sich auf eine schöne Saison freuen können.« Zuvor war das Team unter stehenden Ovationen und diversen Gesängen verabschiedet worden.
Emotional holte das Testspiel gefühlt mehr Leute ab als viele der oft blutleeren Auftritte in den zwei letzten BBL-Jahren. »Wir wollen immer 120 Prozent geben und den Leuten etwas zurückgeben«, sagte Center Stefan Fundic, der mit 14 Punkten und 8 Rebounds an seine guten Leistungen der vorangegangenen Spiele anknüpfte und die junge Frontcourt-Guarde der Skyliners immer wieder vor Probleme stellte.
Zweistellig scorte des Weiteren auch Nyama (11) und Nico Brauner (14). Ohne den Konterlauf im dritten Viertel wäre die Partie vermutlich viel früher entschieden gewesen. Respekt musste man dem Team zollen, dass es sich nach dem starken Konterlauf der Frankfurter Gäste schnell berappelte und dabei eine gewisse Kaltschnäuzigkeit an den Tag legte.
Nach zwei punktelosen Minuten zu Beginn des Schlussviertels generierten die 46ers Offensivrebounds wie am Fließband, die schließlich Fundic trotz eines Fouls in Punkte ummünzen konnte. Auch vor einem Dreier von Figge in der 38. Minute waren massenhaft offensive Bretter in den Händen der Gießener gelandet. Das damit einhergehende 74:62 war die Vorentscheidung. Mit Ausnahme des dritten Viertels, das mit 29:22 an die Gäste ging, gewann Gießen alle anderen Durchgänge und hielt den Rivalen vom Main stets unter 20 Punkten.
Von den Rängen schallte es »Der MTV ist wieder da« und »Ich habe meine Liebe an den MTV verloren« in Dauerschleife. »Es ist nach wie vor nur ein Vorbereitungsspiel«, trat Schmidt auf die Euphoriebremse. Vor allem die Verletzung von Barnes sei nun abzuwarten. Am Potenzial der Mannschaft besteht nach diesem Auftritt aber gewiss kein Zweifel. Nächster Testspielgegner ist nun Jena, gegen die es auswärts am Mittwoch geht. Regulärer Saisonstart ist am 1. Oktober gegen Bremerhaven.
Gießen: Barnes (15), Winn (n.e.), Brauner (14), Döntgens (n.e.), Begue, Fundic (14), Figge (9), Kahl (8), Martin (6), Strangmeyer (3), Nyama (11), Mitchell (n.e.).
Frankfurt: Wankg (3), Samare (5), Beliauskas (5), Obiesie (21), Richardson (4), Onya (n.e.), Brenneke (5), Onyejiaka (n.e.), Robertson (5), Tubutis (16), Adekunle (7), Hecker (n.e,).