Die Fußball-Saison 2020/21 soll nun endgültig abgebrochen und annulliert werden. Das Präsidium des Hessischen Fußball-Verbandes kündigte am Samstag an, einen entsprechenden Antrag auf Saisonabbruch und Annullierung zu stellen.
»Ich denke, es war eine nachvollziehbare und gut begründete Entscheidung, die sich an der Sachlage orientiert hat«, gab Friedbergs Kreisfußballwart Thorsten Bastian zu verstehen. »Es ist doch ganz klar, dass das jedem Beteiligten sehr leid tut. Aber die Situation lässt doch nichts anderes zu. Vor einem Jahr wusste ich gar nicht, was eine Inzidenz ist. Jetzt werden wir täglich mit diesen Zahlen konfrontiert.«
Auch aus der Nachbarschaft kamen ausschließlich verständnisvolle Worte. »Es gab in ganz Hessen ein klares Votum der Vereine für diesen Abbruch. Anders macht es keinen Sinn«, sagte Gießens Kreisfußballwart Henry Mohr. Frank Heller (Alsfeld) meinte: »Es tut mir leid für alle Aktiven und Kinder, aber es bringt nichts, irgendetwas übers Knie zu brechen. Die Gesundheit und Vernunft geht vor.« Nun gehe es auch darum, alternative Spielformen für die kommende Saison zu erörtern, um flexibler reagieren zu können.
Die finale Entscheidung wird durch den Verbandsvorstand in einem formalen Umlaufverfahren getroffen. Danach wird die Saison Corona-bedingt abgebrochen, es findet kein Auf- und Abstieg statt.
Ausgenommen von dieser Entscheidung sind bis dato noch die Hessenligen im Herren- und Frauenbereich sowie bei den A-, B- und C-Junioren sowie den B-Juniorinnen.
Diese Klassen bilden Schnittstellen zu anderen Verbänden - eine gesonderte Entscheidung durch den Verbandsvorstand bezüglich einer Wertung oder Annullierung soll zeitnah getroffen werden. Da aus den Regionalligen Absteiger zu erwarten sind, muss unter anderem die Frage von potenziellen Aufsteigern aus den Hessenligen geklärt werden - auch wenn erst wenige Partien absolviert sind.
Die Pokalwettbewerbe sind vom Abbruchs-Antrag unberührt. Derzeit besteht weiterhin das Bestreben, die Wettbewerbe wegen der Anbindung an den DFB-Pokal regulär zu Ende zu bringen. Auf Kreisebene könnte diese Option im Vorlauf an die neue Saison wahrgenommen werden. Im Hessenpokal gestaltet sich die Lage schwieriger. Dort treffen im Achtelfinale aktuell aktive Regionalligisten wie der FSV Frankfurt auf ausgesetzte Vereine.
HFV-Präsident Stefan Reuß ließ durchblicken: »Dieser Weg der Entscheidungsfindung ist kein Schnellschuss, sondern ein sorgsam vorbereiteter, breit abgestimmter und wohl überlegter Prozess.«
Natürlich falle dieser Schritt nicht leicht, »da wir dafür stehen, den Vereinen die Wettbewerbsspielmöglichkeit zu bieten. Wir stehen für den Fußball und wollen, dass Fußball gespielt wird.« Aber: »Jede andere Möglichkeit wäre in der aktuellen Situation mit den im Laufe der Pandemie erworbenen Erfahrungswerten unseren Mitgliedern gegenüber nicht zu vertreten gewesen.« Ein Trainingsstart wäre aufgrund der aktuellen Corona-Verordnungen in Hessen frühestens am 18. April möglich gewesen.
Selbst bei einem sofortigen Trainingsstart nach jenem 18. April 2021 sei »schon jetzt in einer großen Anzahl der Spielklassen absehbar, dass eine Hinrunde nicht vollständig abgeschlossen werden könnte«, erklärte der Verband.
So schlussfolgern Reuß und seine Kollegen, dass nach den Beschlüssen der Konferenz der Ministerpräsident*innen sowie der Bundeskanzlerin vom 22. März und der daraus resultierten Verfügungslage eine sportliche Beendigung der Saison nicht mehr möglich sei.
Zuletzt hatte sich auch im Fußballkreis Friedberg eine deutliche Mehrheit für einen Abbruch der Spielzeit ausgesprochen - lediglich zwei Vereine hatten sich für eine Fortführung bzw. Ausdehnung der Saison ausgesprochen.