15. März 2023, 17:08 Uhr

Die Trommler geben den Takt vor

15. März 2023, 17:08 Uhr
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Aus der Redaktion

. Die Heimstatt der Fans der HSG Wetzlar war bis 2005 die Sporthalle Dutenhofen und ist seit dem Umzug die Wetzlarer Arena. Doch der Geburtsort der organisierten Anhängerschaft der Grün-Weißen ist die Sportsbar Famous in Aßlar. Denn dort trafen sich im Dezember 2003 nach einem Aufruf von Rainer Dotzauer zehn, zwölf Interessierte, um aus der sporadischen und unorganisierten Unterstützung der Bundesliga-Handballer von der Lahn eine dauerhafte Gruppe von Anhängern zu bilden. Aus diesem Treffen heraus entstand der »Fan-Club Grün-Weiß«. So berichtet es Alexander Finke, der nach seiner Zeit als junger Fan (»Ich bin mit der grün-weißen Fahne vor dem Spiel durch die Halle gerannt.«) inzwischen hauptberuflich als Marketing- und Vertriebsleiter in der Geschäftsstelle des Erstligisten arbeitet. »Ich bin einer von drei noch aktiven Gründungsmitgliedern«, sagt er mit einem gewissen Stolz.

Zeitweise waren es rund 180 Mitglieder, die dafür sorgten (und es noch tun), dass die grün-weiße Anhängerschaft bei allen Heimspielen (und bei etlichen Auswärts-Begegnungen) ihren Schützlingen auf dem Spielfeld die notwendige Unterstützung von den Rängen verschaffte und für die Stimmung zuständig war. Dabei geht es schon vor dem Anpfiff los, wenn drei Fahnenträger mit Bannern in den Vereinsfarben in die Buderus-Arena einmarschieren und der Einzelvorstellung der Wetzlarer Akteure auf dem Spielfeld beiwohnen. Danach ist vor allem die Stehplatztribüne hinter dem Tor gefragt als Ort der Unterstützung durch den Fan-Club. Hier ist der Ursprung zu finden für die inzwischen Bundesliga-weit bekannte besondere Atmosphäre bei HSG-Heimspielen. Acht Trommler geben den Takt vor; und es sind nicht nur die organisierten Mitglieder, die die Mannschaft lautstark unterstützen. »Die Stehplatztribüne zieht vor allem junges Publikum an«, hat Finke festgestellt.

Was jetzt wie eine grün-weiße Macht auftritt, hat sich aber erst langsam entwickelt. »Wir sind kontinuierlich an und mit der HSG gewachsen«, blickt das Gründungsmitglied, inzwischen durch seine beruflichen Aufgaben nicht mehr im Auge des Hurrikans der Unterstützung zu finden, zurück. Dieser Rückblick ist untrennbar mit dem Namen Hans-Ulrich Moser verbunden. Denn »Uli« Moser war über Jahre das organisatorische und emotionale Herz des Fan-Clubs und eine Institution bei der HSG. Ende 2019 mussten nicht nur die Mitstreiter auf den Rängen Abschied für immer von ihrem Spiritus Rector nehmen.

Die Zahl der Fan-Club-Mitglieder bei Heimspielen wuchs im Laufe der Spielzeiten stetig an. Und der neunsitzige Kleinbus, der anfangs zur Begleitung bei Auswärtsfahrten diente, ist längst einem Gefährt aus der Gimmler-Busflotte gewichen. Wobei zu manchen Begegnungen ein motorisiertes Fortbewegungsmittel nicht ausreicht und mehrere Busse gechartert werden müssen. Unvergessen bleibt die Teilnahme am Pokal-Final Four 2018 in Hamburg, als nahezu 1000 Wetzlarer Anhänger zum Fan-Treffen in die Hansestadt aufbrachen. »Trotz des sportlichen Debakels war das eine tolle Stimmung«, hat nicht nur Alex Finke gute Erinnerungen an das Wochenende.

Verständlich, dass der Fan-Club Grün-Weiß inzwischen etabliert ist. Zur »Grünen Welle«, dem Pendant beim TSV Hannover-Burgdorf, bestehen sogar freundschaftliche Kontakte. Und auch wenn es einmal (einmal in knapp 20 Jahren!) kleine Probleme mit der Mindener Anhängerschaft gab, betont Finke den freundschaftlichen Umgang mit den Fans der anderen Erstligisten. »Wir kommen aus einer ganz anderen gesellschaftlichen Schicht«, weist er alle Verbindungen und Ähnlichkeiten der Handball-Fans zur Ultra-Szene im Fußball weit von sich. »Das war noch nie ein Thema für uns.« Dabei kommen die Fan-Club-Angehörigen aus einem großen Einzugsgebiet. Limburg, Siegen und Marburg, bis dahin reichen die Adressen der Mitglieder. Aktiv sind sie allesamt in der Wetzlarer Arena. Aber nicht nur während des Spiels. Auch beim Auf- und Abbau für die Heimspiele und bei anderen Veranstaltungen packen die Grün-Weiß-Fans kräftig mit an. Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb sie auch bei den Spielern ein hohes Ansehen genießen. »Die Mannschaft ist unheimlich dankbar für den Support«, berichtet Alex Finke und muss gar nicht auf das obligatorische »Humba« nach Heimsiegen direkt vor der Stehtribüne hinweisen. So stehen auch abseits der Spiel-Unterstützung immer wieder Treffen mit den Trainern und Akteuren der HSG für die Fans auf dem Programm. Termine mit Stammtischen, Sommerfesten, Winterwanderungen zeigen, dass Geselligkeit groß geschrieben wird. Auch bei den Sponsoren sind die Aktivitäten des Fan-Clubs inzwischen gut bekannt. Denn von dort kommt bei Auswärtsfahrten immer mal wieder eine finanzielle Unterstützung. Das war damals im Dezember 2003 in Aßlar noch längst nicht abzusehen.



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