. Eine Umarmung hier, motivierende Worte dort. Die Stimmung im Foyer der Buderus-Arena anlässlich des Fantreffens der HSG Wetzlar war fast schon familiär geprägt. Und das musste sie auch sein, da waren sich Spieler und Fans einig. Die Mannschaft rund um Kapitän Till Klimpke nutzte die gesellige Gelegenheit, um nachzuhören, wo der Schuh drückt.
Die Anhänger hingegen machten deutlich, dass sie ihre Jungs weiter unterstützen, komme was wolle. Zu lachen hatten alle in den vergangenen Monaten recht wenig, doch an diesem Mittwochabend wurde gescherzt und geschmunzelt. Balsam für die geschundene Seele, sowohl beim Team wie auch bei den Unterstützern.
Doch Geschäftsführer Björn Seipp hatte die Dauerkarteninhaber und den Fanclub nicht nur eingeladen, um den Spielern die nötige Motivation vor der nächsten Aufgabe gegen den Bergischen HC (Sonntag, 16.05 Uhr) zu verschaffen. Er nutzte die Gelegenheit, um die Anhänger darüber zu informieren, was hinter den Kulissen los ist. »Uns verbindet die Liebe und Unterstützung mit unserem grün-weißen Club. Wir sind gekommen, um uns zu informieren, Meinungen abzugeben und um unseren Spielern Zuspruch zu geben«, begann der HSG-Geschäftsführer seine Ansprache. Die Verantwortung gegenüber den Fans spüre das gesamte Team der Geschäftsstelle jeden Tag. »Emotionen, Sorgen, unterstützende Worte«, ergänzte Seipp und betonte: »Was wir an allererster Stelle brauchen, das ist Unterstützung für die Jungs. Das sind richtig gute, und das tut denen am allermeisten weh.«
Für den früheren Hallensprecher stand das Thema Druck im Vordergrund. »Druck kann aber auch leistungsfördernd sein. Wenn das so ist, dann ist unser Druck super: Wir müssen alle enger zusammenrücken. Als Fans, als Mannschaft, als Kollektiv.« Es gehe konkret um den Klassenerhalt. »Wir müssen uns mal die Meinung sagen. Nicht anonym, versteckt hinter Pseudonymen im Internet. Das bringt uns kein Stück weiter«, sagte Seipp.
Doch der Geschäftsführer wollte den mehr als 200 Anwesenden noch jemanden vorstellen. »Er ist Kroate und er weiß, wie sein Job funktioniert. Unser neuer Coach: Hrvoje Horvat.« Der Trainer nutzte die Gelegenheit, ein paar Worte an die Fans zu richten, bevor es in die Fragerunde an ihn ging. »Die Jungs brauchen ein Erfolgserlebnis. Dann wachsen auch die Flügel und wir fliegen Richtung Klassenerhalt. Ich glaube, dass sich der heutige Abend bereits am Sonntag auszahlen wird«, sagte Horvat.
Dass Kritik in beide Richtungen geht, das bewies auch der harte Kern der Anhängerschaft. An Horvat gerichtet, stellten sie die Frage, was der Fanclub für die Mannschaft besser machen könne. »Das ist eine nette Frage. Wir brauchen eine bessere Energie. Wenn die Minuten kommen, die nicht gut sind, dann müssen wir alle da durch. Nur gemeinsam geht das«, unterstrich Horvat.
Den Vorschlag, zwei Trommler aus der Unterstützungsriege der HSG in den Tunnel zu stellen, wenn die Spieler einlaufen, begrüßte der Trainer ebenfalls. Doch der 45-Jährige musste sich auch Kritik an der Spielweise seiner Sieben gefallen lassen. »Warum bezieht ihr eure Außen so wenig ins Spiel ein?«, hakte eine Anhängerin nach - und die Frage wurde mit Gejohle und Applaus quittiert. Doch Horvat blieb gelassen und direkt. »Uns fehlt dafür die Breite. Die Jungs wollen durch die Mitte kommen. Wenn wir zu viele Bälle nach außen bringen, vergeben wir zu viele Chancen. Wegen des hohen Drucks verwerfen wir die dann. Drei Spiele in Folge ist der gegnerische Keeper der beste Spieler auf dem Feld gewesen.«
Ein weiterer Anhänger lobte, dass sich der Coach den Fragen der Fans stelle. »Ich habe oft gehört, dass eure Situation Kopfsache ist. Was könnt ihr dagegen tun?« Wieder blieb Horvat nüchtern gelassen. »Selbstvertrauen gewinnst du, wenn so viele Leute hinter dir stehen, wie ihr heute. Wir überlegen jeden Tag, was wir in Richtung Mentalität leisten können. Das wird man Sonntag schon sehen«, sagte der Coach.
Die Fragen an Seipp brachten den 49-Jährigen selbst nicht aus der Ruhe. »Was ist denn die DNA unserer Mannschaft?«, fragte einer. »Wir haben eine klare DNA. Sportlich ist unsere Mission, Talente zu entwickeln, die sich zum Ligaspieler entwickeln. Am Ende entscheidet über Erfolg und Misserfolg nur die Qualität«, sagte Seipp. Er betonte, dass er künftig die Zusammenarbeit mit der U23 und den A-Junioren der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen und den Mittelhessen Youngsters ausbauen möchte.
Der Geschäftsführer nannte konkrete Erfolge der Jugendarbeit: »Wetzlar muss sich über gutes Abwehrspiel definieren. Wir haben ein wunderbares Beispiel für ein Eigengewächs: In Wetzlar geboren, bei den Minis mitgespielt, A-Junioren-Nationalspieler, Bundesligatorwart, Nationalspieler - unser Kapitän Till Klimpke«. Doch der war da schon wieder entschwunden.
Die Fragerunde mit dem Coach und dem Geschäftsführer erlebten die Spieler nicht mehr. Sie waren bereits mit dem Verweis auf das Training an diesem Donnerstag gegangen. Mit neuer Motivation und Zuversicht im Gepäck. Ob sich das auszahlt, wird die Partie am Sonntag gegen den BHC zeigen.