11. August 2021, 07:00 Uhr

Gruppenliga Frankfurt-West

Gruppenliga Frankfurt-West vor dem Saisonstart: Wetterauer Teams zwischen Favorit und Wundertüte

Sieben Wetterauer Mannschaften gehen in der neuen Saison in der Fußball-Gruppenliga Frankfurt-West an den Start. Der große Check aller Klubs vor dem ersten Spiel am Freitagabend.
11. August 2021, 07:00 Uhr
ACE
Samet Özisli (links) gegen Daniel Walter: Das Stadtpokal-Endspiel zwischen den Gruppenligisten Türkischer SV Bad Nauheim und SV Steinfurth war eine klare Angelegenheit. Entsprechend gehen beide Klubs mit höchst unterschiedlichen Zielsetzungen in die Saison. (Foto: A. Chuc (www.chuc.de))

Mit nur noch 19 statt 20 Vereinen startet die Fußball-Gruppenliga Frankfurt West am Freitag mit den Flutlichtspielen SKV Beienheim - FG Seckbach und FV Stierstadt - FSV Friedrichsdorf (beide 20 Uhr) in die Saison 2021/22. Nach dem freiwilligen Rückzug von Vorjahresaufsteiger FSG Burg-Gräfenrode in die Kreisoberliga Friedberg ist das Kontingent der Wetterauer Vereine von acht auf sieben Klubs (Kader siehe nächste Seite) geschrumpft, die Übermacht der drei teilnehmenden Kreise fällt ab sofort dem Hochtaunus mit acht Mannschaften zu. Der von Fachleuten als stärker eingeschätzte Frankfurter Bereich stellt entgegen der Experten-Meinungen im zweiten Jahr in Folge nur noch vier Vertreter.

Aufsteiger aus den drei Kreisoberligen sucht man im Teilnehmerfeld nach der zweiten coronabedingt abgebrochenen Runde vergeblich, auch von oberhalb aus der Verbandsliga Süd kam durch die Verbandsbeschlüsse kein Verein als Absteiger herunter. Ändern soll und muss sich das im nächsten Jahr, falls es trotz Pandemie gelingen sollte, endlich mal wieder eine komplette Spielzeit zu absolvieren.

Was die Zahl der zu erwartenden Absteiger angeht, sind die Blicke der Wetterauer Teams auf die fünf »Frankfurter« Vereine in der Südstaffel der Verbandsliga gerichtet. Je weniger von ihnen runter in die Gruppenliga müssen, desto weniger Absteiger wird es am Ende geben. Im Worst-Case-Szenario müssten maximal sechs Vereine die Gruppenliga in Richtung ihrer jeweiligen Kreisoberligen verlassen.

SC Dortelweil

Der SC Dortelweil zählt für die Konkurrenz neben dem FC Neu-Anspach und den Friedrichsdorfer Vereinen Sportfreunde und FSV zum Favoritenkreis. Der Aufstieg wird jedoch im Bad Vilbeler Stadtteil nicht offensiv als Saisonziel deklariert. Obwohl der SCD Ende Oktober vergangenen Jahres das Klassement nach fulminanten Siegen wie dem 6:0 über die SF Friedsrichsdorf anführte, gebe es nach Einschätzung des als verlängerten Arm von Trainer Frank Ziegler auf dem Spielfeld operierenden »Co« Julian Mistetzky »keine Garantie dafür, dass das auch wieder so eintritt«. Unter den ersten fünf landen lautet seine bescheidene Vorgabe.

Die einzige Dortelweiler Verbandsliga-Saison 2012/13 liegt mittlerweile neun Jahre zurück, seitdem belegten die Mannschaften von der Untergasse bis auf die Saison 2014/15 (Rang 13) immer einstellige Plätze und waren in den beiden pandemiebedingten unvollendeten Spielzeiten mit den Rängen zwei und eins jeweils auf sehr gutem Weg.

Trainer Frank Ziegler, der als Nachfolger des beinahe legendären Markus Beierle in seine dritte Saison geht, kann auf einen eingespielten Kader bauen. Lediglich Christian Wiemann verabschiedete sich in den »Ruhestand«, vier neue Spieler erweitern seine Optionen, darunter mit dem Defensivspezialisten Ernad Dananovic ein Mann mit Hessenliga-Erfahrung.

Testspiele wurden relativ wenige absolviert, auf die weitere Teilnahme im »alten« Kreispokal verzichtete der Klub. Los geht es zum Auftakt ausgerechnet mit der Auswärtspartie bei den Sportfreunden Friedrichsdorf, die nach der herben Schlappe im Vorjahr hoch motiviert sein dürften.

Türkischer SV

Der Türkische SV Bad Nauheim hat sich in den vergangenen drei Jahren im oberen Drittel der Spielklasse etabliert. Zweimal Platz fünf und einmal sogar Rang drei liest sich die tolle Bilanz des 1973 gegründeten Vereins. In den letzten fünf Spielzeiten gehörte der TSV vier Jahre der Gruppenliga an, 2017/18 gelang mit der Meisterschaft in der Kreisoberliga der sofortige Wiederaufstieg. »Wir wollen weiter unter den Topfünf mitmischen, wenn wir dann mal vollzählig sind, und schauen wohin es geht«, deklariert der Sportliche Leiter Özgür Öztürk das Saisonziel der Kurstädter.

Auf dem Rödgener Kunstrasen bekommen die Anhänger fortan mit Stanley Ike und Rückkehrer Salih Yasaroglu einen regelrechten Traumsturm zu sehen. Ike hatte im letzten Herbst schon satte 19 Treffer markiert, während Yasaroglu bei der DJK Bad Homburg entgegen seinem Ruf mit nur zwei Treffern nicht wirklich gut in Erscheinung trat, an alter Wirkungsstätte an Ikes Seite seine Torjägerqualitäten aber wiedererlangen sollte.

Der Kader von Spielertrainer Tufan Tosunoglu hat sich nur marginal verändert, eine wesentliche Verstärkung ist noch der vom Mitte-Verbandsligisten FC Cleeberg schon im Winter losgeeiste Yannik Baier.

Die Vorbereitung war geprägt vom Aus im »alten« Kreispokal im Elfmeterschießen beim VfB Friedberg, einigen Testspielen und der Teilnahme am Stadtpokal, den man gegen Ligakonkurrent SV Steinfurth im Finale gewann (6:2). Fazit: Gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Saisonstart, wenn zum Auftakt die Spvgg. Fechenheim an der Brückenstraße zu Gast ist.

SKV Beienheim

Beim SKV Beienheim geht Trainer Matthias Tietz erst in seine zweite Saison. Der langjährige Übungsleiter des FC Olympia Fauerbach betrachtet nach Rang acht in der Vorsaison die neue Runde als Übergangsjahr. Platz acht bis zwölf wäre nach sieben Zugängen und sechs Abgängen im Reichelsheimer Ortsteil akzeptabel. Dabei belegte Beienheim seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2017 durchweg in vier Jahren einstellige Tabellenränge.

Qualität und Erfahrung kam vor allem durch die Ankunft von Michael Walther am Bahndamm an, der lange Zeit unter der Regie von Tietz am Elachfeld als Kapitän fungierte. Mit dem Kader ist Beienheim von der Torhüterposition bis zum Angriff gut aufgestellt, konnte in den Kreispokal-Spielen gegen die Hessenligisten Türk Gücü Friedberg (0:2) und insbesondere gegen den FV Bad Vilbel (6:5-Sieg im Elfmeterschießen) Selbstvertrauen gewinnen. Als Nächstes steht das Auftakt-Match vor heimischer Kulisse am Freitag gegen die FG Seckbach an. Tietz’ Spielstil steht für Ordnung und Disziplin. Mit seiner klaren Ausrichtung setzt er auf Kommunikation mit den Spielern. Das Publikum lässt sich leicht begeistern, wenn der Einsatz auf dem Feld stimmt.

FC Karben

Auch beim FC Karben steht Trainer Karl-Heinz Stete nun in seiner zweiten Spielrunde an der Seitenlinie. Sechs Jahre nach der Neugründung des Nachfolgevereins des einstigen Oberliga-Meisters KSV Klein-Karben möchte die Mannschaft vom Günter-Reutzel-Sportfeld laut dem Sportlichen Leiter Thomas Dechant »besser abschneiden als im Vorjahr«. Platz elf und 14 belegte man in den abgebrochenen Spielzeiten, es fehlte der jungen Truppe vor allem an Konstanz und Stabilität. Fundamental für das Konzept in Karben ist die Kooperation mit dem reinen Jugendverein Karbener SV, aus dem auch in diesem Sommer zehn A-Jugendliche in den Seniorenbereich hochgezogen wurden.

In der Vorbereitung wählte Stete bewusst auch höherklassige Gegner wie den SC Hessen Dreieich oder seinen Ex-Klub FSV Fernwald aus der Hessenliga aus. Das Umfeld mit den beiden im Hintergrund die Strippen ziehenden Sportlichen Leitern Thomas Dechant und Norbert Knödler ist ideal für die ungestörte Entwicklung junger Talente.

Mit dieser Kaderstruktur möchte Karben in der Tabelle ein paar Plätze klettern und damit schon am ersten Spieltag beim 1. FC-TSG Königstein beginnen.

FCO Fauerbach

Bei Olympia Fauerbach wird man den bisherigen Spielertrainer Andreas Baufeldt nicht mehr auf dem Spielfeld, sondern nur noch am Rand wirken sehen. Im vierten Gruppenliga-Jahr nach dem Wiederaufstieg soll es für die Schwarz-Weißen auf einen einstelligen Tabellenplatz gehen, nachdem der FCO in den Vorjahren stets auf zweistelligen Positionen zu finden war.

Mehr Flexibilität im Kader erhofft sich Baufeldt von den überwiegend aus unteren Klassen kommenden Neuzugängen. Nicht mehr am Elachfeld anzutreffen ist der langjährige Kapitän Michael Walther, der Trainer Matthias Tietz nach Beienheim gefolgt ist.

Optimierungspotenzial bestand nach den vielen Gegentoren im Herbst in der Verteidigung, die Wiedererlangung der defensiven Stabilität dürfte fundamental für den Saisonverlauf sein. Stellt sich noch die Frage, wer künftig vorne statt Dauer-Torschütze Baufeldt als Goalgettter in Erscheinung treten soll. Der erst 19-jährige Stürmer Said Sharza spielte sich in den Testspielen in den Blickpunkt. Er kam aus der A-Jugend vom Karbener SV in den Friedberger Stadtteil.

Weiterhin eine tragende Rolle sollte der erfahrene Offensivmann Paul Wischtak spielen. Der Kader sollte auch ohne Baufeldts Präsenz durch die Blutauffrischung mit jungen Fußballern nicht schlechter geworden sein. Ein Auftakterfolg im Derby in Steinfurth könnte den Blick für kommende Aufgaben schärfen.

SV Gronau

Große Fragezeichen stehen hinter der Zukunft des SV Gronau. Nach dem Abgang von Aufstiegstrainer Florian Schwing dürfte das dritte Jahr in der überregionalen Spielklasse das schwierigste werden. Denn weite Teile des letztjährigen Teams haben sich in alle Winde zerstreut, die neu formierte Mannschaft konnte sich in einer sehr schwierigen Vorbereitung aufgrund von vielen Urlaubern und Ausfällen wegen Verletzungen und infolge von Corona-Impfungen noch nicht finden. Die Gronauer absolvierten unter der Regie von Trainer Marijan Ziza lediglich drei Testspiele. Dass das letzte Spiel vom 13. Juli datiert, seitdem sämtliche vorgesehene Testkicks aus Personalmangel abgesetzt wurden und auch offenbar kein weiterer Test vor dem Auftaktmatch bei der TSG Niederrad vorgesehen ist, ist zumindest ungewöhnlich. Immerhin: Rückkehrer Elvir Pintol weiß sicherlich noch wo das Tor steht und stellte dies trotz seiner 39 Jahre in den Tests unter Beweis. »Natürlich sind wir aktuell eine Wundertüte, da wir einige ganz gute, aber auch nicht so gute Testspiele gemacht haben«, sagt SVG-Spielausschussvorsitzender Stephan Firla. »Jetzt schauen wir, wie wir starten, danach haben wir noch ein spielfreies Wochenende, um mit der Mannschaft zu arbeiten.«

SV Steinfurth

Der SV Steinfurth würde unter normalen Bedingungen wahrscheinlich keinen Gruppenliga-Status mehr besitzen, zu ernüchternd verlief die erste Saisonphase vor dem Abbruch im vergangenen Herbst. Da ein freiwilliger Rückzug kein Thema im Rosendorf war und sich der Kader des erst nach dem Aufstieg verpflichteten Trainers Süleyman Karaduman mit elf Abgängen und 15 Zugängen stark verändert hat, heißt es nun im Bad Nauheimer Stadtteil Versuch Nummer zwei bei der Mission Klassenerhalt.

In Test- und Pokalspielen - der SVS scheiterte im »alten« Kreispokal erst im Halbfinale - konnte sich das neue Ensemble für das erste Heimspiel gegen Olympia Fauerbach inklusive Stadtpokal Bad Nauheim reichlich einspielen.



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