07. Mai 2020, 22:28 Uhr

Eine Gabel macht schon eine Geige

Musik statt Müll - so lautet das Motto eines sehr besonderen Orchesters. Es stammt aus dem Land Paraguay. Die Kinder und Jugendlichen spielen auf Instrumenten, die aus Müll gemacht sind. Auch in Deutschland sind die Musiker schon aufgetreten.
07. Mai 2020, 22:28 Uhr
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Von DPA
Das paraguayische »Orchester der Recycling-Instrumente von Cateura« besteht aus jungen Leuten mit knappen Ressourcen, die rund um die Mülldeponie Cateura in Asuncion leben. Diese Geige wurde aus wiederverwerteten Dingen gebaut. FOTO: EDUARDIO PARRA/EUROPA PRESS/DPA

Ein Mann mit Brille und schwarzem Haar beginnt zu zählen: »Un, dos, tres.« Dann legt das Orchester los. Geigen erklingen, ein Saxofon ist zu hören, Gitarren und Cellos.

Das hört sich erst mal nach einer normalen Orchesterprobe an. In diesem Fall geht es aber um ein außergewöhnliches Orchester: Denn die Musiker spielen auf Instrumenten aus Müll. Es ist das »Orchester der Recycling-Instrumente von Cateura«.

Die jungen Musikerinnen und Musiker stammen aus Paraguay, einem Land in Südamerika. Ihr Dorf liegt am Rande der Hauptstadt Asunción, direkt neben einer riesigen Müllkippe. Diese heißt Cateura. Dort wird der ganze Müll der Stadt abgeladen.

Die Menschen in diesem Dorf sind sehr arm und haben kaum Aussicht auf eine bessere Zukunft. Vor 14 Jahren hatte jedoch ein Mann namens Favio Chavez eine tolle Idee: Instrumente aus Müll.

Eigentlich ist Herr Chavez Abfallexperte. Doch mittlerweile dirigiert er das Orchester und ist mit den Musikern schon um die Welt gereist. William Lopez, einer der Musiker, erzählt mehr über das Orchester. Zum Beispiel verrät er, aus was die Instrumente gemacht sind: »Das Saxofon ist aus einer alten Regenrinne gebaut, die Flöten aus alten Wasserrohren. Mein Kontrabass ist aus einem alten Ölfass gebaut, genau wie das Cello. Die Saiten der Geige sind an einer alten Gabel befestigt.«

70 Tage Arbeit für ein Instrument

Anfangs habe es etwa fünf Tage gedauert, bis beispielsweise eine Geige fertig war. »Das sah dann einer Geige zwar schon irgendwie ähnlich, wirklich gut geklungen hat das damals aber noch nicht«, sagt der Musiker und lacht. Kein Wunder, im Dorf wusste damals ja noch niemand, wie man Instrumente baut.

Doch in den vergangenen Jahren feilten und tüftelten die Handwerker an ihren Plänen. »Heute brauchen wir etwa 70 Tage für ein Ins-trument«, erzählt William Lopez. Und das sieht jetzt nicht nur wirklich aus wie eine Geige, sondern es klingt auch so.

Angefangen hat alles mit etwa 15 Kindern. Heute werden in der Musikschule des Dorfes in Paraguay fast 400 Kinder unterrichtet. Sie lernen Gitarre oder Geige, Cello oder Flöte. Die Älteren aus dem Orchester zeigen den Anfängern, wie es geht. Durch das Orchester habe sich im Dorf vieles verändert, erzählt William Lopez. Zum Beispiel sei die Stimmung anders. Die Menschen hätten wieder mehr Mut. »Und sie sind stolz auf unser Dorf und das Orchester.« Und das stand auch schon mit großen Stars auf der Bühne.



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