Seit Anfang Juni dürfen die Fußballer im Bereich der Senioren in Hessen wieder auf den Fußballplatz. Der stetig sinkende Inzidenzwert hat dies möglich gemacht. Vom normalen Trainingsbetrieb ist man aber aktuell noch weit entfernt. Denn nach knapp sieben Monaten Zwangspause heißt es erst einmal, langsam zu beginnen. Aber auch in den verschiedenen Fußballkreisen Hessens waren die Funktionäre in den letzten Tagen nicht untätig. So hat der Kreisfußballausschuss Gießen ein mögliches Modell für die neue Saison in Online-Konferenzen vorgestellt, das auf großes Wohlwollen der Vereine stieß.
So sieht die Planung der Fußballkreise Gießen und Alsfeld für die Saison 2021/22 folgende Vorschläge vor:
Favorisiert wird eine Einfachrunde. Bei einer Liga mit 18 Vereinen ergibt das 17 Spieltage. Das würde vieles erleichtern, denn bei einer erneuten Unterbrechung aufgrund der Corona-Pandemie könnte man wohl zumindest die Einfachrunde zu Ende spielen. Dementsprechend wäre eine Wertungsmöglichkeit bei Abschluss der Einfachrunde möglich. Sollte dies ohne Zwangspause möglich sein, dann wird man auf Kreisebene anschließend Auf- und Abstiegsrunden spielen. »Damit ergeben sich für die Vereine eigentlich nur noch attraktive Spiele in der jeweiligen Runde. Jedes Spiel ist ein Relegationsspiel, in jedem Spiel geht es um etwas. Keine langweiligen Spiele mehr. Bei einer Doppelrunde ohne Mitnahme der Punkte ist die Aufstiegsrunde eine mit Sicherheit hochspannende Geschichte«, sagt Gießens Kreisfußballwart Henry Mohr (Kleinlinden). Vorgesehen ist, dass die Teams, die die Aufstiegsrunde bestreiten, die Punkte aus der Einfachrunde nicht mitnehmen, während die Vertreter der Abstiegsrunde ihre mitnehmen, um ihre Absteiger zu ermitteln. Das gilt für die Kreisoberliga, die Kreisliga A Gießen und Kreisliga A Alsfeld/Gießen sowie die B-Ligen.
Dieses Modell hat Mohr am vergangenen Freitag in einer Online-Videokonferenz gemeinsam mit seinem Stellvertreter und Kreisoberliga-Klassenleiter Hans-Peter Wingefeld den Klubs dieser Klasse vorgestellt. »Wir favorisieren die Einfachrunde«, sagte Wingefeld. Und Mohr wies auf einen wichtigen Aspekt hin: »Das Verletzungsrisiko wird minimiert, denn wir haben neun Monate Zeit.«
Der Tenor bei den Klubs war einhellig - sie unterstützen dieses Modell. »Wir sind damit in alle Himmelsrichtungen flexibel. Das ist top«, sagte Martin Steidl von der FSG Lumda/Geilshausen. Klaus Lotz von der SG Treis/Allendorf meinte: »Wir können damit entspannt in die neue Runde gehen.« Hintergrund ist natürlich, was passieren würde, sollte es noch einmal zu einer längeren Zwangspause wegen Corona kommen. Mit einem solchen Modell wäre man in der Lage, zumindest die Einfachrunde zu absolvieren. Wenn das nicht gelingen sollte, dann aber mindestens 50 Prozent der Runde. Allerdings müsste man dann noch mal dahingehend tagen, um zu sehen, ob man eine sportliche Wertung vornehmen könnte.
»Ein großes Lob an alle. Wir von der SG Birklar befürworten dieses Modell«, sagte Hartmut Jung. »Wir stehen voll dahinter«, signalisierte auch Florian Weihrauch vom TSV Großen-Linden Unterstützung. »Es ist ein Modell, das tragfähig ist, auch für die Zukunft«, lobte Jörg Hildebrand von der TSG Wieseck. »Respekt für dieses Modell, ich finde das wirklich interessant und innovativ«, erklärte Mesut Yenigün vom Kurdischen FC Gießen. Und Hans-Otto Schäfer (SG Obbornhofen/Bellersheim) stellte fest: »Das ist eine sehr gute Lösung.«
Auch bei den Videositzungen der Kreisliga A und der B-Ligen war der Tenor eindeutig. Alle Vereine stehen hinter diesem Spielmodell und freuen sich auf eine attraktive Spielzeit, die wahrscheinlich Ende August beginnen soll.
Der Spielbetrieb auf Kreisebene scheint auf einem guten Weg im Sportkreis Gießen, nun aber müssen sich die Teams auf die neue Saison vorbereiten. Die Verantwortlichen der Fußballkreise Gießen und Alsfeld hoffen, dass dieses Modell Erfolg hat, Spielzeiten wie die beiden letzten will man nicht noch mal erleben.
Eines ist bei allen Konferenzen aber auch deutlich formuliert worden, die Fußballer brauchen eine achtwöchige Vorbereitung, um einigermaßen gerüstet für die neue Runde zu sein.
Kein Déjà-vu mit 2020/2021
Die SG Obbornhofen/Bellersheim war eine der Mannschaften, die einen Nachteil der Annullierung der Saison 2020/2021 erfahren hat. Denn nach zwölf Spieltagen führte die Truppe von Trainer Ralf Landgraf das Klassement an. Elf Siege und ein Remis (2:2 gegen die FSG Lumda/Geilshausen) verbuchten die Fußballer aus Obbornhofen und Bellersheim - waren somit der Titelkandidat in der Kreisoberliga Süd. Doch aus einem möglichen Aufstieg wird nichts, es gibt in Hessen in dieser Saison mit Ausnahme einer Liga keine Aufsteiger. Gemeint ist die Hessenliga, aus der der Hessische Fußball-Verband Tabellenführer SG Barockstadt Fulda-Lehnerz als Regionalliga-Aufsteiger gemeldet hat. Doch die GbR der Regionalliga hat vor Wochen deutlich gemacht, dass es keine Aufsteiger geben wird, da in den jeweiligen Landesverbänden nicht mindestens die Hälfte aller Spiele durchgeführt werden konnte. Die SG hat mit anderen Klubs aber bereits juristischen Widerstand gegen die GbR-Entscheidung angekündigt. Ob der von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt abzuwarten. Zuletzt waren aber Wormatia Worms und Eintracht Trier unterlegen.
Doch zurück zur SG Obbornhofen/Bellersheim. Ralf Landgraf und seine Mitstreiter haben die HFV-Entscheidung akzeptiert - aber so richtig glücklich ist man freilich nicht. »Natürlich geht die Gesundheit aller vor, das steht außer Frage. Aber was hätte denn dagegengesprochen, die Saison 2020/2021 im Herbst fortzuführen?«, fragt Landgraf. Das müssen die HFV-Oberen wissen, die Entscheidung ist aber einstimmig gefallen, nun richtet sich der Blick auf die neue Spielzeit. Aber da türmen sich Probleme auf, wie Landgraf zu berichten weiß: »Der HFV hat die Empfehlung herausgegeben, langsam anzufangen.« So sollen die Vereine beispielsweise mit einmal Training pro Woche beginnen, das langsam in Sachen Qualität und Quantität steigern. Danach richtet sich auch Landgraf, der vor wenigen Tagen zum ersten Aufgalopp geladen hatte. »Das ist eher so eine lockere Einheit, es geht auch darum, neue Spieler zu integrieren. Wir werden nach und nach die Intensität steigern, doch nicht vor Juli«, sagt Landgraf. Er hofft zudem, dass die neue Runde nicht vor Anfang September beginnt. »Wir brauchen alle um die acht Wochen Vorbereitung, um vernünftig in die neue Saison gehen zu können.«
Ähnlich sieht es auch Pascal Rehnelt, der Co-Trainer des Liga-Kontrahenten FSG Homberg/Ober-Ofleiden. »Wir haben schon die erste lockere Einheit gemacht, aber wirklich nur, damit die Spieler mal wieder gegen den Ball treten können - und sich wieder mal auf dem Platz treffen zu können. Wir werden dann Step by Step die Intensität erhöhen. Aber wir brauchen auch die acht Wochen Vorbereitung.«