Wer dieser Tage den Film »Contagion« von 2011 guckt, traut seinen Augen kaum, so nah scheint das Pandemie-Szenario an der Realität. Dann doch lieber eine Komödie, eine seichte Serie, einen Klassiker etwa beim neuen Streaming-Dienst Disney+ oder ZDF-Melodramen wie »Tonio und Julia«? Empfindliche Gemüter dürften Probleme bekommen, wenn sie ausgerechnet jetzt zum Beispiel die Netflix-Seuchenserie »The Rain« ansehen, den Virus-Klassiker »Outbreak - Lautlose Killer« von Wolfgang Petersen oder den Epidemie-Blockbuster »I am Legend« mit Will Smith im leeren New York.
Die Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher von der Universität Hamburg beobachtet in der Corona-Krise einen speziellen Konsum medialer Inhalte: »Ziel der Zuschauerinnen und Zuschauer ist die Stabilisierung ihrer eigenen Emotionen«, sagt die Medienforscherin. »Im Rahmen der von der Kommunikationswissenschaft als Mood Management bezeichneten Nutzung werden zurzeit gern unterhaltungsorientierte Formate etwa aus den Bereichen Animation und Comedy präferiert.«
In der Tat: Das ZDF-Comedyformat »heute-show« zum Beispiel erreichte kürzlich mit mehr als fünf Millionen Zuschauern einen Quotenrekord. Noch nie in elf Jahren sahen so viele die Satire-News mit Oliver Welke.
Ungeahnte Hochs erfahren auch die Nachrichtensendungen und -sender wie die ARD- »Tagesschau« und ZDF-»heute«, »RTL aktuell« sowie n-tv und Welt. Die RTL-Gruppe verzeichnete in jüngster Zeit neben einem gestiegenen Bedürfnis nach Nachrichtensendungen auch große Lust auf etablierte Formate. So hieß es Anfang April: »Dass die Menschen angesichts der Krise auch verstärkt vertraute Unterhaltungsangebote suchen, zeigen beispielsweise die neuen Jahresbestwerte der RTL-Showhighlights ›Wer wird Millionär?‹ (bis zu 5,36 Millionen Zuschauer im März) oder die zuletzt ohne Studiopublikum produzierten Liveshows von ›Let’s Dance‹ (bis zu 4,98 Millionen Zuschauer).«
»Tatort« erlebt Hochphase
Die Besinnung auf Klassiker scheint im Trend zu liegen: Auch beim beliebtesten TV-Format der Deutschen, dem ARD-Sonntagskrimi »Tatort«, waren die Einschaltquoten in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich. Schauten 2019 im Schnitt jeden neuen Krimi der Reihe gut neun Millionen im Ersten an, waren es am 22. und 29. März und am 5. April jeweils um die zehn Millionen.
Im Vergleich zur unerwarteten Realität liefert der »Tatort« zurzeit geradezu eine heile Welt des Verbrechens. In den vor der Epidemie abgedrehten und nun ausgestrahlten Krimis kommen Corona und Co. natürlich nicht vor. Eine Seuche war beim »Tatort« zuletzt im August 2014 Thema. Damals tauchte im österreichischen Krimi »Virus« in einem beschaulichen Dorf in der Steiermark ein Ebola-Infizierter auf.
Die Medienwissenschaftlerin Bleicher sieht im Internet zurzeit auch ganz neue Ablenkungsmöglichkeiten: »Musiker und Musikerinnen nutzen Instagram als Plattform für Livestreams ihrer Musik etwa als Ersatz für abgesagte Konzerte.« Viele lesen auch mal wieder ein Buch, manche sogar Klassiker der Seuchenliteratur wie »Die Pest« von Albert Camus.
Als eher kurzlebiger Trend dürften unterhaltungsorientierte Formate »in der ansonsten informationsorientierten Corona-Krisenkommunikation« gelten, wie Bleicher es formuliert. So setzte RTL seine sogenannte Quarantäne-WG zur besten Sendezeit mit Oliver Pocher, Thomas Gottschalk, Günter Jauch und wechselnden Talkgästen wie Michelle Hunziker recht rasch wieder ab. »Das war ein Experiment, und wir haben es nach drei Ausgaben auch wieder eingestellt, weil man eine Social- Media-Dramaturgie nicht einfach so aufs TV übertragen kann«, sagte Jörg Graf, Geschäftsführer von RTL Television, im Interview von »medienpolitik.net«. Aus zahlreichen Reaktionen des Publikums wisse man aber, so Graf, dass der Unterhaltung zurzeit »ein besonderer Stellenwert« zukomme: »Viele Menschen sehnen sich nach einem Stück Normalität, nach Tagesstruktur und auch Ablenkung.«
Jeder hat seine eigene Strategie
Bestsellerautor Sebastian Fitzek (»Die Therapie«, »Der Insasse«) gestand der Deutschen Presse-Agentur, dass ihm wichtig sei, dass die ausweglosen Situationen, in denen die Charaktere seiner Psychothriller steckten, die Ausnahme sein sollten - und schon gar nicht Realität. »Jetzt stecken wir tatsächlich in einer existenziellen Krise. Das taugt nicht zur Unterhaltung.« Aber: »Der Mensch muss sich mit spannenden Dingen ablenken, um die Realität kurzzeitig zu verdrängen. Ein Thriller ist dazu in der Lage.« Das könne ganz gesund sein.
Nach einer alten Theorie des antiken griechischen Philosophen Aristoteles haben Tragödien und vielleicht auch Thriller die Wirkung, beim Zuschauer Jammer und Schauder zu erzeugen, was dann die Katharsis bewirke. Durch das Ansehen und Miterleben vollziehe sich eine innere »Reinigung« vom Jammer und anderen Gemütserregungen. Eine seelische Desinfektion, möchte man in diesen Zeiten fast ergänzen.
Welche medialen Inhalte in der aktuellen Krise jemandem helfen klarzukommen, bleibt dem Fernsehwissenschaftler Lothar Mikos zufolge aber individuell. Klar sei nur, dass mehr Medien konsumiert werden, einfach weil die Alternativen fehlten, wenn man sich ans Zuhausebleiben halte, sagt der Forscher von der Filmuniversität Babelsberg, Konrad Wolf. Viele schauten das, was sie sonst auch mögen. Wer sonst keine romantischen Komödie möge, werde sie in Zeiten der Pandemie nicht plötzlich lieben.
Taktisch anspruchsvolle Gefechte und eine Handlung irgendwo zwischen »Transformers«, »Edge of Tomorrow« und »Täglich grüßt das Murmeltier« - »Iron Danger« setzt einen klaren Fokus. Das Rollenspiel der Entwickler von »Action Squad Studios« bringt dazu eine interessante Spielmechanik: Stirbt eine der Heldenfiguren, kann die Zeit um etwa zehn Sekunden zurückgedreht werden.
Was wie ein Freifahrtschein klingt, macht das Spiel aber keineswegs einfacher. Häufig sind etwa Kämpfe dermaßen knifflig, dass man nur durch reichlich Gebrauch der Zeitmanipulation dahinterkommt, wie etwa ein Bossgegner zu besiegen ist.
Auch der Hintergrund von »Iron Danger« ist anders bis ungewöhnlich. Die Story ist beeinflusst von der finnischen Mythologie und dem Nationalepos Kalevala. Dadurch hebt sich das Spiel von den meist eher keltisch oder mittelalterlich inspirierten Welten anderer Rollenspiele auf erfrischende Weise ab.
Neben zahlreichen fantastischen Wesen tummeln sich auch Roboter und Kampfmaschinen in der Welt von »Iron Danger« - eine originelle Mischung.
»Iron Danger« gibt es für PC zum Preis von rund 30 bis 35 Euro. dpa
Die Mediengruppe RTL Deutschland investiert weiter in seine Streaming-Plattform TV Now und startet ein zweites Premium-Abo. Beim »Premium+ Modell«, das monatlich 7,99 Euro kostet und damit drei Euro mehr als das bereits bestehende »Premium«-Abo, gibt es unter anderem diese Neuerungen: Anders als bislang kann die Streaming-Plattform auf zwei Geräten gleichzeitig genutzt werden und exklusive Serien sind auch in der Originalversion verfügbar, wie die private Mediengruppe am Dienstag in Köln mitteilte.
Bislang gibt es einen kostenfreien Bereich, der sich über Werbung finanziert sowie das Premium-Angebot für 4,99 Euro im Monat. Auf TV Now präsentiert die Mediengruppe ihre Sender, die man im Live-Stream sehen kann, auch über Mediathek-Funktion. Dazu gibt es auf der Plattform exklusive Inhalte. Zu den Sendern zählen unter anderem RTL, n-tv, Vox, RTLzwei, Nitro, Super RTL und Pay-TV-Sender der Gruppe wie RTL Crime. Hinzukommen aber auch ausgewählte Serien von anderen Sendern, die zum Teil nicht zur Mediengruppe gehören.
Kunden, die bereits ein Premium-Abo haben, können den Angaben zufolge den Tarif zu Premium+ wechseln und haben dann nur ein Abo. Es soll bei dem neuen Abo auch weniger Werbung geben. Die integrierten Livestreams der 14 Sender der Mediengruppe RTL Deutschland werden allerdings »aus technischen und rechtlichen Gründen nicht verändert - sie zeigen die normalen Werbeintegrationen«. Die Plattform präsentiert sich künftig auch mit einem neuen Logo und Design. Der übergeordnete Medienkonzern RTL mit Sitz in Luxemburg hatte unlängst bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2019 angekündigt, weiter auf den Ausbau seiner Streaming-Dienste in Deutschland und den Niederlanden zu setzen. Bis 2025 sollen jährlich rund 350 Millionen Euro in die Inhalte von TV Now und Videoland fließen.
Die Bertelsmann-Tochter will damit der großen Konkurrenz der US-Giganten wie Disney, Amazon und Netflix etwas entgegensetzen. RTL will hierzulande den Vorteil des lokalen Bezugs ausspielen. Genau darauf setzt auch die private Sendergruppe ProSiebenSat.1 mit ihrer Plattform Joyn. dpa